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Mit plakativen Drucken, der Zapfenleuchte und aufeinander abgestimmten Farben bekommt der Sessel einen modernen Rahmen. Foto: Ulrike Meywald 

N°123


Dänisch in Drensteinfurt

Altes findet Elin in den meisten Fällen erhaltenswert und verwandelt es mit Geschick, Farben und Mustern in etwas Neues. Sie liebt es, Räume zu verändern, am liebsten ihr eigenes Haus in Drensteinfurt, in dem sie mit ihrem Mann Alexander und ihrem Sohn Lasse lebt. 

Text ulrike meywald


Als Elin eine Kündigung wegen Eigenbedarfs bekam, dachte sie, es könne nun nur schlechter werden. „Zu dem Zeitpunkt wohnten wir zur Miete auf dem Land in der einen Haushälfte eines alten Kottens.“ Ihre Suche führte sie nach Drensteinfurt in ein Siedlungshaus von 1969. „Wir waren sofort begeistert, denn die Vorbesitzer hatten nie die ganzen schönen Elemente der Sechzigerjahre entfernt.“ Neben Heizkörperverkleidungen, Stäbchenparkett, Einbauschränken und diversen Möbeln, die sie ebenfalls übernehmen konnten, war es der Kachelofen, der es ihr und ihrem Mann angetan hatte. „Bei der Führung des Maklers hat dieser uns vorgerechnet, was die Entfernung des Ofens kosten würde. Aber das kam für uns natürlich nicht infrage.“

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Der Konsolentisch im Herrenzimmer wird immer wieder neu dekoriert und dient als Blickfang vom Schreibtisch aus. 
Foto: Ulrike Meywald 

Herrenzimmer

Stattdessen diente das Grün der Kacheln als Grundlage für die übrige Raumgestaltung mit grünem Samtsofa und -sessel, grüngelbem Couchtisch und grün gemusterten Sesseln. „Im letzten Haus hatten wir passend zum Kotten viele ältere Möbel, die wir mitgenommen haben. Sie sollten hier aber einen moderneren Rahmen bekommen.“ Das gelang Elin unter anderem mit dem großen gemusterten Teppich, der die Sitzmöbel zu einer Einheit zusammenfasst, und einer Bilderwand mit Drucken und Gemälden.
Durch eine Schiebetür vom Wohnzimmer getrennt, befindet sich das Herrenzimmer. „Das war im Grundriss so bezeichnet, und wir haben den Namen behalten.“ Der Name passt auch, denn es wohnen natürlich mehr Herren als Damen im Haus. Hier ist Platz zum gemütlichen Fernsehen und für Sohn Lasse zum Zocken. „Daher bin ich sehr froh über die Schiebetür, die man schließen kann!“, lacht Elin. Eine blaugraue, nordisch frische Wand lässt Kino­atmosphäre aufkommen und gibt dem Raum mehr Tiefe. Elins Mutter ist Dänin, ihr Vater Deutscher. Ihr Einrichtungsstil ist daher sehr skandinavisch.

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Foto: Ulrike Meywald
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Die Heizungsverkleidung ist neben dem grünen Kachelofen eines der Elemente aus dem Ursprungsbaujahr, die Elin bei der Erstbesichtigung entzückten. Eine Schiebetür trennt das Wohnzimmer vom in Blautönen gestalteten Herrenzimmer. Fotos: Ulrike Meywald
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Vom Grün des Kachelofens inspiriert, arrangierte Elin weitere Möbel und Accessoires in verschiedenen Grüntönen im Wohnzimmer. Foto: Ulrike Meywald

Scandi oder Skandinavisch

„Für mich ist wichtig, zwischen Scandi-Style und skandinavischer Einrichtung zu unterscheiden. 
Keiner aus meinem dänischen Bekannten-, Freundes- und Familienkreis wohnt in Schwarzweiß-
Tönen, wie in den Medien oft der Scandi-Style vorgestellt wird. Die dänische Art zu Wohnen mixt Geerbtes, Flohmarktstücke und Designklassiker auf entspannte Art miteinander. Farben verbinden die verschiedenen Elemente.“ Wichtig ist das hyggelige Zuhause-Gefühl, das sofort aufkommen soll, wenn man sein Haus betritt. Dieses Gefühl hat jeder, der Elins und Alexanders Küche betritt. Ein gemütliches Küchensofa lädt an einer langen Tafel zu geselligen Abenden mit Freunden ein. Ihre Küchenmöbel konnten alle mit umziehen und fanden einen neuen Platz. Die gemusterten Fliesen hatten es Elin ebenso angetan wie der Kachelofen im Wohnzimmer, und so durften auch sie bleiben. Nur der Fußboden, vorher mit Linoleum belegt, wurde erneuert. „Ich habe schon seit 20 Jahren von so einem Industriefußboden geträumt und ihn hier endlich umgesetzt.“ Weil Elin gern selbst Hand anlegt, haben sie und ihre Freundin mit Hilfe eines Handwerkers den Bodenbelag selbst angerührt und aufgebracht. „Anschließend haben wir ihn vier Mal mit Steinöl versiegelt“.

„Die dänische Art zu Wohnenmixt Geerbtes, Flohmarktstücke und Design-klassiker auf entspannte Art miteinander.“ 
– 
Elin
 

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In der Küche durften die Wandfliesen bleiben, der Boden wurde jedoch ausgetauscht. Besondere Stücke, wie die Wiinblad-Teller der Vorbesitzer, bekommen durch die dunkle Blende ihren Auftritt. Fotos: Ulrike Meywald

Erbstücke

Über dem Küchenfenster hängen dänische blau-weiße Teller vor einer schwarzen Blende. „Die stammen ebenfalls von unserem Vorbesitzer und ich war ganz aus dem Häuschen, als ich sie entdeckt habe.“ Es sind Weihnachtssammelteller von Wiinblad die ihr die Tochter des Vorbesitzers ebenso überlassen hat wie viele Möbelstücke. „Wir hatten den Eindruck, dass sie sich darüber freute, dass wieder eine Familie in ihr Elternhaus einzog, die das Haus zu schätzen weiß.“ Sowohl von der Küche als auch vom Wohnzimmer gibt es einen direkten Zugang zum Garten, den die Familie nach ihren Vorstellungen umgestaltete. „In unserem Kotten hatten wir Barbara Gerlach aus Rinkerode für die Gartengestaltung zu Rate gezogen.“ Dabei hat Elin viel gelernt, was sie nun auch in ihrem Garten angewendet hat. „Wir haben etwa ein großes rundes Beet in der Mitte angelegt, hinter dem sich ein lauschiger Platz mit Liege verbirgt.“ Wenn man dort ist, wird man von niemandem gesehen. Witzig findet sie den Umstand, dass sowohl in ihrem letzten als auch heutigen Garten ein Walnuss-, mehrere Apfel-, ein Kirschbaum und eine Magnolie stehen. Manchmal passt es eben einfach.

Instagram: @kontor_fuer_raumgestaltung

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Hinter dem Busch verbirgt sich, vor Blicken geschützt, ein geheimer Liegeplatz mitten im Grün. Elin und Alexander freuen sich besonders über die Bäume im Garten. Fotos: Ulrike Meywald