MÜNSTER! Magazin

Maren Schenkes Gürteltaschen aus Upcycling Leder sind stylisch und langlebig. Das Geheimnis: ihr minimalistisches Design ist vielseitig kombinierbar und entsteht aus hochwertigen Lederresten. Foto: Ute Friederike Schernau

Februar 2021 N°99


Lang lebe Leder

Seit 15 Jahren arbeitet Maren Schenke als Designerin. Im März 2020 startete sie ihr eigenes nachhaltiges Label für Ledertaschen Studio Awaere.

Text Annabel Schirrmeister


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Die Gründerin Maren Schenke ist mit Upcycling, bei dem aus Produktionsresten hochwertige neue Dinge werden, auf Erfolgskurs. Foto: Ute Friederike Schernau
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Foto: Maren Schenke

AUF ERFOLGSKURS

Maren Schenke ist gerade „voll im Flow“. Die Designerin startete im März 2020 und entwirft und produziert seither Tasche um Tasche. Ihr Material: Wiederverwendete Lederreste einer Möbelmanufaktur. „Wenn es so richtig läuft und man im guten Austausch mit der Welt steht und von dem was man macht, richtig überzeugt ist, dann kommen meistens die Dinge auch zusammen“, freut sich Maren Schenke, als sie über ihre Beweggründe und ihr Label spricht. Der Weg hin zum eigenen Fair Fashion Label hier in Münster begann mit einem Studium der Bekleidungstechnik in Mönchengladbach. Ihren Master absolvierte die angehende Designerin am London College of Fashion. An die Klasse bei Vivienne Westwood an der Universität der Künste in Berlin, die sie als junge Nachwuchsdesignerin besuchte, erinnert sich Maren Schenke besonders gerne. „Es war eine unheimlich bereichernde und inspirierende Zeit. Darauf komme ich bei meinen heutigen Projekten tatsächlich immer häufiger zurück“, erklärt die Gründerin. Der Kurs bei der begnadeten Modedesignerin prägte Maren Schenke in vielerlei Hinsicht. Heute unterrichtet sie selbst nebenbei an der Schule für Modemacher und der Fachhochschule des Mittelstands in Münster. 

Die 41-Jährige erhielt diverse Einblicke in die Fashionbranche. Ihr Werdegang gestaltete sich immer nach ihrem persönlichen Bauchgefühl und führte die heutige Unternehmerin in die unterschiedlichsten Betriebe. Über ein Start-up in München kam Maren Schenke zum großen Luxusmode-Konzern Escada. Anschließend lernte sie den Markt für Fast Fashion bei einem führenden Modeunternehmen für Accessoires in Köln kennen. Dort erkannte die gelernte Designerin ihre Liebe zu Taschen. Die Idee, eine eigene Marke mit Verantwortung gegenüber der Umwelt zu entwickeln, wuchs heran. „Massenprodukte aus Asien, hergestellt für den möglichst schnellen Verbrauch, werden oft genug nach dreimal Tragen weggeworfen. Das ist nicht Teil der Welt, in der ich leben und die ich unterstützen möchte“ so die Unternehmerin.

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Foto: Maren Schenke
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Foto: Ute Friederike Schernau

DIE RUHE VOR DEM STURM

Nach knapp zehn Jahren in der Modebranche brauchte Maren Schenke eine Pause vom Trubel der Fashionwelt. Vor fünf Jahren wagte sie den Schritt und gönnte sich eine Auszeit. Lange Zeit verbrachte sie in Indien. Fernab von alltäglichen Routinen und dem „immer auf Achse sein“ reflektierte die Designerin, welchen Beitrag sie in dieser Welt leisten möchte. „Ich war immer so beschäftigt und schwer eingespannt. Da dachte ich, es gibt doch noch ganz viele andere spannende Themen im Leben. Wie will ich mein Leben führen?“. Seit vier Jahren ist Maren Schenke wieder in Münster. Sie fühlt sich hier behütet und aufgehoben. Alte Freunde, die Familie und die münstersche Lebensqualität geben ihr ein sicheres Gefühl. Und bestätigten sie in dem Vorhaben, ein Label zu gründen. Den Ideen folgten schließlich Taten. Das Ziel: Etwas Alternatives in der Modebranche zu etablieren. Der Branche und den Taschen blieb sie dabei treu. Das minimalistische Denken der Designerin prägt die Marke Studio Aweare. Ein kleines, aber feines Sortiment zurückhaltender Taschen findet sich in ihrem beschaulichen Atelier. Ihr Geschäft soll langsam und organisch wachsen. „Ich möchte mich wohlfühlen. Gleichzeitig soll es nachhaltig sein und auf allen Ebenen funktionieren, sich tragen und entwickeln. Ich muss nachts schlafen können“, erläutert Schenke.

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Schenke ist Vegetarierin und hat durchaus Bedenken, Leder zu verarbeiten. Für Taschen, hergestellt aus Upcyclingleder, stirbt kein Tier. Respektvoll nutzt sie das wertvolle Material „bis auf den letzten Fitzel“ für den nachhaltigen Zweck. Foto: Maren Schenke
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Foto: Maren Schenke
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Shopper, Rucksäcke, Hand-, Handy- und Gürteltaschen. Die handgefertigte Kollektion bietet Lieblingsstücke in den unterschiedlichen Farben, Formen und Größen. Foto: Ute Friederike Schernau

ES BLEIBT EIN PROZESS

Mit Upcycling Leder zu arbeiten war förmlich auf Marens Idee, nachhaltige Mode zu machen, zugeschnitten. Ein Freund half ihr und organisierte den ersten Kontakt zu einer Möbelmanufaktur. Beim automatisierten Zuschnitt von Schnittteilen für Polstermöbel bleibt viel Material über. Das Potenzial der großformatigen Lederreste erkannte Schenke schnell. Die Abfallprodukte, die üblicherweise im Schredder landen, eigneten sich hervorragend für ihr Vorhaben. Die Designerin kann sich sehr gut vorstellen, zukünftig vegane Taschen zu produzieren. An ihrer Nähmaschine experimentiert sie bereits mit Materialien wie Kork und Ananasleder. Was nicht zu ihrem Repertoire zählen wird, ist das „vegane Leder“ oder auch Kunstleder, produziert aus Polyurethan: „Das ist nicht nachhaltig hergestellt. Es zu verarbeiten würde meinen Beweggründen widersprechen.“ Liebevoll sucht die Designerin die verwendbaren Stücke der Lederhaut eigens für jede neue Kreation aus. Der vorhandene Lederrest bildet den Ausgangspunkt für Schenkes Entwürfe. Dieser zeitaufwendige Prozess sichert die Qualität der fertigen Taschen und sorgt zugleich für sinnvolle Resteverwertung. Schenke liebt klare, einfache Entwürfe, auch weil sie einemöglichst breite Zielgruppe erreichen will. Nicht allein das robuste Leder ist für die Langlebigkeit der Taschen von Studio Aweare verantwortlich. Eine Tasche mit klaren und schlichten Formen lässt sich zu unterschiedlichsten Stilen kombinieren, so die Idee. Damit gerät sie nie aus der Mode. Die Designerin weiß, dass sie nicht jeden Geschmack treffen kann. Doch bei Schenke finden dennoch unterschiedlichste Kundentypen eine passende Tasche. „Da ist alles dabei: Von den 23-jährigen, stylischen Modeinteressierten bis hin zu 65-Jährigen, die sich denken, ‚Ach super, so eine Gürteltasche zum Spazierengehen, voll praktisch‘,“ freut sich Schenke und schildert die große Bandbreite ihrer Kunden mit einem Lächeln. Diese Kundenvielfalt beweist ihr, wie kompatibel ihre Taschen gestaltet sind. studioaweare.com

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Foto: Ute Friederike Schernau