MÜNSTER! Magazin

Dilara, von den Crew-Kollegen auch liebevoll „Didi“ genannt, liebt es, die Gäste zu begrüßen, Veranstaltungen an- und Pub-Quiz-Abende durchzumoderieren.: Peter Leßmann

N°135


Ahoi, Dilara!

Ein paar tausend Einwohner hatte das Dorf, in dem Dilara Yüksek aufgewachsen ist. Heute hat sie kein Problem damit, vor hunderten von Menschen das Mikro zur Hand zu nehmen. Und das tut sie nicht nur als Poetry Slammerin auf der Bühne, sondern auch auf der MS Günther, wo sie seit fünf Jahren im Service und eben auch in der Moderation unterwegs ist. 

Text britta Heithoff


Kehliges Lachen schallt übers Schiff. Unverkennbar: Dilara Yüksek ist im Einsatz. Auch wenn das Team des Partyschiffs MS Günther ganz grundsätzlich für Fröhlichkeit und gute Stimmung bekannt ist: Dilara ist garantiert eine Stimmungskanone. Das wissen die Stammgäste, die Kolleginnen und Kollegen sowieso. Aus Achim/Baden im niedersächsischen Landkreis Verden stammt die Sechsundzwanzigjährige, dort ist sie mit einer ihrer zwei Schwestern bei ihrer Mutter aufgewachsen.

Nach dem Abi 2015 entschied Dilara sich für ein Studium zum Gymnasiallehramt in Osnabrück. Neben Englisch hatte es ihr besonders das Fach „Deutsch“ angetan – mit gleichermaßen großer Leidenschaft für Grammatik, Literatur und Lyrik, eigentlich gefiel ihr die komplette Palette. Dilara hat Antrieb und Schubkraft, Stillstehen ist nicht so ihres. Daher wundert es uns nicht, dass sie auf der Suche nach weiteren Herausforderungen an die Uni Münster und von Englisch (was ihr leicht fiel) zu Chemie (neue Challenge!) wechselte. Und eigentlich war ihr der Masterstudiengang Lehramt auch nicht genug, sie nahm noch Kulturpoetik der Literatur und Medien hinzu. Darf’s ein bisschen mehr sein, Dilara? Ja, einmal Doppelmaster bitteschön! Die Lust, hinzuzulernen, spannende Menschen zu treffen, Neues zu erleben – die treibt Dilara an. So war sie vor fünf Jahren auf der Suche nach einem weiteren Studi-Job, als Hilfskraft im Germanistischen und Chemiedidaktischen Institut war sie zu diesem Zeitpunkt schon unterwegs, heute wirkt sie auch am Internationalen Centrum für  Begabungsforschung mit. 

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Volle Kraft voraus! Für Dilara Yüksek ist die MS Günther in den vergangenen fünf Jahren zu einem zweiten Zuhause geworden. Ihre Aufgaben auf der schwimmenden Eventlocation sind vielfältig. Foto: Peter Leßmann

Als sie bei einem Gewinnspiel Karten für die MS Günther, das Partyschiff, das auf dem Dortmund-Ems-Kanal hin und her cruist, ergatterte, war sie von diesem Gastronomiekonzept sofort begeistert. Einordnen konnte sie das Ganze auch, sie hatte damals die Wer wird Millionär-Show mit Leon Windscheid bei Günther Jauch im Fernsehen verfolgt und die Geschichte vom münsterschen Gewinner Dr. Leon Windscheid, der mit seiner Million ein Partyschiff finanzieren wollte, war hängengeblieben. Und wie der Zufall es wollte, suchte die MS Günther jetzt Verstärkung. Mit Thekenerfahrung. Die hatte Dilara allerdings noch nicht und so lautete ihre Nachricht auf die Stellenanzeige sinngemäß: „An der Theke bin ich gut! Allerdings bislang nur auf der anderen Seite …“ 

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„Letzte Runde!“ Dilaras ansteckende Lache begleitet das Bimmeln der Schiffsglocke. Fotos: Peter Leßmann

Fünf Minuten nach Abschicken der Bewerbung kam der Rückruf des MS Günther Teams, sie hatte den Job. Angefangen als Minijobberin zunächst für Service und Theke stieg sie später auf einen Werksstudentinnenstatus um, ist inzwischen Schichtleitung für verschiedene Fahrten, moderiert hier Pub Quiz Veranstaltungen, steuert Vieles von der Kommunikation zwischen Schiffscrew und Büro, lernt neue Kolleginnen und Kollegen an … „eigentlich mach‘ ich immer mal alles, was man auf unserem Schiff so machen kann“, lacht Dilara. „Ne, doch nicht! Das Schiff zu steuern, überlasse ich lieber unseren Nautikern!“  

„Hier darf ich ganz viel übernehmen“, sagt Dilara stolz und uns fällt vor allem das „darf“ in diesem Satz auf, immer wieder klingt in den Zwischentönen der zupackenden und strahlenden jungen Frau auch Dankbarkeit für die Chancen mit. So empfindet es Dilara, die sich bei Borussia Münster mit Fußballspielen fit hält, auch, wenn es um ihre Poetry Slams geht. Vom Fleck weg gewann sie vor einigen Jahren bei ihren ersten beiden Bühnenauftritten mit ihren meist gesellschaftskritischen Texten – und hat es inzwischen bereits bis zu den Landesmeisterschaften gebracht. Bei Interesse: Am Freitag, 3. Mai, wird Dilara in Unna, am Samstag, 18. Mai, in Nordhorn auf der Bühne „slammen“. 

„Eigentlich mach’ ich immer mal alles, was man auf unserem Schiff so machen kann.“
Dilara Yüksek

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Mit dem Generator „per Du“: Bei technischen Herausforderungen hat Dilara keine Berührungsängste. Foto: Peter Leßmann
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„Bier ist leer!“ Kein Problem. Dilara wuppt mal eben das neue Fass aus dem Lager hinter die Theke. „Zupackend“ beschreibt sie sehr gut. Foto: Peter Leßmann

Der MS Günther ist Dilara, hier oft auch „Didi“ genannt, jetzt schon fünf Jahre lang treu, sie ist nun tatsächlich sogar die „langjährigste“ Mitarbeiterin der 2016 von Günther Jauch persönlich getauften schwimmenden Eventlocation. „Für mich fühlt es sich zu keinem Zeitpunkt wie Arbeit an, ich liebe den Moment, wenn die Gäste an Bord kommen, wenn ich mit meinem Klemmbrett, schön analog, den Einlass machen darf, alle begrüße, schon die ersten Scherze in der Luft liegen.“ 

Natürlich ist der Job auf der MS Günther auch schwere körperliche Arbeit: Alles muss für die Fahrt beladen werden, vorher wird kalkuliert, was und wieviel die Gäste wohl trinken, Kisten und Fässer sind zu schleppen. Dann kommen 50 bis 150 Menschen auf einen Schlag aufs Boot, Dilara und ihre Kolleginnen und Kollegen möchten allen gerecht werden, alle gut versorgen. „Die kommen ja nicht wie in einer Kneipe über den Abend verteilt in Grüppchen nacheinander, sondern vorm Ablegen wirklich alle auf einmal!“ lacht Dilara. „Aber ehrlich: Das ist so auch am schönsten. Ich mag es genau so!“

„Für mich fühlt es sich zu keinem Zeitpunkt wie Arbeit an.“ Dilara Yüksek

Ebenso begeistert wie von ihrem MS Günther-Job ist Dilara auch von ihrer Wahlheimat Münster. „Münster ist eine Großstadt für Anfänger“, resümiert sie die vergangenen Jahre, „ich liebe es, eigentlich bei jedem Stadtbummel ein paar Leute zu treffen, die ich kenne. Es ist familiär und herzlich, ich habe hier mein Zuhause gefunden.“ Na, dann hoffen wir mal, dass Dilara auch wiederkommt, nachdem es sie Ende des Jahres für einen kleinen Auslandsaufenthalt im Rahmen eines Erasmus-Studiums sechs Monate lang nach Wien ziehen wird. Und danach heißt es dann endlich wieder: „Ahoi, Dilara! Die Anker sind gelichtet, Dein ansteckendes Lachen darf wieder über die Bootsplanken schallen.“

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Nur fürs Foto mal chillend zurückgelehnt: Dilara wirbelt eigentlich nonstop herum. Aufgaben auf der MS Günther gibt‘s ja reichlich für sie! Foto: Peter Leßmann

MS Günther

Die MS Günther, 2016 von Namensgeber Günther Jauch persönlich getauft, cruist als schwimmende Eventlocation auf dem Dortmund-Ems-Kanal auf und ab – ganz unterschiedliche Formate von der Weinprobe bis zur Zaubershow, vom Krimidinner bis zur Nacht im Mondschein laden zu gemütlichen und aus­gelassenen Stunden auf dem 114 Jahre alten Schiff („älter als die Titanic!“) ein. Natürlich lässt sich die MS Günther auch exklusiv chartern – etwa für Betriebs­feste oder Mottopartys. 
ms-guenther.de

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Foto: Peter Leßmann