MÜNSTER! Magazin

Ohne sie wären Kneipen, Clubs und Restaurants, Hotels, Bars und Küchen: nichts. Viele tausend „Gastronomie-Gesichter“ halten unsere Theken- und Tischgenüsse – jeweils auf ihre ganz individuelle Weise – am Laufen. 
Heute: Stefanie Feldhues aus dem 1648 im Stadthaus 1, Foto: Peter Leßmann

N°130


1 Meter 80 Gastfreundschaft

Sie hat den Überblick. Und das liegt nicht nur an Stefanie Feldhues’ Körpergröße! Und auch nicht allein an ihrem „luftigen“ Arbeitsplatz im 11. und 12. Stock über den Dächern der Stadt. Die Metelenerin ist Gastro-Profi seit weit über 30 Jahren und heute im Service sowie als Schichtleitung im 1648 anzutreffen. 

Text britta heithoff


„Was mit Menschen machen“, das wollte die junge Steffi nach ihrem Schulabschluss und wir sagen es mal so: Das hat sie geschafft! Die gebürtige Ochtruperin dachte damals zunächst an eine Berufsausbildung als Arzthelferin oder Krankenschwester, sie hatte auch schon die Fühler in Richtung Münsters Hildegardisschule ausgestreckt. Doch da entdeckte ihre Mutter die Ausschreibung einer Ausbildungsstelle zur Hotelfachfrau in einem kleinen Betrieb im benachbarten Metelen. „Das wäre doch was für Dich, oder?“ fragte diese ihre Tochter und Steffi Feldhues sagt heute: „Mütter haben ja manchmal ein Gefühl dafür. Und Mama hatte den richtigen Riecher … das war tatsächlich genau meins!“. 

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Hoch hinaus und herzlich verbunden: Stefanie Feldhues (hintere Reihe, 2. von links) mit einem Teil des Teams im 1648 – dem Restaurant in der 11. und 12. Etage des Stadthauses 1 im Herzen der Innenstadt. Foto: Peter Leßmann  

Mit Menschen im Gespräch sein, auf verschiedene Persönlichkeiten treffen, fühlen, was die oder der andere gerade braucht: Das ist wohl Steffi Feldhues’ große Stärke. Unglaubliche 26 Jahre lang kamen die Stammgäste im Traditionscafé Grotemeyer an der Salzstraße in den Genuss dieses Gastfreundschaftstalents. Während dieser Zeit gründeten Steffi Feldhues und ihr Ehemann eine Familie, zwei Söhne wurden geboren, wuchsen heran. Dank familiärer Unterstützung blieb Steffi die ganze Zeit im Job, tageweise oder auch mal am Wochenende pendelte sie nach Münster. „Auch die Wege gehörten für mich irgendwie dazu, ich habe sie als etwas Gutes angenommen. Und bei der Arbeit kann ich sehr gut abschalten ‚von dem Rest!‘“, schmunzelt Steffi Feldhues. Sie wusste: Zuhause läuft’s, während sie in Münster Torten serviert und kännchenweise Kaffee ausschenkt. 

Die Schließung von Grotemeyer im Jahr 2019 war natürlich auch für Steffi Feldhues ein herber Einschnitt. Vorbei die gewohnte Pendelei nach Münster, vorbei der Traumberuf im Service. Steffi Feldhues heuerte in einem kleinen Café im Nachbarort Burgsteinfurt an. Aber nach dem guten Vierteljahrhundert mit den regelmäßigen Wegen zum Arbeitsplatz in Münster verspürte sie auch Heimweh. Nach der Stadt. Nach den Menschen. Nach der Fahrt vom Land in die Stadt. Ihre ehemalige Chefin Dr. Gabriele Kahlert-Dunkel, fünfte Generation des Familienunternehmens Grotemeyer, gab Steffi Feldhues dann den entscheidenden Tipp: „Fürs neue 1648 – mit Grotemeyer Lounge! – werden noch Teammitglieder gesucht: passt doch perfekt!“ 

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Die Verbundheit zum Traditionshaus Grotemeyer geht für Steffi Feldhues auch im 1648 weiter: Gerne hantiert sie mit den leckeren Torten und bringt diese zu den Gästen – ihr persönlicher Favorit: der Mohnkuchen! Fotos: Peter Leßmann

Steffi Feldhues suchte also das Gespräch mit den Alexianern, die das 1648 als Inklusionsunternehmen führen. Schon bei der Baustellenbesichtigung fing Steffi Feldhues Feuer für diesen besonderen Ort und das noch „besonderere“ Konzept. Vollen Support gab’s vom Ehemann, der sagte: „Du redest doch so oft von Münster, mach das!“. 

So pendelt sie nun wieder. Steht an manchem Tag früh um halb sechs auf und ist erst zwölf Stunden später wieder zuhause. Aber gerne! Erst geht es morgens sechs Kilometer quer durch Metelen zum Bahnhof, nach Möglichkeit mit dem Rad, dann – die Nase in einen Krimi gesteckt – mit dem Zug zum münsterschen Hauptbahnhof, von dort zu Fuß zum Stadthaus 1, da mit dem Aufzug (die frühere „Liftangst“ ist dank 1648 kein Thema mehr) hoch zum 1648. Und abends wieder retour. 

Vier Tage pro Woche ist Steffi Feldhues im 1648 anzutreffen. Es wird viel gelacht im bunten Team von Café, Lounge und Restaurant, die Stimmung ist überragend. Das liegt an Menschen wie Steffi Feldhues sowie ihren Kolleginnen und Kollegen mit und ohne Behinderungen. „Das Inklusionskonzept war für mich neu, aber alle haben es mir leicht gemacht, mich hier einzufügen“, erinnert sich Steffi. 

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Jeden Tag dazulernen, das gefällt Steffi Feldhues, hier im Gespräch mit Kollegin Kim-Laura, die ihr immer neue Gebärden beibringt. Foto: Peter Leßmann

„Das Inklusionskonzept war für mich neu, aber alle haben es mir leicht gemacht, mich hier einzufügen.“ 
Stefanie Feldhues

„Bestellungen aufnehmen, hinter der Theke die Ausgabe für die Servicekollegen organisieren, um den Kuchen nach Grotemeyer-Rezepten kümmern, Torten nachbestellen und anschneiden, Bestellungen zum Gast bringen – die Aufgaben sind vielfältig im 1648 und jeder Tag ist anders. „Meine Lieblingstätigkeit ist vielleicht die Ausgabe an der Theke mit viel Organisation – als eine von sechs Schichtleitungen. Hier geht es rund: Wo fehlt was, was ist los im Laden. Und ich liebe hier den Kontakt mit all meinen Kollegen! Verrückterweise bin ich hier mit 54 eine der wenigen ‚Alten‘“, grinst Steffi Feldhues, die von den Kolleginnen auch schon mal liebevoll „die alte Frau“ genannt wird. „Wir sind hier wie eine kleine Familie, da darf ich auch schon mal abseits des Jobs ‚wie Mama‘ beraten oder Tipps geben.“ Andererseits schätzt Steffi Feldhues es auch, von ihren Kolleginnen und Kollegen zu lernen. Etwa Begriffe der Gebärdensprache, wie Kollegin Kim-Laura sie beherrscht.  

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Der Ausblick verzauberte Stefanie Feldhues schon beim Vorstellungsgespräch, damals noch auf der Baustelle. Dafür hat sie sogar ihre „Aufzugangst“ überwunden! Sie liebt diesen ganz besonderen Arbeitsplatz über den Dächern der Stadt. Foto: Peter Leßmann 

Und in der Freizeit? Da radelt Steffi Feldhues gern durch die von Metelen gut zu erreichenden Niederlande, „die haben so schöne Fahrradwege!“. Sie strickt zur Entspannung gern Socken („Mein Jüngster arbeitet im Handwerk und kann sie in den Arbeitsschuhen gut gebrauchen. Er hat große Füße, da dauert das Sockenstricken dann auch etwas länger!“). Und in den vergangenen Wochen ist die kreative Metelenerin auch wieder ihrem „Hobby“ Weihnachtsdeko nachgegangen. „Das mache ich wochenlang, immer wird es etwas mehr, hier noch ne Lichterkette, da noch eine – meine Familie neckt mich schon immer damit“, lacht Steffi, die auch ihre Singer-Weihnachtsengel-Sammlung immer wieder erweitert. Apropos Weihnachtsdeko: Im 1648 wird auch in diesem Advent wieder ein großer Weihnachtsbaum die Räume schmücken – der Clou: Er ist mit Kugeln geschmückt, die die Namen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen. Wir werden mal nachschauen, ob wir hier Steffi und ihre Kugel finden!

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Foto: Peter Leßmann

1648 – Café, lounge und gastronomie

Das 1648 (nach dem Jahr des Westfälischen Friedens benannt) lädt dazu ein, zusammen­zurücken, 
um den Friedensgedanken auch heute noch weiterzutragen – inklusive 360°-Panorama-Ausblick über die Dächer der Stadt. In der 11. und 12. Etage des Stadthauses 1 stehen regionale Spezialitäten im Vordergrund. Das wirklich Besondere sind aber die Menschen des Inklusionsunternehmens der Alexianer. Lernen Sie diese unbedingt kennen!   
16-48.de