MÜNSTER! Magazin

Foto: Peter Leßmann

N°141


Dreamteamhinter Schlossmauern

Wir konnten uns nicht entscheiden. Als wir die drei AuszubildendenKatharina Rolf, Fee Fliege und Elisa Del Colombo im Hotel Schloss Wilkinghegeam Rande von Kinderhaus kennenlernten, war uns schnell klar:alle oder keine!

Text BRITTA HEITHOFF


Bevor wir über Menschen sprechen, müssen wir ausnahmsweise mal mit dem Ort beginnen. Denn für die Auszubildenden vom Hotel Schloss Wilkinghege ist es, wie sie uns bestätigten, alles andere als egal, dass sie ausgerechnet hier ihre Profession erlernen. Sie lieben diesen Ort, eine alte Wasserburg, die urkundlich bereits 1311 erwähnt wurde und seit etwa 70 Jahren von der inzwischen dritten Generation der Familie Winnecken als Hotel und Restaurant geführt wird. Stuck, prachtvolle Säle, altes Gemäuer, Silberbesteck, Seidentapeten – das ist das Umfeld, in dem sich die Mitarbeiter und Gäste auf der Wilkinghege – und so eben auch die Auszubildenden – täglich und mit Respekt und Selbstverständlichkeit gleichermaßen bewegen.

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Lagebesprechung auf der Wilkinghege: Die Inhaber Rembert und Getha Winnecken (von links) und Hoteldirektor Stephan Schmitz (2. von rechts) sind begeistert vom Engagement ihrer Auszubildenden, hier Katharina Rolf, Fee Fliege und Elisa Del Colombo (von links). Foto: Peter Leßmann

Und jetzt sind die drei jungen Frauen hier, mittendrin im Schlossleben, und haben sich für eine Ausbildung in der Hotellerie an diesem magischen Ort entschieden. Katharina Rolf etwa, 21 Jahre alt, stammt aus Bad Laer im Landkreis Osnabrück und wollte nach dem Realschulabschluss eigentlich „etwas Soziales mit Menschen“ machen. Schon ihr Pflichtpraktikum hatte sie in einer Kita absolviert und in einer Tagesstätte freiwillig Menschen mit Behinderungen begleitet. Auch die Familiensituation beeinflusste sie in pflegerische oder betreuende Richtungen. Ländlich aufgewachsen in einer Großfamilie mit drei kleineren Geschwistern und der auch von ihr liebevoll umsorgten Oma im Haus. Mit 16 begann Katharina Rolf dann parallel zu ihrem Weg zum Fachabi zusätzlich in der Gastronomie zu arbeiten. In einem familiengeführten Restaurant wurde ihr schon viel Verantwortung übertragen, das hat ihr Spaß gemacht. So war die Idee einer Ausbildung in der Hotellerie geboren.

„Dass ich auf der Wilkinghege gelandet bin, ist ein Zufall, der mich besser nicht hätte treffen können“, erzählt Katharina, die als Azubi Hotelfachfrau begann und dann im Verlauf auf Kauffrau für Hotelmanagement umschwenkte. „Es ist so cool zu wissen, was alles hinter den für die Gäste sichtbaren Abläufen steckt“, strahlt Katharina und kommt bei der Aufzählung ihrer Lieblingsaufgaben ins Schwärmen. „Mein Herz schlägt fürs À-la-carte-Geschäft im Restaurant, aber ehrlich gesagt ist alles so schön, weil es abwechslungsreich ist! Vom Eindecken im Saal bis zum Check-In der Hotelgäste, Angebote schreiben, Servicedienst, Veranstaltungen planen, das Miteinander mit den anderen im Team – die Vielfalt macht’s!“ Dass hier auch mal Frühdienste oder Arbeit bis in die späte Nacht dazugehören, schreckt Katharina nicht: „Dafür kann ich auch mal in meiner Freizeit zwischen Schichten ins Heimatdorf fahren und meine Mutter bei der Betreuung meiner Oma unterstützen.“ Ihren Arbeitsplatz „mit Geschichte und Stil“ findet die Bad Laererin „sehr besonders“, nach Feierabend radelt sie in ihre Wohnung, sie findet „Münster einen guten Einstieg, wenn man auf dem Dorf groß geworden ist.“ Die Umstellung fiel ihr umso leichter, weil sie auch im Hotelteam direkt Anschluss gefunden hat und auf gute Stimmung untereinander traf. 

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Die Aufgaben der Auszubildenden auf der Wilkinghege sind ganz unterschiedlich – vom Check-In der Gäste bis zum formvollendeten Service, hier durch Katharina Rolf. Foto: Peter Leßmann

Ihre Kollegin Fee Fliege kann das nur bestätigen. Die ebenfalls 21-Jährige stammt aus Bad Salzuflen nähe Bielefeld und ist in einer Großfamilie an langen Tischen mit vielen Speisen groß geworden. Ihre Tante, die Schwester der Mutter, betreibt ein Gasthaus an der Mosel, das geschäftige Treiben dort begeisterte Fee schon als Kind, sie war neidisch auf ihre Cousins, die sich hier täglich und nicht nur wie sie in den Ferien aufhalten durften. Als es um die Berufswahl ging, beide Eltern arbeiten bei der Stadt, schaute sich Fee erst in Institutionen um. Dann inspirierte sie das Hotelpraktikum einer Freundin, ein Glück! Schließlich arbeitete sie während der Pandemie im Betrieb ihrer Tante, das hat ihr gut gefallen – gerade wenn es richtig brummte mit Touristen und Terrasse war Fee in ihrem Element. „Abends bin ich mit schmerzenden Füßen und total kaputt ins Bett gefallen, wusste aber auch: Hier sind heute so viele Menschen glücklich gemacht worden! Das fand ich toll.“

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Heute hat Fee sogar noch die besondere Situation, im selben Haus wie ihr Freund Bejan zu arbeiten. Dieser ist Koch auf der Wilkinghege und startete hier bereits vor ihr. Im professionellen Bereich während der Schichten macht jede/r ihr/sein Ding, in der gemeinsamen Freizeit bewohnt das Paar Bejans ehemalige WG im Geistviertel. Natürlich führen ihre Wege auch gemeinsam in Restaurants, gerade haben sie sich anlässlich Fees Geburtstag zum ersten Mal ein Sterne-Essen gegönnt.

„Ich selbst liebe es, im Service eingeteilt zu sein, wenn die Gäste interessiert sind und ich darüber erzählen kann, was es zur aktuellen Karte zu sagen gibt. Es ist toll, dass wir uns Zeit nehmen dürfen für das Gespräch.“ „Sie müssen immer da arbeiten, wo andere Urlaub machen“, hatte Hoteldirektor Stephan Schmitz ihr damals beim Einstellungsgespräch gesagt. Und gerade das findet Fee Fliege auch so besonders. Interessierten an der Gastronomiebranche rät sie: „Probearbeiten ist wichtig! Da lernt man den Betrieb kennen. Es ist so schade, dass viele nur die negativen Seiten sehen, es macht so viel Spaß!“, strahlt sie, „gerne würde ich andere Menschen dazu anstiften, es mit einer Karriere in der Gastronomie zu versuchen.“

„Abends bin ich mit schmerzenden Füßen und total kaputt ins Bett gefallen, wusste aber auch: Hier sind heute so viele Menschen glücklich gemacht worden! Das fand ich toll.“ Fee Fliege

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Fee Fliege hat ihr Herz an die Spitzengastronomie verloren. Ihr Freund Bejan ist zugleich Kollege - im Küchenteam auf der Wilkinghege. Foto: Peter Leßmann

Dritte im Bunde ist Elisa Del Colombo, wie ihre Kolleginnen ebenfalls 21 Jahre alt. Sie ist in Bielefeld aufgewachsen als Tochter einer Deutschen und eines Italieners – und auch mit einer „Nonna“ (der Oma väterlicherseits), die der „Inbegriff des Bewirtens war“, wie Elisa schwärmt. Erste Berührungspunkte mit ihrem Beruf ergaben sich bei ihr auch schon im gastfreundlichen Elternhaus, wo für Freunde oft groß gekocht wurde und sie helfen durfte. 

Während der Zeit in der Weiterführenden Schule mal in die Gastronomie hineinzuschnuppern lag nahe: in einem kleinen Café, dem damals frisch eröffneten Mein Lieblingscafé Bielefeld, ist sie als „Gar- Nichts-Könner“ (so fühlte es sich erstmal an) angefangen, da hat sie dann alles gelernt: den Umgang mit dem Siebträger, viele Teller tragen und so fort. Sprüche wie „Lern mal lieber fürs Abi!“ ignorierte sie. „Ich bin einfach so gerne da eingesprungen!“

Sie bereut auch nicht, sich dann nach dem Abi für ein Studium der Betriebswirtschaftslehre in Münster beworben zu haben. „Nach der Zusage in Münster habe ich eine ganz tolle WG im Südviertel gefunden. Das Studium an der FH war an sich auch toll, das erste Semester habe ich noch durchgezogen, obwohl ich am Zweifeln war. Mein Vater war sehr stolz: ‚Sie studiert, macht was aus sich!‘ Aber stundenlang am Schreibtisch zu sitzen, ist nicht meins.“

Schließlich sprach sie sich bei ihrer Mutter aus, ein Freund aus Münster riet ihr: „Geh in die Gastronomie, das ist cool für Dich, passt besser!“ Und so macht ihr heute in ihrer Traumausbildung genau die Rennerei Spaß, vor der sie alle zuvor gewarnt hatten. Beim Start im Bereich Service hat es sofort gepasst: „Herr Schmitz lockert mit seiner humorvollen Art die ohnehin schon sehr harmonische Stimmung unter den Kollegen auf.“ erzählt Elisa. Ihr Herz geht auf, wenn sie den Gast überraschen konnte und er sich am Ende des Tages auch bei ihr persönlich für die gute Zeit auf der Wilkinghege bedankt.

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Auch das gehört dazu: Zimmer checken, gelegentlich dem House Keeping unter die Arme greifen. Die Vielfalt macht’s! Foto: Peter Leßmann

„Herr Schmitz lockert mit seiner humorvollen Art die ohnehin schon sehr harmonische Stimmung unter den Kollegen auf.“ Elisa Del Colombo

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Gemeinsam umsichtig alles so vorbereiten, dass die Gäste sich wirklich wohl fühlen – eine Herzensangelegenheit! Foto: Peter Leßmann
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Die Gäste herzlich willkommen zu heißen – das gehört mit zu den Lieblingsaufgaben der Auszubildenden auf der Wilkinghege. Foto: Peter Leßmann

„Wir sind immer wieder begeistert von den jungen Menschen, die zu uns auf die Wilkinghege finden, aus denen wir ein Team formen, die wir auf ihrem Weg begleiten dürfen. Sie sind hochindividuell und darin steckt ein Schatz von großem Wert. Sie prägen unser Haus und unsere Branche mit ihrer positiven Einstellung und als Talente, die Großartiges leisten“, begeistert sich Stephan Schmitz für Katharina, Fee und Elisa, die hier beispielhaft stehen für viele andere junge Menschen, die mit hohem Einsatz die besonderen Herausforderungen der Gastronomie annehmen und mit Leben füllen. Mögen sie viele Weitere inspirieren!

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Die Gäste wünschen Fahrräder? Unser Trio radelt sie gerne heran. Foto: Peter Leßmann
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Sich täglich in so stilvollen Schloss-Sälen zu bewegen, empfinden die jungen Frauen als großes Privileg. Foto: Peter Leßmann

Umgeben von einer Gräfte und einem Park befindet sich das münsterlandtypische Wasserschloss Wilkinghege vor den Toren der Stadt am Rand von Kinderhaus. Mit 34 individuell ge- stalteten Zimmern (keins gleicht dem anderen), davon zwölf Suiten, ist es ein stilvoll eingerichtetes Hotel mit Restaurant, in dem auch externe Gäste à la carte dienstags bis samstags von 18 bis 22 Uhr bewirtet werden. 1311 ist Schloss Wilkinghege erstmals urkundlich erwähnt. Familie Winnecken führt das Hotel und Restaurant bereits in dritter Generation.
schloss-wilkinghege.de

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