MÜNSTER! Magazin

Das neue Spielzeitheft ist jetzt erhältlich – auch online! Darin findet sich nicht nur eine Programmübersicht, es steht auch mit vielen Impulsen für einen Aufbruch in eine neue Zeit am Theater Münster. Foto: Christine Kunert

N°116


OFFEN FÜR ALLE!
Unser Theater Münster

Ein neues Kapitel schlägt das Theater Münster in der jetzt im September beginnenden neuen Spielzeit auf. Und damit meinen wir nicht „einfach nur“ das ja in jedem Jahr erscheinende Spielzeitheft samt Inhalt. Nein. Das neue Team verspricht uns auch konzeptionelle Veränderungen, Miteinander, Mut – und Öffnung. Sowie: Intensive Verhandlungen. Wir sprachen mit der Generalintendantin (und Leiterin des Musiktheaters) Dr. Katharina Kost-Tolmein.

Text britta heithoff


Einen Ort, „wo man richtig gerne hinkommt“, möchte Generalintendantin Katharina Kost-Tolmein gemeinsam mit ihrem Team schaffen. Alles rankt um das Thema „Verhandlungen“ und das nicht zuletzt, weil Münster als Stadt des Westfälischen Friedens schon historisch gesehen eine Stadt der Verhandlungen ist. Verschiedene Positionen – eine gute Verhandlungsbasis – gemeinsame Ergebnisse und Erlebnisse: Auch alle Sparten des Theaters Münster haben sich „in Verhandlung begeben“ und zusammen für die kommenden Jahre und nun zunächst für die neue Spielzeit gemeinsam auf den Weg gemacht. Aus un­terschiedlichen Regionen Europas sind Remsi Al Khalisi (Schauspieldirektor), Lillian Stillwell (Tanzdirektorin und Chefchoreografin), Angela Merl (Leiterin Junges Theater und künstlerische Vermittlung) und Katharina Kost-Tolmein selbst (Generalintendantin und Leiterin Musiktheater) nach Münster gekommen, und sie bilden nun mit Golo Berg  (Generalmusikdirektor) und Rita Feldmann (Verwaltungsdirektorin) eine bunte Einheit voller Energie.
 

Verhandlungsfreudig 

„Bei allem gilt: Wir sind alle verschieden und alle willkommen! Sollte es Differenzen geben: Lassen Sie uns reden – oder schreiben – oder gebärden – oder singen, spielen, tanzen, und hoffentlich auch immer wieder feiern!“ Mit diesen Worten endet das Intro im neuen Spielzeitheft, und in diesem Abbinder steckt auch zwischen den Zeilen sehr viel von dem, was wir erwarten und auch als Besucherinnen und Besucher mitgestalten dürfen. Mit Konzepten in „Leichter Sprache“, Reihen wie „Theater entspannt“, mit Gebärdensprachdolmetschern und vielen weiteren Inklusionsansätzen sind hier schon reichlich Pflöcke eingerammt, um alle, ja wirklich alle „mitzunehmen“. Ins Theater Münster.  

Alles inklusiv! 

Zu allen Seiten wird das Theater Münster sich in der neuen Spielzeit öffnen: Zu Nachbarschaft und Innenstadt, in die Stadteile hinein, in Richtung aller Generationen, zu krassen Theaterfans und zu den noch eher Zögerlichen. Barrieren abbauen heißt dafür das Stichwort – und das schließt physische und mentale, sprachliche und soziale sowie finan­zielle Hindernisse ein. Und wenn auch die historischen Mauern unseres heißgeliebten Theaterbaus an der Neu­brückenstraße fest und stabil sind: Im Sinne des Barrierenabbaus und des fluiden Miteinanders weichen sie nun (jedenfalls symbolisch) zugunsten von Transparenz und Durchlässigkeit für ein großes Miteinander.  

Fließende Grenzen 

Übrigens gehören auch Partys dazu! Ebenso Matineen, Late-Nights, Open-Stages, Stadtraumprojekte, Flashmobs, offene Foyers, Live-DJs und vieles mehr, was die Grenzen fließend werden lässt und Menschen sowie Generationen locker zusammenbringt. Apropos: „Was erhoffst Du Dir für die nächste Generation?“ So lautet die zentrale Frage für die neue Spielzeit, und nach­folgend lesen Sie einige der nachdenklich machenden, überraschenden und vielfältigen Antworten aus dem 
Theater Münster:

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Jetzt geht’s los 

Mit einem großen Theaterfest und mehreren Premieren startet am Samstag, 17. September, die neue Spielzeit – Bühnen, Räume, Herzen und Gesichter: Alles ist dann offen für alle Gäste, nach dem Motto: einfach kommen und dabei sein, wenn es mitten hinein geht in die Theatersaison des neuen Teams, das auch nach außen hin schon mit Frische und Farben für Aufmerksamkeit sorgt.  

Das neue Erscheinungsbild 

Von der ikonischen Architektur des einst vom Quartett Deilmann, von Hausen, Rave und Ruhnau entwickelten Theaterbaus abgeleitet ist das Design der Spielzeithefte, Plakate, Postkarten und Veröffentlichungen, die uns jetzt mit Farb­flächen nahezu entgegenspringen. Die von Gebäudedetails inspirierten grafischen Elemente in leuchtenden Farben, die durch Überlappungen immer neue Tönungen und Formen ergeben, stehen für Schnittmengen, die sich auch als Analogien verstehen lassen: als Sinnbilder für das, was aus Verhandlungen entstehen kann. Nämlich Neues, das möglich wird, wenn Meinungen vorurteilsfrei und ergebnisoffen „übereinandergelegt werden“ (so ist es sinngemäß im Spielzeitheft erläutert). Das neue Erscheinungsbild wurde vom renommierten Bureau Johannes Erler aus Hamburg konzipiert und „steht in unzähligen Formen- und Farbenspielen für eine offene, lichte und transparente Gesellschaft, deren höchstes Gut die Freiheit ist, über (fast) alles verhandeln zu können“. Word! 

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Die Farbflächen des neuen Kommunikationskonzepts basieren auf architektonischen Elementen des Theaterbaus. Überlappungen symbolisieren unter anderem auch „Verhandlungen“. Abbildung: Bureau Johannes Erler

„Theater bedeutet: Nicht nur hingehen und das Stück sehen. Sondern auch sich fragen: Was macht das mit mir?“ Katharina Kost-Tolmein

Das Team

Und wer sind sie nun, die Köpfe hinter den Konzepten? Eine quirlige Truppe, wie uns scheint! Und wir empfehlen: Besuchen Sie diese für Gespräche offenen Expertinnen und Experten doch einfach mal im Theater. Gerade „die Neuen“ freuen sich, wenn sie durch reale Begegnungen ihrem Publikum und unserer Stadtgesellschaft noch näher kommen und so unser Münster noch besser verstehen. Klasse finden wir, dass sie alle schon Lieblingsplätze in Münster benennen können. Tolle Anknüpfungspunkte, um ins Gespräch zu kommen!

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Auf dem Weg in die neue Theatersaison(von links): Generalintendantin Dr. Katharina Kost-Tolmein, Generalmusik­direktor Golo Berg, Tanzdirektorin Lillian Stillwell, Schauspieldirektor Remsi Al Khalisi, Verwaltungsdirektorin Rita Feldmann, Leiterin Junges Theater Angela Merl. Foto: Peter Leßmann

Die „Neuen“ und ihre Lieblingsplätze in Münster  


„Die Gasselstiege in Kinderhaus ist mein Lieblingsort in Münster. Der große Himmel erinnert mich an meine erste Heimat, Minneapolis (USA) und die Natur direkt am Stadtrand an meine zweite, Basel (CH).“ 
Lillian Stillwell, Tanzdirektorin  

„Die Brunnenskulptur Sketch for a Fountain von Nicole Eisenman an der Promenade am Kreuztor ist zur Zeit mein Lieblingsort in Münster. Genderfluide Gestalten an einem Ort, der als Cruisingarea Eingeweihten bekannt ist, eine Skulptur, die nach antisemitischen und homophoben Schmierereien in privater Eigeninitiative von Münsteraner*innen dauerhaft für die Stadt erworben wurde. Ein Ort, der für Toleranz steht und für ein ,queeres Arkadien‘.“ 
Remsi Al Khalisi, Schauspieldirektor  

„Ich mag sehr gerne den Hafen, auf der Mauer sitzen, weil dort immer alle Generationen zusammenkommen.“ 
Angela Merl, Leiterin Junges Theater 

 „Mein Lieblingsort in Münster liegt im Moment im Süden des Aasees: Wiesen, Wald, Wasser und der Blick auf die Stadt – alles da.“ 
Katharina Kost-Tolmein, Generalintendantin und Leiterin Musiktheater

Einzelverkauf UND Abo 

Theater ist immer eine gute Idee. Gehören Sie zu denen, für die ein Abo infrage kommen könnte? Dann freuen Sie sich, dass die Abos nach längerer Zeitpause zurück sind. Auf der Internetseite des Theaters Münster finden Sie einen eigenen Aboflyer, den Sie einsehen oder herunterladen können, um die ganze Vielfalt der Optionen in Erwägung zu ziehen. „Ein Abo ist immer auch ein Vertrauensbeweis und besonderer Support“, bestätigt das Theater-Team dankbar. Und freut sich überdies natürlich immer auch über spontane und vereinzelte, vielleicht auch bislang „theater-unerfahrene“ Gäste, die zu sich selbst oder anderen sagen: „Jetzt habe ich Lust auf Theater, los geht’s!“. 

www.theater-muenster.com

Unsere neue Generalintendantin 

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Die 1973 geborene Dr. Katharina Kost-Tolmein studierte Klavier in Karlsruhe und Brüssel sowie Musikwissenschaften und Philosophie in Heidelberg. Erste Engagements führten sie ab 1997 in die Operndramaturgie des Nationaltheaters Mannheim und ans Theater Heidelberg. 2005 promovierte sie mit einer Arbeit über „Das tragico fine auf venezianischen Opernbühnen des späten 18. Jahrhunderts“. Im selben Jahr kam sie als Musikdramaturgin ans Theater Lübeck, wo sie seit der Spielzeit 2007/2008 als Leitende Musik­dramaturgin und Stellvertreterin des Operndirektors arbeitete. 2013 wurde sie Operndirektorin am Theater Lübeck. Seit dem 1. Januar 2022 hat sie bei uns am Theater Münster die Amtsgeschäfte ihres Vorgängers Ulrich Peters übernommen. Im August startete sie mit ihrem neu formierten Team – selbst als Leiterin des Musik­theaters und Generalintendantin. „Ich wohne im Geistviertel und bin gut in der Stadt angekommen. Schön ist, dass jetzt auch die Familie inklusive Labrador Filou hier in Münster vor Ort sein und Münster voll und ganz ent­decken kann.“

DIE ERSTEN PREMIEREN

Hier kommt keiner durch!  

Samstag, 17. September
Nach dem gleichnamigen Bilderbuch von Isabel Minos Martins und Bernardo P. Carvalho, 
ab 5 Jahren, 
Extra: Mobil für Schulhöfe!   

Furien  

Samstag, 17. September 
Tanzabend von Lillian Stillwell, 
Kleines Haus, 
Extra: Uraufführung!   
 

Der Katze ist es egal  

Sonntag, 25. September 
Nach dem gleichnamigen Roman von Franz Orghandl, 
Studio, 
ab 9 Jahren   

Orestie 

Freitag, 30. September  
Aischylos / Sivan Ben Yishai / Miroslava Svolikova / Maren Kames, 
Großes Haus, 
Extra: Uraufführung   

Leben des Orest

Samstag, 1. Oktober   
Oper von Ernst Křenek, 
Großes Haus