MÜNSTER! Magazin

Herrschaftlich erscheint Münsters Schlosspark. Foto: Cornelia Höchstetter

N°137


Sehnsuchtsorte vor der Haustür
PARK SENTMARING

Die Idee von Stadtparks hat eine lange Geschichte. In Münster sind jedoch viele Parks das Ergebnis moderner Stadtplanung. Wir vom MÜNSTER! Magazin beginnen eine neue Serie. Wir berichten ab sofort immer mal wieder über die grünen Lungen unserer Stadt und beginnen mit dem Park Sentmaring. 

Text cornelia höchstetter


Es sind manchmal nur zwei, drei Schritte, die die laute Großstadt von der stillen Natur trennen. 
So an der vierspurigen Weseler Straße, der Bundesstraße 54, die mitten durch Münster führt und die Verkehrsader zwischen der Autobahn und der Innenstadt ist. Ein eisernes neobarockes Gartentor ist der Eingang in den romantischen Park Sentmaring (siehe Serienauftakt auf folgenden Seiten) mit uralten und unterschiedlichen Bäumen. Vormittags singen die Vögel ihr Konzert vor wenigen Zuhörern: mal trabt ein Jogger vorbei, mal treffen sich Hundefreunde zum Gassi-Gehen. Eine Kindergartengruppe nimmt Platz unter den Kiefern und auf einer Bank sitzt eine Buchleserin. 

Stadtparks haben viele Funktionen 

Stadtparks sind Sehnsuchtsorte für Stadtbewohner. Unter Bäumen und auf den Wiesen ist Platz für Begegnungen quer durch die Stadtgesellschaft und für alle Generationen. Frischluft steht für den Gesundheitsaspekt der Parks, sie sind Orte zum Ausruhen und Abschalten. Natur, Bäume, Hecken und Blumen sind Ruhe-Programm für unsere Augen, für die Ohren und nicht zuletzt eine Wohltat für die Nase. Solche Grünanlagen dienen dem innerstädtischen Ausgleich: Parks als  grüne Lunge der Stadt, um das aufgeheizte Stadtklima auszugleichen und ein frisches Mikroklima zu schaffen. Grüne Flächen und „Senken“ sind wichtiger geworden, um Wasser bei Starkregen aufzunehmen. Nicht zu vergessen geben Parks auch Kunst einen angemessenen Raum. Nicht nur die Landschaftsgartenkunst, auch Kunst­pro­jekte und Skulpturen gestalten die Grünflächen kulturell lebendig.      

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Links: Wellnessliegen im Schlosspark. 
Rechts: An der Promenade reihen sich die Skulpturprojekte fast wie Perlen auf der Schnur. Hier der Eisenmann-Brunnen als Zeichen für  Frieden und Toleranz. Fotos: Cornelia Höchstetter

Grüne Fläche = Stadtpark? 

Stadtparks gibt es ganz unterschied­liche, die Grenzen sind fließend. Große Parks wie etwa der Schlossgarten sind für ihre Besucher genauso wichtig wie kleine Grünflächen, die dem Wohnquartier zugeordnet sind, etwa Linnenbrinks Garten an der Warendorfer Straße. Es gibt umzäunte Parks mit festen Öffnungszeiten wie den Botanischen Garten, oder Grünflächen, die aus Gewohnheit besucht wurden – und sich dann zum Treffpunkt-Park gemausert haben.  

Geplante Parks erfüllen konkrete Funktionen und bieten entsprechende Räume, Wege zum Spazierengehen, Gelegenheiten zum Sport oder Spielplätze, Bänke zum Ausruhen, freie Wiesen­flächen zum Sonnen und Spielen. Die Zeit von „Betreten verboten“ ist glücklicherweise fast überall Vergangenheit. Parks geben Raum für öffentliche Veranstaltungen (wie etwa die Grünflächen­unterhaltung auf der Promenade!) oder auch für Bildungsangebote, etwa durch einen Kräutergarten oder Infoschilder zum Baumbestand.   

Münsters Grünordnung 

Wir vom MÜNSTER! Magazin haben uns (natürlich im Park!) mit Gregor Determann getroffen, weil wir mehr über die städtischen Grünzonen erfahren wollen. Der Landschaftsarchitekt von der Fachstelle Neubau im münsterschen Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit erklärt: „Münster hat – wie nur wenige Städte – eine sogenannte Grünordnung mit Freiraumkonzept: In der Mitte liegt der Stadtkern, umgeben vom ersten Grünring, der historischen Promenade. Ein zweiter Grünring sind die ‚Innenstadtbezogenen ökologischen Ausgleichsflächen für Erholung und Stadtgliederung‘. Der dritte Grünring liegt schon am Rande der Stadtgrenzen und umfasst landschaftlich geprägte Freiräume mit „übergeordneter Bedeutung für die Landschaftsökologie, Erhaltung und Verbindung.“ 

Dazu strahlen von der Kernstadt aus ähnlich wie Windmühlenflügel grüne Streifen, die sich im angrenzenden Münsterland verlaufen. Die sieben grünen Schneisen sind im Uhrzeigersinn: das nördliche Aatal, Hoppengarten-Edelbach, Prozessionsweg, Lütkenbeck-Loddenbach, Vennheide-Davert, West­liches Aatal und Vorbergshügel-Gasselstiege. Nicht alle Stadtparks liegen auf diesen Zonen, aber die meisten.     

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Gregor Determann vom Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit. Foto: Cornelia Höchstetter
 
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Links: Münsters Schlosspark mit Schlosskulisse.
Rechts: Ein sogenannter „Wasserbär“ zwischen Promenade und Kleimannstraße erinnert an die Mittelalter-Stadtbefestigung und deren Wassergräben. Fotos: Cornelia Höchstetter

Klima und Biodiversität 

Die meisten Stadtparks in ihrer heutigen Gestalt in Münster stammen aus dem 
20. und 21. Jahrhundert, auch wenn deren Ursprung viel älter ist. Wie gesagt erfüllen Stadtparks auch ökologische und klimatische Funktionen.. Deshalb unterliegt die Gestaltung der Parks der städtischen Planung. „Wir legen mit der Grünordnung großen Wert darauf, dass die städtischen Grünflächen an die freie Landschaft anschließen“, erklärt Gregor Determann. So sind das Aatal oder das Kinderbachtal zum Beispiel wichtige Frischluftschneisen, gerade wenn die Sommer immer heißer werden.“  In den folgenden Ausgaben von MÜNSTER! werden wir in loser Folge Münsters Stadtparks vorstellen. Den Reigen eröffnen wir im Folgenden mit dem wildromantischen Park Sentmaring.

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UNTER URALTEN BÄUMEN
Park Sentmaring

Der Park Sentmaring war bei unserem MÜNSTER!- Leser-Spaziergang eine der überraschenden Entdeckungen: die dicke Blutbuche, uralte Eichen – „so viele unterschiedliche Bäume in der räumlichen Dichte haben wir in Münster sonst nur im Botanischen Garten“, sagt Landschaftsarchitekt Gregor Determann vom Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit.

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Links: Wer Fernweh hat, sollte durch den Sentmaringer-Park spazieren: Könnte das nicht auch ein Bergwald mit einer Linde (links, Denkmal Nr. 113), Lärche und so weiter sein?
Rechts: Die Rosenstöcke verleihen
 dem Park etwas Romantisches. Fotos: Cornelia Höchstetter 

Wo liegt der Park? 

Der Park Sentmaring liegt im Dreieck der Weseler Straße, des Sentmaringer Wegs und der Prinz-Eugen-Straße und ist somit ein Park für die Stadtteile Pluggendorf, Aaseestadt und das Geistviertel. Der Park ist auch in unmittelbarer Fußnähe zum künftigen Stadtquartier (etwa 500 neue Wohnungen sind geplant) Klosterareal Pluggendorf (siehe MÜNSTER! #132, März 2024). Auch der Park Sentmaring ist über örtliche Grünverbindungen in die gesamtstädtische Grünordnung eingebunden. 

Zutritt zum Park 

Am vornehmsten ist der Zugang durch das neobarocke Eisengartentor aus der Werkstatt des münsterschen Kunstschmiedemeisters Anton Kirschbaum, an der Weseler Straße schräg gegenüber der Sperlichstraße – exakt gegenüber dieser Straße führen einige Treppenstufen in den Park. Ein weiterer Zugang von der Weseler Straße ist gegenüber der Westdeutschen Lotterie. Vom Sentmaringer Weg führt ein Zugang entlang der Blumenwiesen der IHK Nord Westfalen. Oder man betritt die grüne Oase vom Wohngebiet aus, von Haus Sentmaring.

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Das Tor zum Grün: Wer hier von der Weseler Straße aus in den Park tritt, kommt in eine andere Welt. Foto: Cornelia Höchstetter

So erleben die Besucher den Park 

Im Park Sentmaring taucht man im nördlichen Teil ein wie in einen verwunschenen Wald, hier befand sich der ehemalige Klosterpark (siehe Historie). Die gesamte Anlage ist einem Landschaftspark nachempfunden. Mit einer Fläche von 5,6 Hektar ist er der viertgrößte Stadtpark. Im Frühling leuchten Narzissenteppiche, im Frühsommer erklingt am Vormittag nach jeder Wegeswendung ein neues Vogelkonzert. Auf dickeren Zweigen sitzen Tauben und beobachten die Spaziergänger, Jogger und Hundeleute. Urige Baumgestalten mit meterdickem Stammdurchmesser wechseln sich mit in Form geschnittenen Zierbäumen ab. In der Nähe der IHK im Südteil des Parkes liegt die große Spiel- und Liegewiese, teils unter duftenden Kiefern. Mal waldähnlich, mal wie ein Hain. Von den Wegen im Ostteil blickt man sogar über die Dächer der Wohnhäuser zum Wasserturm. Ein Bolzplatz mit Toren und Schutzzaun lockt kleine und größere Fußballer. Inmitten der Waldbäume im Nordteil steht ein rotes Kletternetz. Etwas weiter erkennt man noch eine alte Allee mitten zwischen den Waldbäumen. Bänke stehen mal hier, mal dort. Einige übriggebliebene Obstbäume stehen aus der Klosterzeit herum, ergänzt durch Neuanpflanzungen. Am ehemaligen Fischteich sowie nahe des Eiseneingangstores gibt es jeweils eine Pergola, mit Sitzgelegenheiten und Rosenraken an den Geländern. „Wildromantisch“, bezeichnet Gregor Determann vom Amt für Grünflächen den Charakter des Parks, denn an vielen Ecken und Hecken blühen Kletterpflanzen.  

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Links: Kein Park ohne Bolzplatz! 
Rechts: Die ungekrönte Königin im Park Sentmaring ist die Rotbuche (Naturdenkmal Nr. 118). Fotos: Cornelia Höchstetter

Alle Wege durch den Park  

Das Gesamtwegenetz ist stark verzweigt und umfasst etwa zwei Kilometer. Die Wege sind fein geschottert.   

Naturdenkmäler 

Die Naturdenkmäler sind nummeriert und mit Stand 2021 von der Stadt aus für den Innenbereich gelistet: Nummer 112 ist eine 23,5 Meter hohe Stieleiche, 113 eine Linde mit einem Umfang von 3,70 Meter, 114 ist die 30 Meter hohe Pyramideneiche, 114 eine Stieleiche, die 115 teilen sich Stieleiche und Rotbuche, letztere hat einen Umfang von 5,5 Metern. Als Nummer 116 ist eine Baumgruppe aus Blutbuche und drei Platanen registriert, die Nummer 117 trägt die großblättrige mehrstämmige Magnolie, 118 stellt eine Baumgruppe aus Rotbuche mit dreistämmigen Wurzelausläufern an oberirdischen Wurzeln dar, vergesellschaftet mit einer Hängebuche sowie einer Stieleiche. 119 ist ebenfalls eine Stieleiche mit einem fünf Meter mächtigen Stammumfang.  

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Kindergartentreff unter duftenden Kiefern. Foto: Cornelia Höchstetter

Besondere Bäume 

Aus der Klosterzeit stammen viele alte Bäume – siehe Naturdenkmäler – etwa die Schirmmagnolie (blüht anders als andere Magnolien erst Mitte/Ende Mai), eine Sumpfzypresse, Strauchkastanie sowie die Coloradotanne. Alle Parkbäume tragen eine Nummer. Sie sind im städtischen Kataster beim Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit registriert. Derzeit sind 140.000 Einzelbäume in Grünflächen und im Verkehrsgrün erfasst. Besonders beeindruckend sind die Blutbuchen mit ihren sattroten Blättern und ihren weiten Baumkronen. Immer wieder entdeckt man bezaubernde Pflanzen wie den Perückenstrauch oder die Kiefern mit ihren Zapfen an den Ästen.    

Besondere Plätze 

In den waldähnlichen Teil integriert liegt der Klosterfriedhof der Jesuiten. Dort begraben ist auch Pater Leppich, Mitbegründer der Telefonseelsorge. Er zog mit 74 Jahren 1989 in das damalige Altenheim der Jesuiten in Münster und starb 1992 im Alter von 77 Jahren.  

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Links: Das benachbarte Wohngebiet schließt sich optisch passend an den Park an.
Rechts: Am Geländer der Aussichtspergola mit Blick zum 
ehemaligen Fischteich. Fotos: Cornelia Höchstetter 

Wasser 

Wasser gehört in jeden schönen Landschaftspark. Im Park Sentmaring ist das noch etwas spärlich: Die ehemalige Gräfte beziehungsweise auch mal Fischteich sind Regenrückhaltebecken, manchmal trocken, in diesem Jahr zur Hälfte gefüllt. 


Die geschichte des Parks 

„Der Grundgedanke bei der Neukonzipierung des Parkes war, seine Geschichte und das Romantische zu erhalten“, erklärt Gregor Determann, der die Planung und Durchführung begleitete. Unterstrichen wird das mit blühenden Kletterpflanzen an den Bäumen und an der Pergola. Die Geschichte des Ortes reicht zurück ins 13. Jahrhundert: da befand sich die Hofstelle des mittelalterlichen Hofes Sentmaring an der Stelle des heutigen Parks. Der Hof gehörte dem Bischof, die Erbmännerfamilie Buck schuf daraus im 16. Jahrhundert nach dem Ende des Täuferreiches ein adeliges Gut. Im Jahr 1915 wurde Haus Sentmaring gebaut und 1928 als Kloster für den Jesuitenorden verkauft, der seinen Standort 2001 aufgegeben hat. Die Stadt übernahm die Gebäude und ließ sie 2003 abreißen. Der Landschaftspark am Kloster wurde zwischen 1840 und 1920 angelegt. Aus der Zeit stammen die großen alten Bäume, die teils als Naturdenkmäler ausgezeichnet sind. Im Zentrum lagen eine Gräfte sowie ein Fischteich. Ab 1920 erweiterten die Jesuiten den Park nach ästhetischen Gesichtspunkten. 

Lange Zeit war der Park zum großen Teil nicht öffentlich zugänglich. Später führten inoffizielle Trampel­pfade durch das Grün. Im Jahr 2007 fegte noch Sturm Kyrill durch den Park und machte eine Neugestaltung nötig. Das war die Chance für die Stadt, Licht und Sonne in die Anlage zu holen und ein Wegenetz zu gestalten. Ein Entwicklungskonzept wurde verfasst, ab 2009 umgebaut und nun ist Park Sentmaring seit etwa 14 Jahren ein Stadtpark, den längst noch nicht alle Münsteranerinnen und Münsteraner kennen. 

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An manchen Stellen im Park fühlt man sich wie in einem Urwald. Fotos: Cornelia Höchstetter

Einkehren/Picknickplätze/Spielplätze 

Platz für Picknicks ist auf der Wiese im Südteil. Dort soll in Zukunft noch ein weiterer Spielplatz entstehen. Ein Bolzplatz und ein Kletternetz sind jetzt schon im Park vorhanden. Gut fünf 
Minuten zu Fuß entfernt ist das Café Senti am Sentmaringer Weg.  

Anbindung an den ÖPNV 

An der Weseler Straße Bushaltestelle am Koldering/LVM sowie DZ Hyp/IHK (für die Linien 7, 15, 16).   

Anschluss an weiteres Stadtgrün 

Der Park hat Anschluss an das Westliche Aatal – und durch grüne Schleusen auch zum Wohngebiet Grüner Grund.   

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Nahe des eisernen Eingangstors steht die Pergola, deren Rückwand inzwischen Graffitti-Sprüher „gestalterisch überarbeitet“ haben. Foto: Cornelia Höchstetter