MÜNSTER! Magazin

Mehr als nur ein Durchfahrtsweg: Zwischen Roggenmarkt und Spiekerhof befindet sich die Bogenstraße. Täglich radeln hier hunderte von Münsteranern entlang, um zum Prinzipalmarkt zu gelangen. Wir empfehlen, das Rad beim nächsten Mal schon etwas früher ab­zustellen, um die spannenden Konzepte unter den Bögen zu entdecken! Foto: MÜNSTER! Magazin

N°117


BUMMELN UNTER BÖGEN
Die Bogenstraße

Nachdem wir Ihnen in der Juli/August-Ausgabe bereits die Piazza am Roggenmarkt und Drubbel vorgestellt haben, sind wir für das Oktoberheft noch ein paar Meter weiter gegangen – und haben uns in der Bogenstraße im Kiepenkerlviertel umgeschaut. 

Text Lotta Kürger


Besonders lang ist die Bogenstraße nicht: Schon nach wenigen Metern erreichen Bummelnde den anschließenden Spiekerhof, wo der Kleine und Große Kiepenkerl zum Einkehren locken. Linker Hand wacht hier die Statue des Heiligen Nikolaus über die Bogenstraße, bevor es durch den Horsteberg Richtung Domplatz geht. Aber halt: Ebenso wie den Roggenmarkt und Drubbel sollten Sie auch die Bogenstraße nicht nur als Durchfahrtsweg nutzen. Denn für Fans von spannenden Shopping-Konzepten – darunter viele inhabergeführte Familien­betriebe – hat der Straßenabschnitt einiges zu bieten! 

Münster im Mittelalter – an vielen Orten der Stadt sah es vor hunderten von Jahren noch ganz anders aus als heute. Aber nicht überall: Schon seit dem 12. Jahrhundert gibt es die Bogenstraße, die den Roggenmarkt mit dem Spiekerhof verbindet und damit einen Teil der historischen Altstadt bildet. Die Entwicklung des Straßennamens verrät, dass sie diesen nicht wegen ihres bogenförmigen Verlaufs trägt, sondern wegen der traditionellen Bogenhäuser: Früher wurde der Straßenabschnitt Gegen den Bogen und seit Ende des 18. Jahrhunderts dann Unterm Bogen genannt – denn die hier ansässigen Geschäfte befinden sich wortwörtlich unter den Bögen, wie wir es auch vom Prinzipalmarkt kennen. Diese architektonische Besonderheit der Stadt hat wohl jeder Münsteraner und auch jeder Besucher schon einmal wahrgenommen, der durch unsere Altstadt gebummelt ist. Die Geschichte der Bögen vor den Geschäften kennen allerdings nicht alle: Die Bauweise ermöglichte den Kaufleuten einst, ihre Ware auch bei schlechtem Wetter  – durch das Bogendach geschützt vor Niederschlag – vor den Haustüren anbieten zu können. Vermutlich sind viele der Bogenhäuser nicht von Anfang an auf diese Weise erbaut worden, sondern erst nachträglich entstanden, indem man die Obergeschosse auf Pfeilern in den Straßenraum „vorschob“ – auch das Rathaus wurde erst 1380 auf diese Weise erweitert.

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In den Giebelhäusern an der Bogenstraße sind überwiegend inhabergeführte Familienunternehmen zuhause: Viele der Geschäfte werden seit vielen Jahrzehnten von Generation zu Generation weitergegeben. Foto: MÜNSTER! Magazin

Heute sind die an der Bogenstraße ansässigen Kaufleute zwar nicht mehr auf den Verkauf vor der Haustür und den Schutz vor Wind und Wetter durch die Bögen angewiesen: Bei Münsteranern und Besuchern, die auch bei Regen im Trockenen an den Geschäften entlang schlendern und in die Schaufenster schauen können, ist die steinerne Überdachung jedoch noch immer sehr beliebt – und stellt ein besonderes Markenzeichen unserer Altstadt dar. So wie auch der Roggenmarkt und Drubbel neben dem berühmten großen Bruder namens Prinzipalmarkt ab und an unterschätzt werden, wird wohl auch die Bogenstraße von vielen eher als „Weg in die Stadt“ denn als eigenständige Shoppingzone betrachtet. Zu Unrecht!

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Die Bogenstraße in den 1930er Jahren: Damals waren hier der Blumenladen Newels und Kaiser‘s Kaffee-Geschäft ansässig. Foto: Ernst Krahn
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Auch in den 1970ern war die Bogenstraße schon eine beliebte Adresse zum Bummeln und Flanieren – in der Hausnummer 2 befand sich der Juwelier Abeler. Foto: Erhard Jorde

Lieblingsstücke für Schlafzimmer und Kleiderschrank 

Direkt beim Übergang vom Roggenmarkt auf die Bogenstraße lockt die linke Straßenseite mit allerhand interessanten Konzepten rund um Interieur, Mode und Kulinarik. So wartet in der Hausnummer 1 ein breites Sortiment an klassisch-zeitlosen und persönlich gestalteten Möbelstücken: Mit Wohnen & Schlafen (1) haben Münsteraner hier innerstädtisch einen verlässlichen Ansprechpartner, wenn es um behagliche und individuelle Sitz­polster, Möbel und Lichtkonzepte für Wohn- und Schlafzimmer geht. Direkt nebenan finden Bummelnde bei Walbusch (2) in monatlich wechselnden Kollektionen eine große Auswahl an Herren- und Damenkleidung in klassischen und sportiven Designs. Die Mitarbeiter, die größtenteils schon seit der Eröffnung des Walbusch-Stores vor elf Jahren an Bord sind, beraten die Kunden gerne zum richtigen Sitz der Hemden, Poloshirts, Hosen und Kleider. Ein Haus weiter wartet mit RIANI (3) ein familiengeführtes Fashion-Label, das zeitgemäße Luxusdesigns für Frauen jeder Altersgruppe und Körperform anbietet und dabei großen Wert auf hochwertige Passformen, Schnitte und Materialien legt. Auch das Interieur im RIANI-Store ist mit seinem ungewöhnlichen Stilmix einen Blick wert: Rosa Samtakzente treffen hier auf Massivholzelemente und Perserteppich. Das Label Riani gibt es übrigens schon seit 1978, die Filiale in Münster jedoch erst seit 2018 – und das, obwohl Geschäftsführerin Martina Buckenmaier aus der Region stammt. RIANI und Münster: Das wurde aber auch Zeit! 

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Zeitgemäße Luxusdesigns in besonderer Umgebung: Bei RIANI in der Bogenstraße 3 warten nicht nur hochwertige Schnitte und Materialien, sondern auch ein ausge­fallenes Interieur. Foto: RIANI
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Nebenan, in der Hausnummer 4, kann das fröhliche Shoppen weitergehen: Mit dem Schuhsalon (4)  wartet hier ein kunter­bunter Concept-Store mit stetig wechselndem Sortiment an ausgefallenen Damen- und rahmengenähten Herrenschuhen. Mode, Taschen, Schmuck und Papeterie ergänzen das liebevoll ausgewählte Angebot, das das Kiepenkerlviertel seit dem Jahr 2000 im wahrsten Sinne des Wortes ein Stückchen bunter macht.In der Hausnummer 5 geht es weiter mit einer echten Traditionsmarke: Das erste Geschäft eröffnete Barbour (5), bekannt für seine wetterfesten Wachsjacken, bereits 1894 im Nordosten Englands. Heute kann man die langlebigen Jacken, für die Barbour einen Reparatur- und Nachwachsservice anbietet, sowie passende Kleidung und Accessoires für Damen und Herren auch in Münsters Bogenstraße shoppen. Am 22. Oktober lädt der Laden zu einem besonderen Event ein: Kunden können ihre geliebten Barbour-Jacken vorbeibringen und diese kostenlos – zum Beispiel mit ihren Initialen – besticken lassen! 

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Einige der Geschäfte an der Bogenstraße locken regelmäßig mit Aktionen und Events für ihre Kunden: So können Sie sich etwa am 22. Oktober bei Barbour Ihre Jacke mit einer Stickerei personalisieren lassen. Foto: Barbour, Felix Dobbert

Im Haus nebenan verfolgt Schlafen & More (6) – eine auf das Schlafzimmer spezialisierte Filiale von Wohnen & Schlafen (s.o.) – mit Herz und Seele eine Mission: Mit persönlicher Beratung und einem breiten Sortiment an hochwertigen Designerstücken für die Wohn- und Schlafräume wollen die Mitarbeiter bei ihren Kunden für ruhige Nächte sorgen. Ein echter Münsterklassiker findet sich ein Haus weiter: Hier enstand 1952 durch eine kühne Idee von drei Schwestern in dem vom Krieg zerstörten Gebäude mit der Nummer 7 das Kunsthandwerksgeschäft Mackenbrock (7). Seit der Gründung geht es hier um handgemachte Dinge, die das Leben schöner machen: Eine große Auswahl an Westfalenstoffen als Meterware und Nähzubehör, aber auch ausgefallene Accessoires, Damenmode und saisonales Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge bilden das exklusive Sortiment von Mackenbrock. Bei einem Kaffee können sich Kunden sachkundig beraten lassen und in eine Welt der Kreativität abtauchen.

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Gleich viermal ist das Familienunternehmen Holstein Delicatessen in Münster vertreten: Mit einer ButterBar in den Arkaden, einem Bistro am Horsteberg, einem Weinlager in der Magdalenenstraße – und mit der Butter­handlung in der Bogenstraße. Foto: MÜNSTER! Magazin

Messer mit Tradition und Feinkost in der Butterhandlung 

Für die Küche gibt es ein Haus weiter Spannendes zu entdecken. Im Schneidwarenfachgeschäft Herlitzius (8) findet man seit 1881(!) langlebige Küchenmesser, Scheren aller Art, Taschenmesser, Jagd- und Outdoormesser, aber auch Gussbräter, Pfannen und Pfeffermühlen. Während die vierte und fünfte Generation des Familienunternehmens die Kunden im Geschäft mit großem Fachwissen berät, werden in der angeschlossenen Werkstatt Repara­turen und Schleifarbeiten vorgenommen. Das schmale Giebelhaus mit der Nummer 8 hat außerdem eine besondere Geschichte: Es war das erste Gebäude in der Bogenstraße, das nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde – von Urgroßvater Herlitzius. Im Haus nebenan wird es – bei einem weiteren traditionsreichen Familienunternehmen – schmackhaft: Mit der Butterhandlung Holstein (9) wartet hier ein Delikatessengeschäft, bei dessen Betreten einem das Wasser im Munde zusammenläuft. Anders als der Name vermuten lässt, gibt es bei Holstein nicht nur Butter, sondern auch Käse, Wurstwaren und diverse hausgemachte Spezialitäten: Desserts, Saucen, Salate, Gebackenes und Gebratenes nach Originalrezepturen – darunter etwa die beliebten in Apfel-Sahne-Zwiebelsoße eingelegten Heringsfilets – laden hier dazu ein, sich für ein köstliches Abend­essen einzudecken oder kulinarische Geschenke für die Liebsten zu shoppen. Im letzten Haus der Bogenstraße, bevor diese zum Spiekerhof übergeht, ist seit 2008 die münstersche Boutique Jagador (10) beheimatet. Hier wartet Designermode vom zeitlosen Klassiker bis hin zu saisonalen Trends auf stilbewusste Münsterane­rinnen. Mit schicken Blusen, Business-Kleidung und individuellen Lieblings­stücken will das Jagador-Team seinen Kundinnen ein selbstbewusstes und energetisches Lebensgefühl vermitteln.

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Der Heilige Nikolaus wacht an der Ecke zum Horsteberg über die Bogenstraße. Seine Nase und die drei Kugeln sind von unzähligen Hände blank gerieben – laut einer Legende soll es Glück bringen, die Statue dort zu berühren! Foto: MÜNSTER! Magazin

Mode ohne Moderegeln 

Auch entlang der anderen Straßenseite lohnt ein Bummel über die Bogenstraße. Direkt gegenüber von Jagador lockt im Eckhaus der Marc Cain Store (11) stets mit den aktuellen Kollektionen des beliebten deutschen Labels. Ein dreiköpfiges Team berät und verwöhnt hier die Kunden und vermittelt dabei die wichtige Botschaft, dass stilvolles Auftreten weniger mit starren Moderegeln zu tun hat als damit, sich selbst und seinem Geschmack treu zu bleiben. Im Obergeschoss über Marc Cain hat übrigens die Spiekermann Vermögensverwaltung ihren Sitz – denn die Bogenstraße bietet nicht nur spannende Shopping-Konzepte, sondern ist auch das Zuhause zahlreicher Dienstleister, Arztpraxen und weiterer wichtiger Adressen für Münsteraner. Nebenan geht der Bummel jedoch weiter: Bei Prümer (12), einem Fachgeschäft für hochwertige Damen­mode, locken Marken wie Hemisphere, Windsor und Herzensangelegenheit. 

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Die münstertypische Bauweise mit den auf Pfeilern vorgeschobenen Obergeschossen sorgt für magische Schattenspiele auf dem Bürgersteig. Foto: MÜNSTER! Magazin 
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Die münstertypische Bauweise mit den auf Pfeilern vorgeschobenen Obergeschossen sorgt für magische Schattenspiele auf dem Bürgersteig. Foto MÜNSTER! Magazin

Das von Ernst Prümer gegründete Unternehmen hat seinen Sitz seit 30 Jahren in der Bogenstraße: Zunächst mit einer Spezialabteilung für große Größen in der Hausnummer 13, bevor das Geschäft mit einem Durchbruch zur Nummer 14 erweitert wurde. Heute führt Frank Prümer den Laden in zweiter Generation und freut sich über Stammkunden aus ganz Deutschland. Ein Haus weiter kommen die Kleinen auf ihre Kosten: Bei Smallfolks (13) werden für die passende Größe nicht nur die Füße der Kinder, sondern auch die der Schuhe ausgemessen, um für jeden kleinen Kunden die richtige Passform zu finden. Nachdem Smallfolks 2008 in der Neubrückenstraße gegründet wurde, zog es 2017 in die Bogenstraße um und hat dort nun viel Platz, um das Sortiment stetig zu erweitern. Neben den Schuhen, von denen der Groß­teil in Europa gefertigt und nachhaltig produziert wird, warten hier auch indivi­duelle Geschenkideen. Nebenan ist – ganz frisch erst seit Sommer dieses Jahres – das Juweliershaus Niessing (14) zu finden, das vorher am Alten Fischmarkt ansässig war. In den harmonisch gestalteten Räumen finden Kunden vor allem außer­gewöhnliche, handgearbeitete Verlobungs- und Trauringe. Aber auch Hals-, Arm- und Ohrschmuck in eleganten Designs, zu denen Sie die Mitarbeiter gerne indivi­duell beraten, gibt es hier zu entdecken. Den Abschluss der Bogenstraße bildet ihr einziges gastronomisches Angebot: An der Ecke Neubrückenstraße vor der Apostelkirche wartet mit dem MACELLUM (15) der perfekte Ort für die wohlverdiente Shoppingpause. Mit herzhaften Gerichten aus der mediterranen Küche, hausgemachtem Eis oder bei einem kühlen Cocktail auf der schattigen Terrasse können Sie sich für den weiteren Tag stärken.

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Auch für die Kleinsten hat die Bogenstra­ße etwas zu bieten: Bei Smallfolks warten Kinderschuhe aus hochwertigen Mate­rialien und eine fachkundige Beratung. Foto: Anika Trunt

Der Bummel über die Bogenstraße zeigt wieder einmal, dass Münster viel zu bieten hat in puncto Shopping. Wir hoffen, mit unserer kleinen Tour durch die Bogenstraße Ihre Lust geweckt zu haben, sich hier einmal intensiver umzschauen. Es lohnt sich!

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