MÜNSTER! Magazin

Foto: Peter Leßmann

Mai 2021 N°102


Spargelbauer Lütke Laxen

         Die Alten Ägypter nannten ihn Götterspeise, die Alten Griechen verwendeten ihn als Arzneipflanze und die Alten Römer schätzten Spargel als Delikatesse. Noch sehr jung hingegen war Burkhard Lütke Laxen, als er den elterlichen Hof in Gelmer auf das schlanke Frühjahrsgemüse mit Potential umstellte. Er begann mit einem Hektar, heute sind es 150 …

Text Britta Heithoff


Mindestens die Urgroßeltern, Großeltern und auch die Eltern von Burkhard Lütke Laxen bewirtschafteten schon den Hof an der Gittruper Straße in Gelmer – zuletzt mit Ackerbau und Schweinezucht. Wie weit sich die Geschichte des elterlichen Hofs seiner Mutter in die Vergangenheit zurückverfolgen lässt: der Spargelbauer weiß es gar nicht ganz genau. Sehr wohl erinnert er sich aber, wie er selbst schon als kleiner Junge auf dem Hofplatz spielte. Nach der Schule studierte Lütke Laxen erst einmal Landwirtschaft – und stieß dort auch auf die Idee mit dem Spargel. 1984 begann er, den Betrieb seiner Eltern Marlies und Franz Lütke Laxen umzustellen.

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Spargel ist sein Ding. Burkhard Lütke Laxen liefert ihn nicht nur auf den Wochenmarkt, sondern auch in den Lebensmitteleinzelhandel und in die Küchen unserer Gastronomen. Foto: Peter Leßmann

Damals setzte erst ein anderer Bauer der Region auf Spargel, ein weiterer begann etwa zeitgleich mit Lütke Laxen. Spargel, Erdbeeren, ein Hofladen dazu: Das Grundkonzept ist bis heute geblieben. Die Idee ging auf, die Nachfrage wuchs: Die Verbraucher wollten das besondere Frühjahrsgemüse in immer größeren Mengen. Nach zwei Jahren konnte Lütke Laxen seinen Umsatz bereits verdoppeln, so wurde sein „Spargelbusiness“ stetig größer. Während in den 1960er- und 1970er- Jahren das „weiße Gold“ vor allem in Baden, im Rheinland und Braunschweig (und das auch nur, weil dort eine Konservenfabrik angesiedelt war) angebaut wurde, entpuppte sich nun das Münsterland als Spargelregion. Und Lütke Laxen hatte ein paar prima Ideen dazu: Gern erinnern auch wir uns an das erste Spargelfest auf seinem Hof, mit Kinderbelustigung, Bier vom Fass und natürlich Spargelgerichten aller Arten.

In den 1990er Jahren eingeführt und ein Renner bis heute. Naja, nicht ganz. Denn wie schon im letzten Jahr muss auch 2021 das Spargelfest bei Lütke Laxen ausfallen. Besser als im letzten Jahr sieht es allerdings aktuell in punkto Saisonkräfte aus: Denn wurde Lütke Laxen im letzten Jahr von der Pandemie und den Konsequenzen für seine Spargelstecherinnen und Spargelstecher überrascht, so hat er dieses Mal mit Vorlauf und in Absprache mit Gesundheitsamt und Arbeitgeberverband vorsorgen können – basierend auf ausgefeiltem Hygienekonzept, Tests und Co. Gut 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stark ist das Team in der Hochsaison. Diese beginnt je nach Wetter in der Regel Anfang April, wenn die Nachtfröste nachlassen, und endet traditionell am 24. Juni. Zwei Drittel des Lütke-Laxen-Spargel landet im Lebensmittel- Einzelhandel (das hätten wir nicht gedacht!). Nur ein Drittel gelangt über den Hofverkauf, über Gastronomie, Verkaufsstände und eben auch über den Wochenmarkt zum Verbraucher. Deutlich gestiegen ist die Nachfrage nach bereits geschältem Spargel: Lütke Laxen bietet dieses „Convenience“- Produkt für alle seine Abnehmer an: Geschält wird mit der Maschine, nachgeschält von Hand, Stange für Stange. Auch das Angebot, Spargelgerichte am Hof im Restaurantbetrieb zu genießen (wenn das wieder möglich ist – freitags bis sonntags und an Feiertagen mit Spargel zum Sattessen, Kuchen und Erdbeervariationen) oder zum Verzehr zu Hause dort fix und fertig zubereitet abzuholen, wird sehr gut angenommen. Das freut Burkhard Lütke Laxen, der selbst auch nach Jahrzehnten noch ein ausgewiesener Spargelfan ist.

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Lütke Laxen ist neben Uwe Dieks’ Kaffee & Curry zu finden. Apropos Uwe: Als Lütke Laxen vor über 20 Jahren mit Chicoree als Wintergemüse experimentierte, packte sein heutiger Marktnachbar Uwe mit an. Aber das ist eine andere Geschichte … Foto: Peter Leßmann
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Das königliche Gemüse bietet er in acht Sortierungen beim weißen und vier Sortierungen beim grünen Spargel an: „Gleichmäßig müssen sie sein“, dem Experten ist die Qualität der Güteklassen extrem wichtig. Doch auch der in Stücken angebotene Spargel erfreut sich wachsender Beliebtheit. „Gerichte wie Salate, Durchgemüse, Pizza und Tarte mit Spargel sind im Trend“, so Burkhard Lütke Laxen, der sich selbst für den Klassiker (Stangenspargel mit Kartoffeln und westfälischem Schinken) begeistern kann, im Laufe der Saison aber auch extrem gerne die Spargelpizza isst.

Ein weiterer Trend ist definitiv der Bioanbau: Familie Lütke Laxen hat hierfür einen Teil des Hofes und der Produktion abgespalten und bietet mit dem Biohof Lütke Laxen als Mitglied der Gäa e.V. ökologischer Landbau Spargel sowie Erdbeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren und Brombeeren in Bio-Qualität. Hier engagiert sich auch Lütke Laxens Tochter Jasmin, Studentin im Bereich Projektmanagement. Sie ist genau wie ihre Zwillingsschwester Sabrina (Studentin der Ökotrophologie) ganz selbstverständlich und wann immer es geht auf dem Hof mit im Einsatz. Auch Burkhard Lütke Laxens Ehefrau Heike, promovierte Chemikerin und aus einer Handorfer Bauernfamilie abstammend, gehört zum Team: Sie hat die Büroleitung des Unternehmens übernommen und damit viele der zahlreichen Fäden in der Hand. 

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Spargel ist gesund! Und gute Laune scheint er auch zu verbreiten. Foto: Peter Leßmann

Auch wenn vielleicht der Verdacht aufkommen mag, auf einem Spargelhof gäbe es nur während der reinen Spargelsaison reichlich zu tun: So ist es ganz sicher nicht. Bis in den November hinein reicht etwa die Kulturarbeit auf den weitläufigen Spargelfeldern, im Januar geht es schon wieder los mit den Folientunneln fürs neue Jahr. Freizeit? Burkhard Lütke Laxen schmunzelt: „Viel ist das nicht!“ Wenn möglich, dann ist er mit den vier großen Münsterländern und Labradoren Bella, Lucy, Sam und Peanut in der Natur unterwegs, auch sein Jagdrevier gehört zu den Orten des Durchschnaufens. Spargel: Als Burkhard Lütke Laxen mit 1984 im Alter von Anfang 20 mit dieser für unsere Region noch sehr ungewöhnlichen Idee von der Uni kam, waren seine Eltern sofort offen dafür. Das ist nicht selbstverständlich! Finden wir klasse. Vater Franz Lütke Laxen bekam noch die Anfänge des Spargel-Erfolgs mit, er verstarb schon vor über 20 Jahren. Mutter Marlies lebt noch mit auf dem Hof und packt mit an. Wir lieben diese Generationengeschichten. Und Lütke Laxens Spargel: den lieben wir auch.