N°133
Saisonauftakt mit Sightseeing
Es kribbelt in den Radlerwaden, also fahren wir zwischen Winter und Frühling unsere erste MÜNSTER!-Tour in diesem Jahr! Unser Tipp diesmal: Mit Bahn&Bike nach Billerbeck und von dort aus eine Schleife zu sieben Münsterländer Sehenswürdigkeiten!
Text cornelia höchstetter
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Wo die Vechte fließt und gluckst
Die Vechte tritt in Oberdarfeld als Quelltopf zutage. Ein Findlingsstein, spendiert vom Erbdrosten von Vischering, beteuert: „Sie entspringt hier … beim Hofe Bertmaring und wird durch verschiedene Zuläufe sogar schiffbar. Die Vechte mündet bei Zwolle in Holland in den Zuidersee.“ Landkarten zeigen in Eggerode/Schöppingen die offizielle Entstehung der Vechte, wo der Burloer Bach dazu mündet. So oder so: Die Vechte ist mit Dinkel, Berkel, Steinfurter und Münsterschen Aa eine der fünf Baumberger Quellen. Der Höhenzug der Baumberge ist die Wasserscheide zwischen Ijssel, Ems und Lippe.
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Die Mühen der Frauen von damals
Nicht weit von der Quelle weg fließt die Vechte schon reichlich voll, klar und flott. Früher, als es noch keine Waschmaschinen gab – ein Hoch auf den Erfinder – tauchten die Frauen von Oberdarfeld ihre Wäsche in den Bach, schwenkten und wrangen die Stoffe, um die Seife auszuspülen. Seit 2002 erinnert an die mühsame Arbeit eine bronzene Waschfrau am Ufer. Der Heimatverein Darfeld hatte die Idee dafür, der Münsteraner Künstler Dr. Laurenz E. Kirchner schuf die Figur, zur Finanzierung haben viele private Spender und der Heimatverein beigetragen. Im Dorfpark, zu dem die Waschfrau gehört, stehen Bänke für ein Päuschen zum Nachdenken: Ursprünglich wollten wir als Sehenswürdigkeit das Schloss Darfeld vorstellen, an dem die Tour vorbeiführt. Das Schloss ist privat bewohnt, die Schlossverwaltung bat uns, kein Foto zu veröffentlichen. So kommt die Waschfrau zur Geltung, ein würdiges und wichtiges Denkmal. Die Frauen von damals würden eigentlich eine 100-Waschfrauen-Route verdienen.
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Das ehemalige Trapistenkloster
Ein Torbogen, Schautafeln, QR-Codes für Hörgeschichten und Filme sowie ein in Bronze gegossener Klosterplan erzählen von früher: Am Rosendahler Kreuz stand von 1795 und 1825 das Kloster der französischen Trapistenmönche und -nonnen. Die riesige Anlage ist verschwunden, geblieben ist eine enge Freundschaft Rosendahls mit ihren französischen Partnergemeinden.
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Dorfplatz Osterwick
Der Dorfpark Osterwick ist für alle Generationen: ein Sport- und Spielplatz mit Bodentrampolin und Balancierspielen, Vogelvoliere, Wasserlehrpfad, Schutzhütte, Sitzgruppen und öffentlichem WC. Besuchen Sie im Ort die trutzige Pfarrkirche St. Fabian und Sebastian oder das Rosenzentrum Westmünsterland – dort und in den Bäckereien gibt’s ein Café – Öffnungszeiten beachten.
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Schloss Varlar
Ursprünglich gründeten in Rosendahl in der heutigen Bauerschaft Höven die Herren von Cappenberg ein Prämonstratenserstift. Der Orden kümmerte sich um Seelsorge, Bildung und soziale Dienste, die Bevölkerung profitierte von einem Spital für die Kranken und von einem Gasthaus für die Armen. Damit war zur Säkularisierung 1803 Schluss – eine kleine Geschichtsstunde auf der Radtour: Die Säkularisierung war der Prozess, bei dem kirchlicher Besitz und Einfluss in das staatliche oder weltliche Gebiet übergingen. Viele Klöster wurden geschlossen und weltliche Herrscher haben die Anlagen übernommen. Familie zu Salm Grumbach (die späteren Fürsten zu Salm Horstmar) zogen in Varlar ein und bauten es zum Schloss um. Heute noch bewohnen die Nachfahren das Wasserschloss, dessen klassizistische Ostfassade (Architekt: Adolf von Vagedes) von der teichähnlichen Gräfte mit dem winterlichen Schilf davor wie ein Filmschloss wirkt. Im Schloss befindet sich auch die fürstliche Verwaltung, unter anderem für Forstwirtschaft und einen Ruheforst (MÜNSTER! Februar 2023).
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Kolvenburg
„Die Kolvenburg hat eine große Strahlkraft“, findet Judith Schäpers von der Billerbecker Touristik. Erstmals 1246 erwähnt als mittelalterlicher Adelssitz von Sweder von Billerbeck. Heute ist die Kolvenburg das zweite große Kulturzentrum des Kreises Coesfeld – neben Burg Vischering. Es finden Ausstellungen mit international renommierten und zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern sowie Konzerte statt, es gibt unter anderem Stadtführungen wie Kolvenburg bis unters Dach: Da sieht man den gewaltigen Dachstuhl, der auch als Augmented Reality in der Billerbecker App Gans Billerbeck zu sehen ist. Hinter der Burg ist eine Picknickwiese, mit Blick auf den Billerbecker Dom.
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Der Billerbecker Dom
Egal, von wo man nach Billerbeck kommt, sie sind von weitem zu sehen, die schlanken Kirchtürme, wie zwei Finger gen Himmel. Die Propsteikirche St. Ludgerus (auch Billerbecker Dom genannt), ist ein Wahrzeichen der Stadt. Billerbeck ist der Sterbeort von Münsters Bistumsgründer, dem Heiligen Liudger (742–809). „Wir haben letztes Jahr das 125-jährige Weihejubiläum gefeiert“, erzählt Judith Schäpers. Eine Sterbekapelle gab es schon lange, doch erst 1898 wurde die große Kirche fertig. „Die Idee war, während des Kulturkampfes gegen die protestantische preußische Regierung ein Zeichen für den Katholizismus zu setzen“, erzählt Judith Schäpers. „Die Billerbecker Bürger haben deshalb den kompletten Kirchenbau aus privatem Vermögen finanziert.“