MÜNSTER! Magazin

Matija Karakas ist eines von vielen Gesichtern der Gastronomie in Münster und im Münsterland. Er arbeitet im Alten Gasthaus Leve, das für ihn im doppelten Sinne „Familienunternehmen“ ist, als Thekenchef.
 Foto: Michael C. Mölller 

N°128


Der schönste Platz ist immer an der Theke

Sie haben sich auf einem Kreuzfahrtschiff kennengelernt, heute sind sie im Alten Gasthaus Leve gemeinsam „an den Zapfhähnen“. Daniela und Matija Karakas arbeiten als Eheleute umschichtig im Traditionsrestaurant von Familie Horstmöller. „Hier werden unsere jeweiligen Talente gewertschätzt“ sagen sie.  

Text britta heithoff


Für Matija Karakas ist das Alte Gasthaus Leve die 13. Station seiner 30-jährigen Berufslaufbahn im Hotel- und Gaststättengewerbe. Und die 13 bringt ihm Glück. „Wenn es nach mir geht, dann starte ich von exakt dieser Theke aus am 15.8.2042 in den Ruhestand“, lacht er. Doch bis dahin wird er wohl noch eine sechsstellige Zahl Biere zapfen und ebensoviele Gläser polieren. Beim Thekenchef des Gasthauses am Alten Steinweg sitzt jeder Handgriff. Das muss auch so sein, denn der Takt ist sportlich – an jedem einzelnen Arbeitstag. 1975 wurde der Sohn eines kroatischen Elternpaars in Kehl im Badischen geboren und wuchs dort auf. „Schule lief nicht so bei mir“, erzählt Karakas. Nach Klasse 10 verließ er das Gymnasium und zog als Hotelazubi nach Achern in der Nähe von Offenburg in Baden-Württemberg. „Ich spielte damals Schlagzeug in einer Punk- und Hardrockband und kam als Untermieter bei einem Musikerkollegen unter.“ 

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Matija und Daniela Karakas aus dem Alten Gasthaus Leve, Münster
Foto: Michael C. Mölller
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Oft das Erste, was die vielen Genießer im Alten Gasthaus Leve beim Hereinkommen sehen: Thekenchef Matija Karakas „an den Hähnen“.  Foto: Michael C. Mölller

Wie viele Mitarbeiter im Gastro- und Hotel­gewerbe nahm Matija Karakas nach Ausbildung 
und ersten zehrenden Berufserfahrungen auch die Chance wahr, auf einem Kreuzfahrtschiff anzuheuern. Rund um seinen 30. Geburtstag startete er diese Reise und schipperte insgesamt zwei Jahre lang auf der MS Bremen und der MS Europa über die Meere. Und das war gut so! Denn hier lernte er seine Frau Daniela kennen und lieben. Sie wollte eigentlich nach ihrem Einsatz an Bord ein Jahr Work and Travel in Australien anhängen. Aber wo die Liebe hinfällt, werden Geschichten umgeschrieben. 2007 zog das junge Paar zusammen, zunächst in Düsseldorf, wo Matija unter anderem insgesamt drei Gastrokonzepte eines Großinvestors mit hochzog und etablierte. „Das war damals der It-Place-to-be: Da kam Campino auf einen Espresso vorbei und Filmstars wie Tom Cruise waren zu Gast.“ Neueröffnungen hießen aber immer auch: Aufbauarbeit. Vom Besteck auspacken übers Routinen einüben bis zum Teambuliding. Anstrengende, fordernde Jahre in einer Branche, die auch stark von Hierarchien geprägt ist.  

„Alles greift wie ein Uhrwerk ineinander. 
Hier im Gasthaus und in unserem Alltag.“  
Daniela und Matija Karakas

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LINKS Ordnung ist das halbe Leben! Matija Karakas und das Gasthaus-Team sorgen fortlaufend dafür, dass alles an seinem Platz und schnell zur Hand ist.
RECHTS „Sie ist der Boss im Bierkeller“, sagt Matija Karakas über seine Frau Daniela. „Das ist mein Fitness- Studio“, lacht sie und wuppt schon das nächste Fass.  
Fotos: Michael C. Möller 

Zeitsprung: Seit zwölf Jahren sind die Eheleute Karakas nun Eltern, ihr erstes Kind wurde 2011 geboren. Seitdem arbeitet das Gastro-Paar „eine früh, einer spät“, so wie es auch zum jeweiligen Bio-Rhythmus passt. „Morgens können Sie mit mir nichts anfangen!“ grinst Matija Karakas, tatsächlich steht er aber um sechs Uhr auf und bringt die Kinder (seit 2018 sind es zwei) auf den Weg  zu Schule und Kindergarten. Um diese Zeit ist Daniela Karakas schon längst im Alten Gasthaus Leve eingetroffen und rödelt in Bier- und Waschkeller, hinter der Theke und im Schankraum herum. Sie hatte zuletzt bei einem Brötchenwagen gearbeitet, das war stressig, immer neue Routen, Zeitdruck, stets am Limit. „Das konnte ich nicht mehr gut ertragen und da kam das Angebot von Familie Horstmöller, im Alten Gasthaus Leve einzusteigen und hier das Thekenteam, die Hausdame und als Allrounderin zu unterstützen, gerade recht.“

Fässer schleppen, täglich ein bis zwei Stunden lang (!) die Kupfer-Theke polieren, Bestände checken, frische Pfirsiche für die Altbierbowle vorbereiten, Textilien pflegen – das Programm, das Daniela Karakas zwischen 6 und 14.30 Uhr leistet, ist beachtlich. „Genau wie zuhause räumt sie hinter mir her“, lacht Matija Karakas, der dieselbe Theke, die seine Frau Daniela morgens in Augenschein nimmt, erst einige Stunden zuvor nach seinem Dienstschluss verlassen hat.  

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Alles strahlt! Das Kupfer der Theke, die Gläser nach dem Polieren …
Foto: Michael C. Möller
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… und die Eheleute Karakas nach unserem Besuch zum Fototermin bei Leve. Danke für die Gastfreundschaft an Josef Horstmöller und sein Team!  Foto: Michael C. Möller

Auf seinem täglichen Programm stehen auch Aufgaben wie das Führen des Thekenteams, Dienstplan schreiben, der nächtliche Schließdienst fürs ganze Gasthaus und natürlich die trubelige Thekenarbeit selbst mit zapfen, zapfen, zapfen. „Freitag ist der heftigste Tag!“, sagt er, „da stehen die Durstigen manchmal in vier Reihen auf ihre Tische wartend an der Theke.“ Matija Karakas freut sich, wenn die eintreffenden Stammgäste ihm einen Gruß zurufen, während er an den Zapfhähnen mit den Bestellungen jongliert. Seit vier Jahren ist hier sein Platz „an einem Ort, wo auf Augenhöhe gearbeitet und mit Stil bewirtet wird“.

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Telefonische Reservierungen gibt’s viele: Daniela Karakas und ihre Gasthaus-Kolleginnen und -Kollegen tragen sie geduldig – und analog! – in den großformatigen Terminkalender ein.  Foto: Michael C. Möller 
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Frische Früchte für die legendäre Altbier-Bowle schneiden: Qualität besteht aus vielen kleinen Schritten (und Schnitten).
Foto: Michael C. Möller

Die Klinke in die Hand geben sich die Eheleute Karakas im Gasthaus (Anmerkung der Redaktion: In dritter Generation von Josef Horstmöller unterstützt von seiner Schwester Katja geführt) und auch zuhause, die Mobilität ist über einen Motorroller und Busfahren zwischen Münsters Westen und dem Gasthaus geregelt. In der raren gemeinsamen Freizeit (sonntags und montags ist das Gasthaus geschlossen) stehen natürlich die Kinder im Mittelpunkt – Ausflüge ins Schwimmbad und Spielplatzbesuche sind da hoch im Kurs. „Wir haben großes Glück, dass wir beide hier im Gasthaus arbeiten,“ so Daniela Karakas. „Auch, weil es ein echtes Familienunternehmen ist.“ 

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Foto: Michael C. Möller

Altes Gasthaus Leve

Seit 1607, weit vorm Westfälische Friedensschluss, besteht das Alte Gasthaus Leve, die älteste Gaststätte Münsters. Sowohl die Ausstattung mit Delfter Kacheln, Ölgemälden, Kupferstichen und kostbarem, altem Hausgerät als auch die altmünstersche und westfälische Küche sind legendär, von zehn Sorten Bier vom Fass ganz zu schweigen. Ge­öffnet ist von Dienstag bis Samstag von 12 bis 24 Uhr – am Alten Steinweg 37.

gasthaus-leve.de
Ergänzende Leseempfehlung: münster-inside.de/eat-and-drink/restaurants/gasthaus-leve