MÜNSTER! Magazin

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Juli/August 2021 N°104


Auf Münsters größtem Wasser

Der Aasee ist eins der kleinsten Segelreviere Deutschlands – und dennoch hat Münster zwei Segelclubs und eine Segelschule! Auf dem Wasser schwimmt noch viel mehr: Ein Stadtbus als Schiff verkleidet, angetrieben durch Sonnenenergie, oder der berühmteste Plastikschwan aller Zeiten – und vor drei Jahren leider die Fische mit dem Bauch nach oben. Für die Natur gibt es inzwischen einen Zukunftsplan …

Text Cornelia Höchstetter


KURZ VORGESTELLT: DER AASEE 

Über zwei Kilometer lang, gute 100 Meter breit und keine zwei Meter tief. Mal grau und von Regentropfen punktförmig gemustert. Mal geheimnisvoll grün oder sogar strahlend blau wie der Himmel – das ist der Aasee. Was die Außenalster den Hamburgern, ist der Aasee den Münsteranern: In zehn bis 15 Gehminuten und weniger Leezenminuten ist der Kilometer vom Rathaus am Prinzipalmarkt zu den Treppen am Aasee flaniert. Zehn Kilometer Spazierwege arondieren den See, seit letztem Jahr zudem die rote Fahrradstraße Bismarckallee. Aaseepark heißt die Fläche mit 18 Hektar Liegewiese. Er war 2008 „Deutschlands schönster Park“, das urteilte eine dreiköpfige Fachjury im Auftrag des Motorenherstellers Briggs & Stratton. 2009 folgte die Auszeichnung als „Europas schönster Park“. Das sind die guten Seiten – gleichzeitig macht wie in vielen Grünanlagen der Müll manch’ spontaner Grillparty große Sorgen. Und die orangefarbenen städtischen Mülltonnen um die drei Giant Pool Balls bringen zwar Farbe ins Spiel, aber nehmen vieles an Ambiente …

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Wer es nostalgisch mag, rudert mit den Holzbooten, die Peter Overschmidt in Hamburg entdeckt, restauriert und nach Münster gebracht hat. Foto: Peter Overschmidt

Geplant hatte den See schon Münsters Zoo-Direktor Professor Hermann Landois (1835–1905). Er machte sich 1888 stark, die sumpfigen Wiesen in ein „Aa-Bassin“ umzubauen. Damit wurde erst 1914 begonnen – und mit Kriegsausbruch unterbrochen. Erst 1925 grub man weiter und staute die Münstersche Aa auf. 1934 war der erste Teil des heutigen Aasees vollendet. Grünflächen wurden um den See angelegt und als Aaseepark benannt. Von der Innenstadt Richtung Zentralfriedhof führt über die Aa die sogenannte „Goldene Brücke“. Als in den 1970er Jahren der südwestliche Teil dazu kam, hatten die Stadtplaner den Hochwasserschutz und dank der vorherrschenden Westwinde eine Frischluftschneise zur Innenstadt als Ziel. Wasser ist Leben: auf dem Wasser mit Segel-, Ruder- und Tretbooten, Enten und anderen Wasservögeln und alle Jubeljahre mal im Winter mit Schlittschuhfahrern … Um das Wasser herum treffen sich Jogger, Spazierer, Sonnenanbeter, Grillmeister, Radfahrer, Kunstfreunde und Naturliebhaber.

DER BERÜHMTE PLASTIKSCHWAN

Münsters verrücktestes Paar bekam Sendezeit im nationalen wie internationalen Fernsehen: In den Jahren zwischen 2006 und 2009 verliebte sich der schwarze Trauerschwan Petra in den überlebensgroßen Artgenossen in Form eines Kunststoff-Tretbootes und wich nicht von dessen Seite. „Damals kamen viele Besucher und wollten unbedingt den Tretbootschwan leihen“, erzählt Peter Overschmidt. Inzwischen lassen die Nachfragen nach – ist ja schon lange her. Wenn aber Tatort- oder Wilsberg-Folgen am Aasee gedreht werden, fehlt der weiße Tretboot- Schwan selten.

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Wächter der See und immer irgendwie im Bild: der Tretboot-Schwan. Foto: Peter Overschmidt
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Kugelrund: Damit die Giant PoolBalls graffitifrei bleiben, übernimmt der Unternehmer Hermann Brück neuerdings regelmäßig die Reinigung der Kunstwerke. Foto: Cornelia Höchstetter

KUNST AUF DEM WASSER*

Glücklicherweise nie im Wasser sind die Giant Pool Balls von Claes Oldenburg gelandet – angeblich wollten ja von den ersten Skulptur Projekten 1977 entsetzte Münsteraner die Kugeln ins Wasser rollen … Tatsächlich bis ins Wasser erstreckt sich das Kunstwerk Pier von Jorge Pardo. Der Steg stammt von den dritten Skulptur Projekten 1997. 40 Meter ragt er ins Wasser und ist Treffpunkt, Traumort, Fotolocation – für viele Münsteraner hat dieser Ort eine eigene Bedeutung. Sonntags zwischen 10 und 18 Uhr erklingt zur vollen Stunde über dem Wasserspiegel und unter der Torminbrücke Gesang: Die Künstlerin Susan Philipsz installierte zu den Skulptur Projekten 2007 Lautsprecher, aus denen die Arie Barcarole aus Jaques Offenbachs Oper Hoffmann’s Erzählungen klingt. Das Kunstwerk heißt Das verlorene Spiegelbild.

WASSERVöGEL AUF DEM SEE

Guck mal, wer da schwimmt: Weil der Aasee geteilt ist – in den stadtnahen Teil an den Aaseeterrassen und den neuen Aasee jenseits der Torminbrücke – unterscheiden sich auch die gefiederten Anwohner: Vorne schwimmen vertrauensvoll Stockenten und Blässhühner (schwarz mit weißem Stirnschild) herum – die wir nicht füttern sollten! Sie geh ren zu den häufigsten Wasservögeln am Aasee. Der neue Aasee ist der natürlichere Teil. Dort tummeln sich Teichhühner und Haubentaucher – letztere besonders zahlreich, weil der Aasee sehr fischreich ist. Auch Tafel- und Reiherenten paddeln hin und her. Zwergtaucher kann man ebenso beobachten wie den Kormoran oder den Graureiher, die sich beide den Fisch aus dem Wasser holen. Lachm wen kreischen, Grau-, Kanada- und Nilgänse schnattern. Die Vogelarten zählt der städtische Gew sser kologe Lutz Hirschmann von der Umweltbehörde auf. Der verrät seine Lieblingsplätze: „Zum einen der Zookanal mit den überhängenden Ästen und der Schilf- und der Vogelschutzzone. Wir sagen ‚Klein-Amazonas‘ dazu …“ Der beste Aussichtsplatz ist für Lutz Hirschmann die Hütte auf dem Zoohügel mit Blick über den ganzen See.

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Die Torminbrücke ist benannt nach dem münsterschen Stadtbaurat Richard Tormin (1872–1933). Foto: adobe.stock.com

DIE FISCHE IM WASSER

Daniel Berger vom Amt für Mobilität ist der Projektleiter der Aaseesanierung und erzählt, was sich seit dem Fischsterben 2018 alles getan hat – damals wurden etwa 20 Tonnen tote Fische aus dem See geborgen, weil der Sauerstoff im Wasser fehlte. Inzwischen leben wieder so viele Fische im See, dass Fischer kürzlich vier Tonnen Wei fisch aus dem Aasee in andere Gewässer umsetzten. „Klodeckelgroße Brassen leben im Aasee – die haben natürlich keine Feinde – da sind sogar die Raubfische zu klein, um diese Riesen zu fressen“, sagt Daniel Berger. Ziel ist, den Aasee attraktiv für Raubfische zu machen, denn Raubfische reduzieren die planktonfressenden Fische. Somit kann sich das Zooplankton besser entwickeln, wodurch das Wachstum von Phytoplankton begrenzt wird. Das macht sich positiv in der Gewässerqualität bemerkbar. Aktuell sind 13 Prozent aller Fische Raubfische und 87 Prozent Friedfische. Besser für den See wären 40 Prozent Raubfische.

„Bisher ist der Aasee in den Uferbereichen unter Wasser stellenweise eher eine Steinwüste. Wir bessern Teile der Uferzonen auf, gestalten sie fischfreundlich mit Schilf- und Röhrichtzone ein bis zwei Meter ins Wasser hinein, sodass attraktive Lebensräume und Laichplätze für Raubfische entstehen. Eine Fischtreppe gibt es bereits, welche auch bereits von vielen Fischarten genutzt wird“, erklärt Daniel Berger. Als Notfallmaßnahmen für den Fall neuer Hitzewellen und Sauerstoffmangels hält die Stadt 12 Belüfter parat, die für Sauerstoff im See sorgen sollen. Am Aasee ist der Anglerverein VFG Frühauf Münster tätig. Bestandsaufnahmen haben gezeigt, dass im See besonders viele Rotaugen, Brassen, Schleien und Flussbarsche leben. Aber auch Hecht, Zander, Kaulbarsch, Schuppenkarpfen und andere sind da.

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Kapitän Peter Overschmidt am Steuerrad der Solaaris. Foto: Cornelia Höchstetter
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Die jüngsten Segler und Seglerinnen in ihren Optimisten-Booten. Foto: Peter Overschmidt

DER SCHWIMMENDE LINIENBUS

Der Vorgänger war ein Motorschiff, die MS Professor Landois – die unüberhörbar über das Wasser stampfte. Seit 2012 gleitet eins der ersten solarbetriebenen Schiffe in ganz Deutschland über den See: die Solaaris. Was man hört, ist das Geräusch der Schiffsschraube. Manchmal steht sogar Aasee-Pächter und Yachtschulenbetreiber Peter Overschmidt am Ruder. „Etwas überdimensioniert“ lacht er, wenn er erzählt, dass er ja mit dem Kapitänspatent für die Große Fahrt die Befähigung für die Weltmeere hat. „Aber die 16 Meter lange Solaaris hat wenig Tiefgang und ist ziemlich seitenwindempfindlich“. Wenn die Solaaris in den Zookanal einbiegt, der zu Deutschlands einzigem Zoo-Hafen führt, dann bekommt man fast Weltreise-Feeling: Die Bäume biegen sich übers Wasser, das Ufer ist verschilft, alles grün – es könnte der Amazonas sein. Wer noch nie mit der Solaaris gefahren ist, sollte das schnell nachholen: Dank der Kooperation von Overschmidt mit den Stadtwerken ist die Solaaris an den  PNV angeschlossen. Das Ticket entspricht einer Busfahrkarte. Vom Bahnhof aus kann man mit einem E-Bus der Linie 14 zur Goldenen Brücke fahren und dann an Bord gehen. So kommt man klimaneutral zum Mühlenhof oder in den Allwetterzoo. Manchmal gastiert auch das Theater Freuynde und Gäsdte an Bord. Außerdem bietet die Solaaris abends nach den Rundfahrten eine wunderbare Atmosph re für Weinproben. Normalerweise fahren bis zu 25.000 Gäste jährlich mit der Solaaris. Pandemiebedingt waren es 2020 nur 7.000.

UNTER ROTWEISSEN SEGELN: DIE YACHTSCHULE OVERSCHMIDT

Der Vater gründete 1949 die Segelschule, Peter Overschmidt übernahm schließlich als Sohn im Jahr 1973 – obwohl er selbst die Kapitänsprüfung zur großen Fahrt ablegte. Doch Overschmidt sagt all seinen Segelschülern das, was die beiden Segelvereinsvorsitzenden auch all ihren Vereinsmitgliedern sagen: „Wer am Aasee segeln gelernt hat und hier segeln kann, der kann überall segeln!“ Das liegt an der kniffligen Windsituation: Durch die Bebauung nahe des Seeufers entstehen immer wieder plötzliche Windböen, die der Segler einschätzen und richtig darauf reagieren muss. Außerdem müssen die Segler auf dem Aasee ständig kreuzen, also im Zickzack gegen den Wind fahren, und dabei auch noch auf 40 Tretboote und die drei schmucken Holzruderboote achten. Die drei blauen Holzboote haben Overschmidts Phantasie beflügelt. „Paarshippern“ nennt er das: „Ideal für Verliebte: Er rudert, sie blickt über das Wasser, auf dem Tisch vielleicht ein Glas Wein …“

Familien und Freundeskreise mieten gern eins der 40 Tretboote – und strampeln oder chillen einfach in der Mitte des Sees. Zur Segelschule gehört das Boot Arche, perfekt, um mit Kindern und Jugendlichen zu segeln, weil das Boot einen Kiel hat, der tiefer ins Wasser ragt und deshalb nicht kentern kann. Besonders stolz ist Peter Overschmidt aber auf die Kinderausbildung: In den 25 Optimisten, so heißt die Bootsklasse, lernt der Segelnachwuchs. In Münsters Traditionssegelschule gibt es natürlich auch Kurse für Erwachsene, die sportlich segeln oder ihre Kenntnisse auffrischen wollen. Es gibt Hochschulsport, Betriebssport, Privatkurse oder die offiziellen Motorbootkurse für die Sportbootscheine Binnen und See und mehr. „Wir sind die Basis“, sagt Overschmidt, der Nachbar der Segelclubs ist. Viele Overschmidt- Schüler treten eines Tages in die Clubs ein und bleiben dem kleinen großartigen Segelrevier treu. Peter Overschmidt ist der Pächter des Aasees und hat somit die Verkehrssicherungspflicht. Damit er seine Boote alle im Blick hat, haben die Schulschiffe ein weißes Großsegel und ein rotes Focksegel. Werden die ausgemustert, entwirft Overschmidts Frau Sabine Wilhelm daraus Taschen und Mäppchen, die man im Aasee-Shop der Yachtschule kaufen kann.

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Sieht jeden Tag anders aus: An diesigen hellen Sommertagen gleicht der Aasee einem Silberstreif. Foto: Cornelia Höchstetter

DER SEGEL-CLUB MüNSTER: KEIN GEGENWIND FüR INTEGRATIVEN SPORT

Matthias Pape ist Ressortchef für Haus, Halle und Hafen des Segel-Clubs Münster und erklärt gegenüber MÜNSTER!: „Um das moderne Gebäude beneiden uns Segler in ganz Deutschland. Und wir haben den schönsten Balkon der Stadt“ – mit Blick auf See und Skyline der Stadt mit Dom, Überwasserkirche und Lambertiturm. Dank der unkomplizierten Erreichbarkeit nutzen viele Kinder und Erwachsene die Möglickkeit zum Segeln, die in anderen Städten die Gelegenheit nie hätten.

Vor 15 Jahren haben die Clubmitglieder ihr Haus tatkräftig mit ausgebaut. Aktuelle Vorstände sind Vorsitzender Matti Unger, Carsten Wiegel, 2. Vorsitzender und Finanzchef Daniel Potysch. Im Clubhaus an den Aaseeterrassen gibt es unter anderem eine Theke, Tische und Stühle im verglasten ersten Stock – was die Segler „Messe“ nennen. Ebenso ist Platz für einen Schulungsraum, einen Jugendraum und ein Büro. Der Club hat 400 Mitglieder. Die können sich per App auf dem Smartphone zum Segeln verabreden, oder zur Arbeit in der Bootshalle im Untergeschoss. Die Boote, die nicht am Steg liegen, haben hier Platz. 80 Prozent aller Boote sind Clubboote, die von den Mitgliedern genutzt werden können. Das ist im Jahresbeitrag von 200 Euro enthalten. Oft verladen die Clubmitglieder auch ihre Boote und fahren zu Regatten oder chartern in Deutschland und im Ausland Boote für einen Törn.

In Münster richtet der Club zahlreiche Regatten aus, darunter Deutschlands größte Piratenregatta –das ist eine beliebte Jugendbootsklasse. Dafür kommen jährlich 90 Boote und 180 Segler. Unter den Mitgliedern sind 20 „Opi-Kinder“, also Jugendliche, die mit den Einsteigerbooten „Optimisten“ segeln lernen. Sie teilen sich das Revier mit der Segelschule nebenan – und mit den Tretbooten. „Wenn hier unsere Segelkinder groß werden, dann ist Rücksicht zu nehmen für sie selbstverständlich“, sagt Pape. Das wichtigste Thema des Segel-Clubs ist „Segeln für Alle“, vom Anfänger über den Freizeit- und Breitensport bis zum ambitionierten Regattasegler. Und das schließt auch Menschen mit Behinderung ein. Obmann für Inklusion ist Dr. Jürgen Schwittai. „Das rührt von der Gründungsgeschichte her“, erzählt Matthias Pape. 1949 – im selben Jahr gründete Overschmidt Senior die Segelschule nebenan – wurde der Club gegründet. „Die Menschen wollten sich nach den Kriegsjahren den Alltag versüßen“, sagt Matthias Pape. Darunter auch viele Kriegsversehrte, die segeln wollten und in den Club eingetreten sind. „Was damals als Versehrtensport begann, ist bis heute ein fester Bestandteil im Club.“ So können gehandicapte Menschen im Rollstuhl bis auf den Steg fahren und sich barrierefrei im Clubhaus bewegen. Wenn sie im Boot sitzen, verleihen Segel und Wind ihnen Flügel.

SEGELCLUB HANSA-MÜNSTER: OPTI FüR MäDCHEN

Karl-Heinz Kötterheinrich ist der Vorsitzende des Segelclubs Hansa am anderen Ende des Aasees. Zum Gespräch mit MÜNSTER! saß  er leicht schmerzverzerrt auf dem Stuhl, weil er sich einen Tag zuvor bei Windstärke 6 auf dem Aasee eine Rippe lädiert hatte. Von schlechtem Wetter lassen sich die Hansa-Segler, vor allem die jungen Leistungssportler, aber nicht beeindrucken. „Wobei wir genauso gut Mitglieder haben, die nur im Sommer gemütlich ihre Runden drehen – bei uns ist Platz für jeden.“ „Segeln ist das Spiel mit den Elementen“, sagt Karl-Heinz Kötterheinrich, „und gerade auf dem Aasee dreht sich der Wind und dann kreiselt der Windanzeiger am Mast.“ Während er erzählt, dass die Hansa-Mitglieder ein breites Fahrtensegelprogramm haben – vom Ijsselmeer über Nord- und Ostsee, jedem Winkel im Mittelmeer bis in die Karibik – zählt Trainingsleiterin Susann Woehl auf, was sie am meisten auf dem eigenen See freut: „Wir bemühen uns, besonders Frauen und Mädchen anzusprechen und aufs Boot zu holen.“

Zum einen wird der Club erstmals eine Frauen- Crew zum Helga-Cup im deutschen Segel-Cup nach Hamburg schicken. Der Helga-Cup ist die größte Frauensegelregatta weltweit. Um Mädchen speziell anzusprechen, taufte der Club extra für diese ein Trainingsboot nach einem Film-Pferd: Ostwind. Das gibt zumindest dem auf dem Aasee vorherrschenden Westwind Kontra. Tatsächlich segeln im Jugendbereich mehr Jungs. „Segeln hat viel mit Mut zu tun und Mädchen sind oft etwas ängstlicher“, sagt Susann Woehl. Dass Segeln dann großes Selbstbewusstsein gibt, kann man sich vorstellen. „Mädchen steuern dann aber sensibler“, beobachtet Vorstand Kötterheinrich. Der Segelclub Hansa hat NRW-weit eine der größten Jugendtrainingsgruppen. Auch für die  60er gibt es ein Sportprogramm – „da lassen wir  älteren uns gerne was von den jungen Spezialisten sagen“, sagt der Vorsitzende. Noch sind aber die beiden erfolgreichsten Segler im Club die jungen Männer: Ole Kuphal segelt in der Nationalmannschaft mit, Christoph Möhring und Max Stiff trainieren mit ihm zusammen im Olympiarevier vor Kiel – wenn sie nicht am Aasee segeln. Alle Segler freuen sich, dass im Club mit den 700 Mitgliedern von 7 bis 71 generationsübergreifend gesegelt wird. 180 Euro kostet der Jahresbeitrag, dann darf man auch hier die Clubboote nutzen und im Vereinsleben helfen – rund um die Boote gibt es immer etwas zu tun. „Dass wir 70 bis 80 Mitglieder haben, die sich wirklich ständig ehrenamtlich engagieren und helfen, wo es geht – darauf sind wir besonders stolz“, sagt Karl-Heinz Kötterheinrich. Einmal im Monat findet eine Segelregatta mit allen sieben Bootsklassen statt, die der Verein bietet: darunter Zugvögel, C55, SB 3 Optimisten und mehr. Unter den weißen Segelbooten liegen auch einzelne Holzboote am Steg – etwa eine HanJolle, die auch den Nicht-Seglern ins Auge fallen wird.

segelclub-hansa.de

FüR ALLE – ABER MIT RüCKSICHT

Der Aasee ist der See der Möglichkeiten: Von Sport oder Kultur bis Rückzug und Ruhe ist fast alles m glich. Außenrum oder quer übers Wasser. Für die einen ein kleiner See am Rand der Innenstadt, für die anderen ein Ozean im Herzen. Leider hat der Aasee auch eine Problemzone: Schwarze Schafe unter Partymachern und Poser, Müll und Lärm stellten die Stadt zum Sommerbeginn wieder vor eine große Aufgabe. Wir hoffen, dass die Vernunft siegt und der Aasee bleibt, was er ist: ein Stück Münster für alle, mit gegenseitiger Rücksichtnahme.