MÜNSTER! Magazin

Ganz links fahren Inge Voss, MÜNSTER!-Marketing-Managerin vom Stadtlustverlag, Chefredakteurin Britta Heithoff und Melinda Bittrolff, ebenfalls Marketing-Managerin. Und unsere Abonnenten hinterher! Foto: Cornelia Höchstetter

N°117


UNSERE RADTOUR!
Radeln auf Annettes Spuren

Unsere erste Treue-Tour mit unseren Abonnentinnen und Abonnenten war ein voller Erfolg: Wir rollten entspannt Richtung Havixbeck zur Burg Hülshoff. Hier gibt es die Strecke zum Nachfahren und Nacherleben. 

Text Cornelia Höchstetter


Das (Zwischen-)Ziel ist eine Oase: gelbe Liegestühle im Schatten von Rhododendren, Kastanienbäumen und unter grünen Sonnenschirmen. Im Blick die Backsteinmauern und der warm leuchtende Sandstein der Burg Hülshoff. In den Händen ein kühles Getränk, in Griffweite Picknickkisten mit Salat und Muffins – alles aufs Feinste vorbereitet von Melanie Schlüters, dem Picknick-Profi vom Münsterland e.V. Die Pause haben wir uns verdient! Hinter unserem Radlertrupp liegen die ersten 25 wundervollen Kilometer – durchs Grüne, von Münsters Schloss aus über Nienberge, Vorbergs Hügel bis zur Burg Hülshoff.

Magical MÜNSTER!(land) Tour 

Zwei Dutzend Radfahrerinnen und Radfahrer haben sich Mitte August am Schlossplatz getroffen. Wir haben extra für unsere treuen Abonnenten ein Gewinnspiel für eine Radtour ausgerufen (siehe MÜNSTER!-Ausgaben Mai und Juni 2022). Das Ziel: Burg Hülshoff, mit Picknick und Museumsbesuch, mit netter Gesellschaft und professionellem Tourenführer. Weil wir vom MÜNSTER! Magazin großen Wert auf Experten legen, haben wir beim Münsterland e.V. nachgefragt – und so ist die Tour mit dem Namen „Orte großer Geschichte(n)“  eine gelungene Kooperation von MÜNSTER! und dem Münsterland e.V. geworden. Jörn Berding aus dem Bereich Tourismus, Projektmanager für den Europaradweg R1, führt die Truppe als „Pathfinder“ an. Selina Kroesemeijer und Melanie Feldhaus, beide vom Münsterland e.V., bilden das Schlusslicht. Zwischendrin radeln wir vom MÜNSTER! Magazin mit unseren Lesern auf den Spuren der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Deren 225.  Geburtstag steht in diesem Jahr im Kalender, und sie wurde von ihren Freunden gerne „Nette“ genannt. An diesem Tag also – lauter nette Leute!

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Wilhelm Steinhorst mit seinem Dreirad. Foto: Cornelia Höchstetter

Allerlei in allem 

Das Gute an dieser Tour ist, dass sie uns auf unterschiedlichste Wege führt. Mal mit Aussicht auf der Höhe des Vorbergs Hügel, mal durch Wäldchen, oft im Schatten und immer wieder vorbei an wunderschönen münsterländischen Höfen und Häuschen, gehegten Gärten oder restaurierten Backstein- und Fachwerkgebäuden. Fahrradfahrer kommen immer leicht ins Gespräch, auch wenn sie auf den unterschiedlichsten Rädern sitzen. Mit und ohne motorisierten Rückenwind – und Jörn Berding beweist ein gutes Gefühl für das richtige Tempo.

Dreirad und Bergmaschinen 

Das auffallendste Rad ist das von Wilhelm Steinhorst: Ein Easy-Rider-Dreirad. „Genau nach so einem Fahrrad habe ich gesucht“, erzählt der Münsteraner, 87 Jahre alt, er radelt mit E-Unterstützung wie auf einem Chopper die Radwege entlang. Fit wie ein Turnschuh: „Ich mache täglich Gymnastik und spiele 18 Loch Golf!“, stellt er klar. Die Münsterlandtour ist keine Ausnahme für ihn – kürzlich war er noch am Dümmer See radeln. 

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Burg Hülshoff (links) und Haus Rüschhaus (rechts). Foto: Cornelia Höchstetter

Die Entdeckung der Heimat 

Wie es immer so ist: Vor der Haustür sind die meisten viel zu selten unterwegs. „Ich war vor 25 Jahren zum letzten Mal an der Burg Hülshoff“, erzählt Gabi aus Nienberge. Und diesmal sogar mit einer Burgführung, Expertin Ulla Homfeld stellt uns die ehemalige Hausherrin vor: „Früher wurde Annette von Droste-Hülshoff als katho­lische münsterländische Dichterin wahrgenommen“, eher biedermeierernst. „Da hat sich viel geändert: Heute gilt sie als moderne Dichterin!“ 

„Nette“ war aus heutiger Sicht durchaus emanzipiert und freiheitsliebend. So war sie zwischen dem Münsterland und ihrer Wahlheimat Meersburg am Bodensee oftmals unterwegs, „200 Postkutschenstunden lang dauerte die Fahrt“, erzählt Ulla Homfeld. Wer mit ihr durch die Burgräume geht, lernt die Ahnen der Dichterin kennen, die in ernsten Ölbildern verewigt an den Wänden hängen; erfährt, dass die Sturmglocke auf der Burg im 18. Jahrhundert geschlagen wurde, um die Verwandten im einige Kilometer entfernten Haus Vögeding vor Überfällen zu warnen. 

„Das Schöne an Münster – man ist fast von überall innerhalb von fünf Minuten im Grünen.“

Stephie und Ralf Blümer aus Hiltrup

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Unser Picknickplatz. Foto: Cornelia Höchstetter

Fotomomente und Schlaun 

Haus Vögeding liegt auf der Heimfahrt unserer MÜNSTER!-Treue-Tour – ein fotogener Gräftenhof vom Allerfeinsten. Ein paar Radumdrehungen weiter die letzte Pause, bei Haus Rüschhaus, Annette von Droste-Hülshoffs späterem Wohn­haus. Münsters Superbaumeister Johann Conrad Schlaun hatte es errichtet und bewohnt, bis Familie Droste-Hülshoff einzog.

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Foto: Cornelia Höchstetter

„Ich bin mit dem 9-Euro-Ticket aus Borghorst mit dem Zug und dem Fahrrad nach Münster gekommen, alles hat wunderbar geklappt.“

Christina Laengner

Das Ende der Tour passt – denn das münstersche Residenzschloss war Schlauns letztes realisiertes Bauwerk. Wir haben 35 Kilometer und sechs Stunden in den Waden und nur noch einen Wunsch: runter vom Rad, jetzt alles nachwirken lassen. Zu Hause im Liegestuhl. 

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Gegenverkehr und freie Fahrt mit dem Erkennungswimpel. Foto: Cornelia Höchstetter
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Die Radtour fand in Kooperation von MÜNSTER! und dem Münsterland e.V. statt und wurde gefördert von dem Projekt Schlösser- und Burgenregion Münsterland.

Unsere große Abonnenten-Treue-Radtour 

Die Tour Orte großer Geschichte(n) verläuft streckenweise auf der 100-Schlösser-Route und ist eine von elf Tagestouren zu den Schlössern und Burgen im Münsterland, die auf der  Website des Münsterland e.V. präsentiert werden. Start am Schloss (1), von der Promenade Richtung Norden und dann Abbiegen in die Wilhelmsstraße, Richtung Westen. An der großen Kreuzung kurz nach rechts auf dem Orléans-Ring, dann gleich wieder links auf den Horstmarer Landweg. Diesem folgen wir, queren die Austermannstraße, bleiben geradeaus, und biegen leicht rechts ab, während wir auf der rechten Seite Haus Uhlenkotten (2) hinter uns lassen. An dieser Stelle schließt sich der Kreis, denn bis dahin sind Hin- und Rückweg gleich. Wer lieber zuerst zu Haus Rüschhaus (5) möchte, kann die Tour in der Original-Richtung fahren und biegt an dieser Kreuzung links ab, bleibt also noch auf dem Horstmarer Landweg. Aber wir folgen dem Weg Haus Uhlenkotten und kreuzen die B54 und am nächsten Kreisel die Steinfurter Straße. Auf dem Vorbergweg fahren wir ein Stück, bis der rechts abbiegt und bald sich nach links wendet. So umfahren wir Nienberge, lassen die Autobahn hinter uns, fahren ein Stück durch den Wald, bis wir auf die Hägerstraße stoßen. Der folgen wir rechts, fahren in den Ort und dann links auf den Schmitthausweg. 

Ein Stück fahren wir entlang der Bahnschienen, bis links die Derßenbrockstiege kommt: Dort biegen wir ein und nach den Schienen gleich rechts in den Rösteberg. Der Weg macht einen Links-Schlenker, wir folgen bis zur Straßenüberquerung von Hohenhorst. Dann geht es in ein Wäldchen und wir halten uns rechts, bis wir wieder auf den Weg „Hohenhorst“ kommen und dem links folgen. Vorbei geht es an netten Münsterländer Häusern und Anwesen, bis wir an der Kreuzung Alter Münsterweg die Hauptstraße Hohenhorst überqueren, dann die B 54 queren. Dem Weg (K51) folgen, zweimal eine Straße von Waltrup überqueren. Der Weg wird zum Weg „Walingen“, dann stoßen wir auf den Rüschhausweg biegen rechts ab, dann links auf Herkentrup und rollen immer weiter. Links abbiegen Richtung Schonebeck, und bald sind wir am Hauptziel, der Burg Hülshoff (3). Nach der Pause, nach Picknick (können auch Sie dort vorordern!) und nach Museums- und/oder Parkbesuch geht es nach Hause: Nach einem kurzen Stück an der Havixbecker Straße um die Burganlage erst links, dann rechts. Die K 22 (Straße zwischen Hohenholte und Roxel) queren, die Hülshoffstraße weiterfahren, bis es rechts in den Schonebecker Weg geht. Dann rechts ab zu Haus Vögeding (4) (unbedingt von außen bewundern!). Danach links in den Twerenfeldweg, dem geradeaus folgen bis zum befahrenen Rüschhausweg, diesen vorsichtig überqeren und dann Pause und Besuch des Parks von Haus Rüschhaus (5). Danach am Haus vorbeifahren, so dass Sie auf der linken Seite bleiben, über die Autobahnbrücke und danach links auf „Am Gievenbach“. So stoßen wir wieder auf den Horstmarer Landweg und fahren zurück zum Schloss (1).   

muensterland.de 
tourenplaner-muensterland.de

NETTES NEUE AUSSTELLUNG

Während wir im August zur MÜNSTER!-Radtour noch das Erdgeschoss der Burg Hülshoff besichtigten und Ulla Homfeld zur Verwandtschaft und den Freiheits-Sehnsüchten der Annette Droste-Hülshoff erzählte, war das Obergeschoss noch gesperrt. Dort ist seit dem 15. September die neue Ausstellung eröffnet: „Droste Digital. Handschriften – Räume – Installationen“. Dafür haben die Verantwortlichen vom Center of Literature (CfL) sechs Räume neugestaltet. Die Handschriften werden räumlich inszeniert und machen so das Leben und Schaffen der Dichterin gegenwärtig und erlebbar. So beschreibt die Burg Hülshoff die neuen Räume: „Im Kinder- und Jugendzimmer von Annette von Droste-Hülshoff rückt Autorin Nora Gomringer die jugendliche Droste ins Zentrum eines charmant überfrachteten Jugendzimmers. Im Studierzimmer von Drostes Vater inszeniert Autorin Dorothee Elmiger in einem modernen Arbeitszimmer Motive aus Die Judenbuche … An einer Audio­station wird aus Drostes Briefen gelesen, eine Dokumentation gibt Einblick in den Prozess der Digitalisierung der Handschriften.“ In diesem Sinne: Auf zur Burg!

Burg Hülshoff 
Schonebeck 6 
48329 Havixbeck  

burg-huelshoff.de 
digitale-burg.de 
lyrikweg.de