MÜNSTER! Magazin

Gute Laune ist im Zwanzig20 vorprogrammiert: Benjamin Heeke, Amir Semsarilar, Mani Ramezani, Melani Surla, Jonas Heeke (von links) und Kristof Lange (ganz rechts) betreiben gemeinsam mit Jonathan Mache (nicht im Bild) die Zwanzig20 Bar. Mitarbeiter Florian Toll (2. von rechts) fühlt sich in dieser Runde pudelwohl. Foto: Peter Leßmann

Januar 2021 N°98


Viele Freunde, eine Bar: Zwanzig20

Wer träumt ihn nicht: Den Traum von einer eigenen Theke, einem Place-to-be für Freunde mitall den damit verbundenen Ideen, die so im Kopf herumspuken.Einem Wohlfühlort, klein aberfein. Mit jovlen Getränken und Snacks und töften Kerls und Kalinen vor und hinter der Bar.Mit dem Zwanzig20 an der Hammer Straße, Ecke Goebenstraße haben sich ein paar Freundediesen Traum vor ein paar Jahren erfüllt – und er wird immer besser …

Text Britta Heithoff


Kneipenliebe – wir dürften nicht die Einzigen sein, die nach dem Gastronomie-bescheidenen Jahr 2020 so richtig Lust aufs Ausgehen haben. Und apropos 2020 – Zwanzig20 heißt auch das Etablissement, das wir uns im Dezember mal aus der Nähe angesehen haben. Dort, wo an der Hammer Straße ehemals die Goeben-Stuben angesiedelt waren, eröffneten Jonas und Benjamin Heeke, Jonathan Mache, Mani Ramezani und Kristof Lange (die wir alle als Lokalhelden der liba- Limonaden kennen) gemeinsam mit Amir Semsarilar und Melani Surla Ende 2016 ihre eigene Kneipe. Viele Freunde, eine Bar. Gutes Motto! Der Pachtvertrag lief zunächst bis 2020 – so entstand der Name. Der jetzt eigentlich ein Update bräuchte, denn seit diesem Sommer steht fest, dass es hier in derselben Besetzung, aber mit verfeinertem Konzept weitergeht. Auf „2025" (so lange läuft der neue Vertrag zunächst) beziehungsweise „Zwanzig25“ möchte das Kneipen-Dreamteam die Location allerdings nicht umbenennen. Dafür hat das Zwanzig20 schon zu viele Fans, die sich an genau diesen Namen gerne gewöhnt haben. „Wir haben ja diesen Regional-Fetisch“, grinst Jonas Heeke, als er uns das nun noch weiter optimierte Konzept erläutert. Und diese Liebe zum Lokalen sorgte auch dafür, dass sich die Freunde für ihre Bar aktiv gegen die sonst übliche Bindung an eine Großbrauerei entschieden und stattdessen auf ganzer Linie lokale Brauereien, Brenner und Lieferanten bevorzugen. Im Detail sieht das dann so aus: Die Biere kommen von Pinkus, Das Dackel, Finne, Friedensreiter, Gruthaus, Läuterwerk, Potts und Kettelbräu. Alkoholfreies von liba (natürlich!), Salvus, lecker mate. Wein liefert Erkan Ular mit seinem Label Smellslikewinespirit an. Kaffee gibt’s von Herrn Hase, Spirituosen und Liköre von Mellifica Blends, Axel Brökers Sei lecker!, Gerbermann Korn, Sasse, J.B.G. Münsterländer Whiskey, Prütt Gin, Gin Luum, Schickermann, Finne Bierlikör, Pinkus Bierbrand, Beckschulte, Teutonia Gin, Maneskin Gin. Und sogar die Kneipensnacks (eine Speisekarte gibt es nicht) sind regional mit Pfefferbeißern von Philip Büning, Riegeln von Café Schoko, Eis von Flips und Knabberzeug von Tugga. Nicht zu vergessen: Die Freunde aus der Kawentsmann Möbelmanufaktur haben für Details des Mobiliars gesorgt und es gibt sogar Kneipenlektüre: Die jeweils aktuelle Ausgabe unseres MÜNSTER! Magazins wird hier nicht nur gelesen, sondern auch verkauft.

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Fünf lokale Produkte – sie stehen hier stellvertretend für ein komplett auf Regionalität ausgelegtes Barkonzept. Foto: Peter Leßmann

Und was sind das für Gäste, die ein so regional ausgerichtetes Konzept schätzen und auch mit ein paar Cent mehr pro Glas oder Flasche honorieren? „Da ist alles dabei“, erzählt Florian Toll, genannt Flo, aus dem Thekenteam. Der Hotelfachmann hat seinen Beruf im münsterschen Mövenpick erlernt und ist genau wie Daniel Alpmann am häufigsten von allen im Zwanzig20 anzutreffen. „Hier zählt das Menschliche, gute Arbeit wird anerkannt, hier weißt Du, für wen Du rennst, zapfst und spülst“, erzählt Florian und meint damit das Team seiner Arbeitgeber genauso wie die Gäste, als da wären Nachbarn aus dem Südviertel, Studies und etwa auch ältere Stammgäste wie Hermann, 74, der das Gespräch mit denen, die seine Enkel sein könnten, sehr schätzt, da es ihn „immer ein bisschen jünger macht“, wie er selbst mal geäußert hat.

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Hier haben sich die Gäste eines 60. Geburtstags verewigt. So eine schöne Erinnerung darf im Zwanzig20 dann einfach bleiben. Foto: Peter Leßmann
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Die monumentale Zapfsäule baute Objektkünstler Hasso Maaß aus dem Gewerbegebiet Höltenweg – cool! Foto: Peter Leßmann

Zu den schönsten Erlebnissen gehören laut Flo die Geburtstage und anderen Festanlässe, für die Gäste das ganze Lokal oder einen Teil davon buchen. „Erst sind die Gastgeber nervös und wissen nicht, was das wohl werden kann. Und wenn sie sich dann entspannen, weil es einfach rund läuft mit ihrer Party, dann werde auch ich von der Euphorie gepackt.“ Das Catering bei solchen Ereignissen kommt oft aus der gegenüberliegenden Luna Bar (von wo auch an normalen Tagen Speisen bestellt werden können) oder über Partyservices nach Gästewahl. „Hier geht alles, außer Konfetti und Glitzer“, grinst Florian. Letzteres ist beim Putzen danach einfach zu nervig. Abseits von Partys und regelmäßigen Fußball- Übertragungen gibt es natürlich vor allem die ganz normalen Abende. Die Gäste lieben gerade auch diese. Sie stecken den Kopf durch die Tür, werden willkommen geheißen, tauchen ein. Genießen Regionales. Schalten ab. Sie spüren: viele Freunde, eine Bar. Und dann gehören sie dazu.

„Hier zählt das Menschliche, gute Arbeit wird anerkannt, hier weißt Du, für wen Du rennst, zapfst und spülst.“ FLORIAN TOLL

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Gästebuch mit Tiefgang. Unser Lieblingsspruch: Hier würde Helmut Schmidt auch rauchen. Foto: Peter Leßmann