MÜNSTER! Magazin

Auch der Kiepenkerlplatz gehört zum Spiekerhof. Foto: Peter Schwabe

N°137


Wundertüte mit Strahlkraft 
DER SPIEKERHOF

Stellen Sie sich vor, Sie benötigen Nähseide, grünen Tee, ein Schild für Ihre Eingangstür, ein neues Outfit und ein Mitbringsel aus Münster. Keine Sorge, Sie müssen jetzt nicht diverse Onlineshops in aller Welt bemühen. Am Spiekerhof werden Sie fündig! 

Text BRITTA HEITHOFF


Nicht zwischen Rathaus und St. Lamberti, sondern zwischen Kiepenkerl und Überwasserkirche schlängelt sich die Straße „Spiekerhof“ entlang. Als Teil des Kiepenkerlviertels ist sie die Verbindung von der Bogenstraße (wir berichteten mit einem ausführlichen Porträt in unserem Oktoberheft 2022, erhältlich im WN Shop am Picassoplatz) zur Rosenstraße (dem „Eingangstor“ zum Kuhviertel). 

Als wir uns jetzt motiviert durch eine Neueröffnung (Das Schönwerk, siehe Porträt unten) diese Straße mal wieder näher angeschaut haben, waren wir doch auch als Münster-Innenstadt-Kundige sehr erstaunt über die Vielfalt der Konzepte und Fachgeschäfte, über die Anzahl der Stores und über die inspirierende Gesamtwirkung. Wir können jetzt nicht Station für Station aufzählen, aber anhand einer schnell zusammengestellten Karte (ohne Anspruch auf Vollständigkeit und nur bezogen auf die Erdgeschossflächen) können Sie sich aber gern schon einmal einen groben Überblick verschaffen – bevor Sie loslaufen, wozu wir Sie hiermit ausdrücklich motivieren möchten.

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Caption
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Foto: Peter Leßmann

Spiekerhof? Spieker-Hof! 

Beginnen wir unseren Bummel am Kiepenkerldenkmal, schon allein deswegen, weil hier einst der für den Spiekerhof namensgebende Korn­speicher („Spieker“) des Domkapitels stand – heute finden Sie hier die Traditionsgastronomien Kleiner Kiepenkerl und Großer Kiepenkerl mit einladender Außengastronomie. In diesen Platz münden heute übrigens fünf Straßen! Der Horsteberg (die Verbindung gegenüber zum Domplatz), die oben erwähnte Bogenstraße (Richtung Drubbell), die Kleine Bergstraße (Richtung Tibusplatz), die kleine Gasse „Wegesende“ (schon entdeckt?) – und Richtung Westen: der Spiekerhof.   

Die große Vielfalt! 

Viele verschiedene Handels- und Dienstleistungskonzepte reihen sich hier startend und mit Blickrichtung Überwasserkirche auf beiden Straßen­seiten auf wie die Perlen auf einer Schnur. Vom feinen Praliné über in Manufaktur hergestellte Bonbons, von der Brille bis zur Hörhilfe, vom Ehering bis zur antiken Luxusuhr, von der Druckgrafik bis zum Spitzennachthemd – der Spiekerhof ist wahrlich eine Wundertüte mit Strahlkraft, wenn wir mal genauer hinsehen. 

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Links: Auch mal nach oben schauen! Unerwartete Entdeckungen (wie die verzierte Fassade) warten am Spiekerhof.
Rechts: Grüne Oase mitten in der Stadt, der Aa-Seitenweg (hier Spiekerhof Richtung Spiegelturm).
Fotos: Peter Leßmann

Für Genießer! 

Feinschmecker und Genießer sind am Spiekerhof sehr gut aufgehoben, sie schätzen neben den schon erwähnten gastronomischen „Kiepenkerlen“ etwa das französische Restaurant Giverny 
(in diesem Jahr 33. Jubiläum, Empfehlung: die Bouillabaisse – und Anfang September gibt es ein Hummer-Menü!), desweiteren locken Eis und mehr bei Lazaretti (an der Überwasserkirche) und gegen Ende des Erscheinungszeitraumes dieser Ausgabe dann auch Außengastronomie, Kaffeehaus- und Bistroexpertise in der dann eröffneten Gastronomie der Roestbar-Betreiber im Geschäftshaus Spiekerhof 13, direkt an der Spiekerhof­brücke über die Aa (wir werden berichten!).  

AA-Seitenweg-Liebe 

Apropos Aa-Brücke: Die Aa-Seitenwege gehören grundsätzlich wohl zu den unterschätztesten Orten und Wegeverbindungen der Innenstadt und wir empfehlen Nutzung und Genuss wärmstens. Das üppige Grün und der plätschende Wasserlauf, Überraschungen am Wegesrand wie Hinterhof-Einblicke, unerwartete Blütenpracht hier und da und gemütliche Bänke für ein Päuschen runden die Oasen am Flusslauf ab. Am Spiekerhof geht es per Aa-Seitenweg sowohl Richtung Tibusplatz als auch gleich gegenüber Richtung Spiegelturm (hier bitte mal nach der „Madonna an der Aa“ Ausschau halten!). Von diesem Teil des Aa-Seitenweges können Sie übrigens bei gutem Wetter freitags und samstags auch über ein paar Stufen und einen süßen Hinterhofgarten via Gartentörchen Das Schönwerk erreichen (siehe unten). 

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„Durch diese hohle Gasse“ … sollten Sie mal spazieren: entlang der Aa auf dem malerischen Seitenweg. Foto: Peter Leßmann

Eine Insel! 

Die Aa bildete einst rund um die Magdalenenstraße eine kleine Insel – dies und mehr zum Spiekerhof ist nachzulesen bei Henning Stoffers (sto-ms.de/bildgeschichte/kiepenkerlviertel/) – auf der das Magdalenenhospital erst als Krankenhaus, dann als Armenhaus angesiedelt war, später mit Magdalenenkirche. Heute können Sie auf dem Pfeiler der Brücke noch eine Bronzeskulptur des Künstlers Arnold Schlick entdecken, die „Drei Gänse“ (oben).  

Wirklich ne Wundertüte  

Aber kommen wir zurück zu Ihrer Einkaufsliste – wo finden Sie das Material für Ihr Näh-Hobby? Am Spiekerhof (bei Stoffe Werning). Wo gibt’s die Ausstattung fürs Enkelkind? Am Spiekerhof (bei Kind der Stadt). Wo finden Sie ein Geschenk für den Architektur- und Design-Freak im Freundeskreis? Am Spiekerhof (bei Bitzhenner). Und wo lassen Sie den Stempel für Ihre neue Geschäftsidee anfertigen? Richtig, am Spiekerhof (bei Weichert). Sie möchten nachhaltig shoppen? Am Spiekerhof ist das gleich bei mehreren Konzepten möglich, wir nennen hier mal stellvertretend Curantus (Kosmetik), Grüne Wiese oder auch Längengrad (beide Kleidung/Mode). Sie sehen, hier gibt’s fast nichts, was es nicht gibt. Wir lieben die Vielfalt, die auch immer wieder überrascht.  

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Foto: Peter Leßmann

Funfact 

In der Vorweihnachtszeit stellen die Geschäftsleute vermehrt Besucherströme fest, die in Busladungs-Stärke vom Schlossplatz durchs Kuhviertel den Spiekerhof „hoch“ zu den Weihnachtsmärkten strömen. Stunden später sind dann die Gruppen auf dem Rückweg zu beobachten und nutzen nun glühweinbeseelt und mit glänzenden Augen im Zick-Zack-Kurs die ganze Straßenbreite … 

Wir sind gespannt, wie Antje Kleine-Berkenbusch ihre erste Adventszeit am Spiekerhof erleben wird. Sie eröffnete ihr Das Schönwerk (nach Umzug von der Warendorfer Straße) im Mai hier in der Innenstadt und das war der Anlass für uns, uns mal wieder gründlicher in diesem Teil des Kiepenkerlviertels umzuschauen. Gute Idee! Lesen Sie dazu nun das Das-Schönwerk-Porträt …

Slow living in der Innenstadt 
DAS SCHÖNWERK

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Glücklich am Spiekerhof angekommen: Antje Kleine-Berkenbusch und ihr Schönwerk. Foto: Peter Leßmann

Dass Antje Kleine-Berkenbusch mit ihrem eigenen Unternehmen auf jahrzehntelange Handelsexpertise auch als Beraterin für Andere aufbaut, das spüren die  Besucherinnen und Besucher von Das Schönwerk am Spiekerhof 23/24. Stimmig ist’s hier!

Der Traum von der Location in Münsters Innenstadt ist wahr geworden: Antje Kleine-Berkenbusch hatte ihn schon lange geträumt. Die Unternehmerin, die seit 2003 im Münsterland lebt, eröffnete ihren ersten Store zunächst in Steinfurt, streckte dann die Fühler nach Münster aus, begeisterte fünf Jahre lang an der Warendorfer Straße die Bewohner und Besucher des Quartiers dort, jetzt ist sie Ende Mai am Spiekerhof in Münsters Kiepenkerlviertel angekommen. 

Ahhh … die Aa! 

Das Ladenlokal, in dem einst eine Apotheke zuhause war und zuletzt das Unterwegs Outlet Outdoor Equipment anbot, hat Antje „wachgeküsst“ (Sie das Ladenlokal, nicht das Ladenlokal sie. Wobei …. ) und in ein Interior- und Dekoparadies verwandelt. Apropos outdoor – besonders spektakulär ist das „Hintertürchen“ vom Aa-Seitenweg, das den Store durch ein bei gutem Wetter an den Wochenenden geöffnetes Metalltor erschließt – inklusive kleiner, wild begrünter Terrasse.  

Doch egal, von wo Sie sich dem Schönwerk nähern, von der Aa oder vom Spiekerhof, drinnen hält der Name, was er verspricht. Antje Kleine-Berkenbusch überlässt in der Auswahl ihrer Waren nichts dem Zufall und auch das Arrangieren der Postkarten, Keramikvasen, Pflanzen, hölzernen Bretter und Gefäße, Körbe, Kistchen, Taschen, Kerzen, Puzzle, Kissen und Glaswaren geschieht mit Bedacht, denn neben ihrer eigenen Handelserfahrung mit dem Schönwerk ist sie auch als Expertin in anderen Unternehmen und Institutionen eine gefragte Ansprechpartnerin. 

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Einblicke, Durchblicke, Ausblicke: Im Schönwerk gibt es eine Menge zu entdecken! Foto: Peter Leßmann
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Foto: Peter Leßmann

Slow living als Prinzip 

Der Fokus bei der Auswahl ihres Sortiments liegt bei Antje Kleine-Berkenbusch auf einigen auch klar ausgelobten Prinzipien: Slow Living ist so ein Stichwort – der verantwortungsvolle und nachhaltige Umgang mit den Ressourcen der Erde ist ihr wichtig, viele der Marken im Schönwerk produzieren und/oder versenden klimaneutral und/oder gleichen ihren „Footprint“ durch entsprechende Zertifikate und nachhaltige Investitionen aus. Gern unterstützt Antje auch kleine, besonders engagiert auch von Frauen geführte Unternehmen, auf dass die Welt gerechter und weiblicher wird.  

Auslöser für ihre Selbstständigkeit im Bereich Home and Living war übrigens ein Besuch bei ihrem Bruder, der in Mosambik lebt: Um Antjes 50. Geburtstag herum war sie dort zu Gast und entdeckte Produkte und Handwerker/innen, denen sie auf dem deutschen Markt und ohne Zwischenhändler eine Chance geben wollte. So entstand die Idee, einen kleinen Laden mit dem Fokus auf nachhaltig und fair gehandelte Ware zu gründen. Das war vor acht Jahren.

Produkte mit Geschichte 

Jedes Produkt erzählt quasi eine kleine Geschichte, das gilt auch für die in Skandinavien, den Niederlanden und natürlich auch in Deutschland entdeckten Kleinigkeiten und größeren Stücke, die sehr oft auch als Geschenk erworben werden. „Ich gebe zu, nur die wenigsten Dinge aus dem Schönwerk braucht man zum Überleben“, so Antje Kleine-Berkenbusch, „aber wenn ein Spüllappen nicht nur schön anzusehen und anzufühlen ist, sondern auch noch auf Mikroplastik verzichtet, wenn die Vase nicht aus Massenproduktion, sondern aus einer kleinen Werkstatt stammt und Mörser und Stößel aus einem nachhaltig verwerteten Holz produziert sind, dann macht es besonders viel Freude, sich auch mit nicht-überlebensnotwendigen Dingen zu umgeben.“  

„Wenn ein Spüllappen nicht nur schön anzusehen ist, sondern auch noch auf Mikroplastik verzichtet, dann macht es besonders viel Freude, sich auch mit nicht-überlebensnotwendigen Dingen zu umgeben.“

Antje Kleine-Berkenbusch

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Tor zur Aa und Terrasse: Das Schönwerk hat auch Hinterhofcharme! Foto: Peter Leßmann
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Fotos: Britta Heithoff/Peter Leßmann

Schönwerk, Spiekerhof und ein Spaziergang? 

Diese Einstellung leuchtet ein. Und strahlt sicher auch auf die Nachbarschaft am Spiekerhof ab. Antje Kleine-Berkenbusch hat sich hier schon gut vernetzt und etwa einen eigenen Instagram-Account (@spiekerhofviertel) für die Hood initiiert. Analog trifft digital – auch beim Schönwerk selbst: Der eigene Insta-Account (@das_schoenwerk) zählt inzwischen über 10.000 Follower, der perfekt organisierte Onlineshop (dasschoenwerk.de) hilft denen, die nicht so oft in die City kommen können. Wobei wir das jetzt natürlich wärmstens empfehlen, gern mit ein bisschen Zeit zum „Spazieren am Spiekerhof“.

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In Verkauf und Beratung unterstützt wird Antje Kleine-Berkenbusch durch Nele (rechts) und einige Aushilfen. Foto: Peter Leßmann
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Hündin Käthe ist der „Ladenhüter“ im Schönwerk. Foto: Peter Leßmann