MÜNSTER! Magazin

Das Springen von Kanal­brücken und allein schon das Klettern über eine Absperrung sind rechtlich verboten und eine Ordnungswidrigkeit. So viel vorab. 
Trotzdem durften wir Kilian, Simon, Dennis und Nik beim Abtauchen fotografieren – die Fuß­baller suchen so nach dem Training die Abkühlung und sagen natürlich: „Bitte nicht nachahmen!“ Foto: Peter Leßmann

N°125


S O M M E R   A M   K A N A L

Je höher die Temperaturen klettern, desto bunter wird das Lebenam Kanal – zwischen Wolbecker Straße, Schillerbrücke und Hafen aalen sich die Studierenden. Richtung Amelsbüren finden Individualisten ihre Lieblingsplätze. Wir von MÜNSTER! waren im vergangenen Sommer auf Stippvisite am Wasser, damit wir Sie pünktlich zum Sommeranfang mit Sehnsuchtsbildern überraschen.

Text Cornelia Höchstetter


F r e i b a d - F e e l i n g

Wer am Nachmittag zu spät kommt, findet kaum ein freies Plätzchen auf den Wiesen zwischen der Wolbecker Straße und der Schillerbrücke: Studierende, Schülerinnen und Schüler, junge Leute treffen sich dort, sonnen sich, zeigen die neueste Bademode, quatschen, grillen, hören Musik, klettern ab und an über die Leitern in den Spundwänden ins kühle Nass.

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Foto: Peter Leßmann

Immer wieder zurück nach Münster – Julius war hier Student, arbeitet inzwischen in Köln und schafft sich mit seinem Wohnmobil auf dem Hafengelände eine Art Sommersitz: „Morgens aufwachen und auf den Kanal blicken – das ist toll.“ Freilich ist der Platz kein offizieller Campingplatz. Es sei geduldet, so Julius‘ Erfahrung. Solange genießt er die Anarchie am Campingtisch mit seinen ehemaligen Studienkolleginnen und -kollegen Julia, Maria, Niklas, Lukas und Joanna. Sie findet den Münster-Sommer fast so heiß wie in ihrer Heimat Brasilien. 

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Foto: Peter Leßmann
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Foto: Peter Leßmann

Stand-Up-Paddling – SUP genannt – ist seit vielen Jahren der Trend auf dem Wasser. Natürlich stehen auch auf dem Kanal junge und ältere Menschen auf dem Brett, das Naturerlebnis und Freiheit bedeutet.

A m e l s - K a n a l   u n d   I s e o s e e

Es ist vielleicht das schönste Schmuckstück auf dem Kanalwasser zwischen Riesenbeck und Datteln: Mia Bella – das Boot von Hendrik Eymann aus Amelsbüren. „18 Schichten Lack“, sagt er und streichelt andächtig über das Mahagonideck. Der Mann von der Amelsbürener Saunawelt hat eine Leidenschaft – und das sind Holzboote. „Dies hier ist baugleich mit dem Boots­klassiker Riva. Unser Boot ist aus der Werft Piantoni die ebenso wie die Werft von Riva am italienischen Iseosee liegt.“ Das Boot hat Hendrik Eymann auf Ebay gefunden – von Glanz und Gloria damals keine Spur. Drei Jahre lang hämmerte und schliff Eymann in seiner Werkstatt.

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Foto: Peter Leßmann
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Foto: Peter Leßmann 

„Mike – der Mann. Das Mythos. Die Legende“ – die Tasse verrät: Dieser Kaffeetrinker hat Selbstbewusstsein – sowie Humor und einen Sinn für Trends. „Mikro­abenteuer“ würden Männermagazine das nennen, wie Mike Behrens mit Freunden und Familie den Sonntag am Kanal verbringt: Sie campen für einen Tag mit dem ehemaligen Bundeswehr-Funkfahrzeug, einem VW T3 Baujahr 1992 („Wir waren schon an der Ostsee damit“). Mit dabei: SUP und Kajak, Kugelgrill und Kaffeekanne.

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Foto: Peter Leßmann

„Es war eine Schnapsidee beim gemütlichen Pils“, erzählen Paul Overbeck, Thilo Vorspohl und Bastian Siller aus Ottmarsbocholt. Neun Mann aus dem Kegelclub KC Dauerbrand gaben jeweils 20 Euro und so bestellten sie das fünf Meter lange und drei Meter breite Party-Einhorn. Per Autoanhänger geht’s an den Kanal, per Kompressor wird aufgepumpt und dann steht einer Wasserschlacht nichts mehr entgegen.

B o o t s b a u e r   l e g e n   a b

Mirabella heißt das Boot (oben), das Jan Kowalzik aus einem Requisitenschuppen der B-Side rettete. Als Produktdesigner liegt ihm Funktionalität am Herzen – also restaurierte er mit seinen Freunden Vladimir Brunstein (gestreiftes Shirt) und Ratthasat Onta (mit Hut) das Boot. Die Jungfernfahrt 2021 war eine Zitterpartie – aber Mirabelle schwimmt. Manchmal sogar bis Richtung Rieselfelder, denn neben den Holzpaddeln gibt es auch einen Motor an Bord – und Spritzpistolen sowieso.

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Foto: Peter Leßmann

F e i e r a b e n d   i m   S c h w i m m r e i f e n

Das Gute liegt so nah: „Hier ist nicht so viel los und der Platz ist fast noch ein Geheimtipp“, findet Lena, die mit Rebecca aus Melle zur Erfrischung ins Wasser abtaucht. Auf dem Schwimmreifen liegend, wärmen sie sich in der Feierabendsonne auf. Am Ufer schlummert Christian, in greifbarer Nähe warten die selbstgemachten Smoothies.

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