N°146
Komm’ mit ins Abenteuerland
Der Sternbusch Park ist der wilde Bruder des Düesberg Parks – die Bäume wachsen in den Himmel und die Brennnesseln erobern den Erdboden. Ein Paradies für Hund und Frauchen/Herrchen, ein Fußweg für Preußen-Freunde und ein alter Adelsgrund.
Text cornelia höchstetter
DER PARK IN EINEM (langen) SATZ
Der 9,6 Hektar große Sternbusch gleicht einem Stück Waldwildnis mitten im Wohngebiet, einem Abenteuerland mit Tümpeln und Unterholz, direkt an der Bahnlinie, von Spazier- und Fahrradwegen durchzogen.
Wo liegt der Park?
In Berg Fidel: Wie ein Dreieck zwischen den Bahnlinien Münster-Dülmen-Recklinghausen (Grenze im Norden) und Münster-Amelsbüren-Lünen-Dortmund (Grenze Nordost-Südwest), im Westen begrenzt die Straße „Sternbusch“ den Park – wobei der Park strenggenommen über die Eisenbahnbrücke hinweg nach Berg Fidel bis zum „Spielplatz am Naturdenkmal“ (siehe Historie) reicht. Am östlichen Ende in der Dreiecksspitze fügt sich der Kleingärtnerverein Am Sternbusch ein.
Zutritt zum Park
Ein Zugang vom Düesbergweg verläuft über das Paul-Hörst-Pättken über die Dülmener Bahnlinie und über die gleichnamige Straße „Sternbusch“. Von der Berg Fideler Seite aus dem Süden einmal über den Bahnübergang am Kriegerweg, dann rechts in den Weidenweg, der in den Sternbusch (Straße) und Park übergeht. Oder von Berg Fidel vom Hülsenbusch aus über die Verlängerung über den Bahnübergang der Lünener Bahnstrecke und dann den Radweg leicht bergab oder über die Treppen hinter.
So erleben die Besucher den Park
„Pantoffelgrün“ nennt Anwohner und Siedlungshistoriker Fritz von Poblotzki den Sternbusch – was so viel heißt, dass diese Grünfläche in einer Wohnnachbarschaft liegt und man mit bestem Gewissen nur in die Pantoffel schlüpft, um einen Spaziergang zu machen. Andrea Blecken wohnt ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft zum Park: „Ich bin jeden Tag mit unsere Hündin Mia zum Gassi-Gehen im Park – Hundebesitzer haben perfekte Bedingungen. Es kommen zu unterschiedlichen Zeiten immer dieselben Leute – man kennt sich schon, oder zumindest die Namen der Hunde.“ Andrea Blecken beobachtet auch Besucher aus dem naheliegenden Clemenshospital – junge werdende Eltern, die wartend durch das Wäldchen spazieren, genau wie Rollstuhlfahrer aus dem Krankenhaus oder fleißige Nordic-Walking-Sportler, die auf den geschwungenen Wegen eine Acht laufen.

ALLE WEGE DURCH DEN PARK
„Der Radweg ist die wichtigste Verbindungsachse zwischen Berg Fidel und Geistviertel: Morgens pendeln Schüler und Leute, die zur Arbeit fahren“, beobachtet Sternbusch-Anwohnerin Andrea Blecken. Der Weg wird auch rege von Preußen-Fans genutzt, die zum Fußballstadion nicht über die ampelreiche Hammer Straße, sondern lieber durch den idyllischeren Sternbusch radeln oder pilgern, so beobachtet das Andrea Blecken. Deshalb sind manche Mülleimer auch gut mit grün-weißen Aufklebern verziert.
Apropos Weg: Der offizielle Jakobsweg führt auf dem geschwungenen Hauptweg, durch den Sternbusch. Der Jakobsweg kommt aus dem Geistviertel und verläuft nach dem Sternbusch Richtung Hiltrup, über die Hohe Geest weiter in die Hohe Ward. In Hiltrup, aber auch im Sternbusch pflanzte ein Pilger, Dr. Norman Sinclair, die spanische Pilgerrose Castell d’Alaquàs. Norman Sinclair ist gebürtiger Venezolaner und lebt im Münsterland.


Natur-/Kunst-Denkmäler
Das Naturdenkmal Nr. 505, am Spielplatz über der Bahnlinie in Berg Fidel, ist ein Rundell, eine Baumgruppe auf einem Hügel, mit neun Stieleichen und sieben Rotbuchen mit Umfängen von 1,49 Meter bis 3,22 Meter und Höhen bis zu 24 Metern, so die Naturdenkmalliste der Stadt Münster. Notiert ist in den städtischen Unterlagen zu den Naturdenkmälern: „Vermutlich alter Wegewarthügel mit Bildstock. Bis Ende der 1960er Jahre frei in der Landschaft stehend, dann Entwicklung als Wohngebiet. Naturdenkmal-Ausweisung 1937.“ Der angesprochene Bildstock war eine Säule: Fritz von Poblotzki weiß, dass „dort die Fürstin Amalie von Gallitzin (Anmerkung der Redaktion: 1748–1806) eine Säule aufstellen ließ, die aber nicht mehr vorhanden ist“. Der ehemalige Stadtplaner ordnet das Rondell der historischen Wegeachse (siehe Historie des Parks) Richtung Norden zu. Ähnliches vermutet der Mecklenbecker Dendrologe (Botaniker, der sich mit der Erforschung von Bäumen beschäftigt, Anmerkung der Redaktion) Wolfgang Schürmann (na-tour-denkmal.de), der auf einem Stadtplan von 1897 eine durchgehende Allee von Haus Geist bis zum Naturdenkmal 505 vermutet. „Die Eichen am Rundell als auch in der Nähe des Clemenshospital sind mindestens 150 Jahre alt und liegen auf der Achse.“ Das Naturdenkmal 505 beziehungsweise diese Bäume existierten schon vor dem Bau der Eisenbahnlinie, die den Sternbusch geteilt und verkleinert hat.
Ein internationales Kunstwerk war für eine Weile im Park ausgestellt: Während der Skulptur Projekte 2017 stand die Skulptur Fourth House of the House Project since 1974 des isländischen Künstlers Hreinn Friðfinnsson auf einer Lichtung nahe dem Bahnübergang und des früheren Rodelhangs. Das Haus bestand bzw. besteht aus poliertem Edelstahl und war oder ist 255 × 325 × 195 Zentimeter groß. Mit der stählernen Oberfläche reflektierte das Hausgerippe die natürliche Umgebung. Heute befindet sich das Kunstwerk auf dem Gelände der Firma Jäckering Mühlen- und Nährmittelwerke GmbH in Hamm.


BESONDERE BÄUME
Fritz von Poblotzki nennt einige Bäume, die er gerne beobachtet und fotografiert: etwa eine wunderbar gewachsene Buche, einen duftenden Kuchenbaum oder einen japanischen Baum, der im Spätsommer blüht. Dann stehen noch zwei Trauerweiden am Teich, deren eine Krone allerdings gebrochen ist.
BESONDERE PLÄTZE
Einen Platz haben sich die Anwohner mit zwei Gartenstühlen „wild“ gesichert: am Teich unter den Weiden.

WASSER
Einige kreisrunde Wasserlöcher haben ihren Ursprung durch Bombeneinschläge aus dem Zweiten Weltkrieg, die der Eisenbahnlinie galten. Ein Teich (der bei den Weiden) wurde angelegt, als der Sternbusch Park in den 1960er Jahren entstand. Einen großen Wassergraben aus der Zeit des Adelssitzes gibt es noch, meint Fritz von Poblotzki: „Den sieht man nur zu extremen Regenzeiten.“
DIE GESCHICHTE DES PARKS
Der Sternbusch geht zurück auf eine adelige Garten- bzw. Parkanlage – daher die Reste der Alleen –, die zu den anliegenden Adelshäusern Geist und Althoff gehörte. Der alte Schulzenhof Althoff (Altenhove), zuletzt Scheiper, soll schon vor der karolingischen Zeit bestanden haben. Haus Geist war laut Archäologie in Westfalen-Lippe 2017 der Autoren Peter Hessel und Simon Stamer ein Erbmännerhof. Es lag etwa drei Kilometer südlich von Münsters Altstadt – an der Stelle steht heute das Clemenshospital. Erstmals war es um 1370 erwähnt als bischöfliches Lehngut im Besitz des Erbmannes Andreas Bertold Bischopinck. Ausgrabungen von 2017 am Clemenshospital ergaben, dass es sogar ab etwa 1178 eine frühere Bebauung gab.
Von 1410 und 1555 wurde Haus Geist Wohnort der Erbmännerfamilien, und ab Mitte des 15. Jahrhunderts war das Anwesen Treffpunkt der Domherren und Regierungsbeamten der Stadt, wenn es um die Bestimmung eines neuen Fürstbischofs für Münster ging. 1657 und 1661 besprachen sich dort Stadt Münster und Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (auch genannt: Bomben-Bernd) zu Friedensvermittlungen. 1763 war Freiherr Franz von Fürstenberg der neue Besitzer und ließ ein barockes Herrenhaus bauen. Im 19. Jahrhundert bekam das Gut einen neuen Besitzer: Oberpräsident von Düesberg, Namensgeber des heutigen Düesbergwegs. Viel später: Der Bau des Krankenhauses löste Ende der 1950er Jahre das Haus Geist endgültig ab.
Der Name „Sternbusch“ kommt von „Boskett“, oder italienisch „Bosco“: ein kleines, gestaltetes Wäldchen in einer Gartenanlage. Eine Variante davon ist der sogenannte Sternbusch aus der barocken Gartenzeit, mit „sternförmigem“ Wegenetz angelegt und damit komfortabel zur Niederwildjagd für den Adel. Einen sogenannten Sternbusch gab es an vielen Orten, im Münsterland etwa auch in Rheine: Fritz von Poblotzki fuhr kürzlich dorthin und hat diesen Sternbusch ausgemessen und in einen Plan übertragen. Die Überraschung war: Der Sternbusch in Rheine/Kloster Bentlage entspricht von der Größe und den Ausmaßen dem Sternbusch in Berg Fidel so gut wie identisch.

SPIELPLÄTZE
Der Spielplatz Sternbusch liegt mitten im Wald, ist 1100 Quadratmeter groß und wurde 1973 von der Stadt errichtet, zuletzt saniert 2000. Eine hohe rote Schaukel, ein Kletternetz und eine sich drehende Scheibe sowie einige Bänke befinden sich dort – vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß, aber sehr natürlich gelegen.
Vor wenigen Jahren erst, genauer: 2021, hat die Stadt Münster den Spielplatz auf der anderen Bahnseite Am Naturdenkmal modernisiert. Der Spielplatz mit der extra langen Rutsche ist 1895 Quadratmeter groß.
ANBINDUNG AN DEN ÖPNV
Am Düesbergweg hält die Linie 4 an der Haltestelle St.-Gottfried-Kirche. In Berg Fidel hält an der Haltestelle Hülsenbusch die Linie 5.

ANSCHLUSS AN WEITERES STADTGRÜN
Der Sternbusch ist über die Brücke nach Berg Fidel, weiter geradeaus auf dem Hülsenbusch und einem weiteren Bahnübergang mit dem Vennheideweg verbunden: Dort ist man dann „richtig“ im Grünen, im Wäldchen namens Jesuiterbrook trifft man Reiter aus Hiltrup, Jogger, Radfahrer und die Hundehalter, die vom Sternbusch Park die ganz große Runde machen: bis in die Grafschaft, so heißt die grüne Zone zwischen Hiltrup und Kappenberger Damm.