MÜNSTER! Magazin

Die bunte Welt von Coppenrath hat nun ein weiteres Zuhause gefunden: Unter anderem der Showroom ist im neuen Speicher III am Hafen angesiedelt. Atemberaubend schön und mit Wasserblick! Foto: Peter Leßmann

N°111


Eins, zwei, Speicher III!

Wer sich mit Münsters Hafen beschäftigt, der kommt am Coppenrath Verlag kaum vorbei. Schon vor fast 25 Jahren hat Ideenwunder und Verleger Wolfgang Hölker hier die „Kreativisierung“ maßgeblich vorangetrieben. Mit dem Neubau des Speichers III ist nun ein weiterer Baustein im Ensemble entstanden. Verlagsgeschäftsführer Dr. Lambert Scheer nahm uns mit in die neue und zugleich vertraut-verspielte Location direkt am Wasser …

Text britta heithoff


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Große Speicherliebe! Die „Nummer III“ ganz rechts ist im Ensemble mit den historischen Nachbarn geplant, ein durchdachter Neubau – mit Charme. Foto: Peter Leßmann 

Hausmesse bei Coppenrath – das ist für Buch- und Einzelhändler Jahr für Jahr ein besonderer Termin im Kalender und bis vor Kurzem fuhren sie dafür (und für ein sinnliches Eintauchen in die Verlags- und Bücherwelten sowie die Inspirationslandschaften rund um Geschenkartikel und Papeterie) die Alte Feuerwache in der Bernhard-Ernst-Straße am Hafen an. 

Aufgeregte Premierenstimmung lag nun in diesem Januar in der Luft. Denn der Showroom war erstmals im neu gebauten Coppenrath Speicher direkt am Hafenbecken zu finden. In einem Neubau? Das wundert die Kenner des umtriebigen Verlagsunikums Coppenrath bestimmt ein bisschen, denn Hölker, Coppenrath, Die Spiegelburg und alles, was sonst noch dazugehört, sind eigentlich für kreative Umnutzungen von Bestandsgebäuden bekannt. 
 

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Foto: Peter Leßmann
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Foto: Peter Leßmann

An dieser Stelle ein kurzer Blick zurück: 1977 übernahm Wolfgang Hölker den 1768 durch Josef Heinrich Coppenrath gegründeten und lange am Prinzipalmarkt gegenüber dem Rathaus ansässigen gleichnamigen Verlag. Jedem Münsterkenner dürfte Hölkers allererster Verlagssitz im denkmalgeschützten Haus an der Martinistraße (erbaut 1763–1766, Postanschrift von Hase Felix aus dem gleichnamigen Kinderbuch und heute Sitz der Roest­bar Theater) bekannt sein. Ein außergewöhnliches und einzigartiges Gebäude. Hier war der Coppenrath Verlag in den ersten fast 20 Jahren zu Hause, bis er 1998 in den Speicher I am Hafen umzog – zu einer Zeit, als die Hafengegend in Münster noch weitestgehend industriell genutzt war, gehörte der Umzug des Verlags zu den Treibern der Entwicklung zum Kreativkai Hafen Münster. Gut zehn Jahre später erschloss Wolfgang Hölker dann zusätzlich ein weiteres ungewöhnliches Bestandsgebäude für sich und seine Verlagsteams: die Alte Feuerwache, ebenfalls unweit des Hafenbeckens und genau wie das Haus an der Martinistraße und der Speicher I durch alte Bausubstanz und fortan durch die Art, wie diese mit buntem Coppenrath-Leben gefüllt wird, geprägt.
 

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Zwei Mitarbeiterinnen, die schon viele Coppenrath-Wege freudig mitgegangen sind: Eren Aydin (seit 26 Jahren im Team) und Anke Behrens (sonst am Empfang im Speicher I anzutreffen) ist die Begeisterung für die Arbeit im neuen Showroom im Speicher III förmlich anzusehen. Foto: Peter Leßmann
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Foto: Peter Leßmann

Dazu muss man wissen: Verleger Wolfgang Hölker ist Jäger und Sammler der besonderen Art. Alte Schätze haben es ihm angetan, und er hat einen untrüglichen Riecher für Flohmarktfunde, Antiquitäten, für die Weiter- und Umnutzung schon lang geliebter, ausrangierter Ausstattungs- und Dekorationsgegenstände. Aus aller Welt hat er in den vergangenen 50 Jahren vom kleinsten Knopf bis zum Scheunentor, von einer locker dreistelligen Zahl Kronleuchter bis zur kompletten Kneipeneinrichtung so ziemlich alles zusammengetragen, was wir uns vorstellen können. Ein Lied davon singen kann Isabell zu Dohna. Die gelernte Produktdesignerin ist die „lebendige Festplatte“ aller historischen Lagerbestände und Errungenschaften, seit über 23 Jahren mit dem Verlag verbunden und in Hölkers Sammelleidenschaft hineingewachsen. Die Frage „Wir hatten da doch noch …?“ ist oft der Auftakt eines Gesprächs zwischen ihr und der Verlagsleitung, und nicht selten entsteht daraus eine neue Dekorationswelt, ein Detail für eine Büroausstattung oder gar gleich eine ganz neue Produktwelt, die aus einem früheren Zufalls- oder Flohmarktfund abgeleitet wird und/oder Kulisse für Coppenraths Bücher- und Warenwelten wird. Das war schon immer so und ist auch heute noch so – auch im neuen Speicher III, den das Familienunternehmen mit über 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nun ebenfalls mit Leben, Kreativität und Überraschungen füllt. Wohl jeder von uns hat schon Produkte aus dem Hause Coppenrath oder auch Die Spiegelburg oder Hölker in den Händen gehalten. Wer nach besonders liebevollen Geschenkartikeln, nach außergewöhnlichen Kinderbüchern und preisgekrönten Kochbüchern Ausschau hält, der landet sicherlich bei den Kreativen vom Hafenkai und ihren Produkten. Und das inzwischen nicht nur in ganz Deutschland, sondern auch in über 30 weiteren Ländern – die Ideen aus Münster sind nicht nur besonders vielfältig, sondern eben auch schon lange international erfolgreich.

„Der neue Speicher III ermöglicht uns noch einmal völlig neue Möglichkeiten – und dann dieser Blick übers Wasser und das Licht!“ 
Isabell zu Dohna

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Persönliche Beratung in der inspirierenden Umgebung des neuen Showrooms im Speicher III: Hildegard Peppinghaus ist langjährige Stammhändlerin aus Wolbeck, „mit einem grandiosen Sortiment und Service“, so Lambert Scheer (rechts). Besonders gefreut haben wir uns auch, dass Vertriebsleiter Manuel Knemöller (links) uns fast beiläufig verriet, dass er MÜNSTER! Abonnent der ersten Stunde ist und alle 110 Ausgaben (!) aufbewahrt hat. Solche Begegnungen machen uns froh. Foto: Peter Leßmann 
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Im Speicher III hilft nun moderne Infrastruktur – Klimatechnik, Beleuchtung, Telefonie, Server, alles „flatschneu“ – der Charme aber entsteht durch die Ausgestaltung, die die ganz typische Coppenrath Handschrift trägt. Eine gelungene Verbindung! Foto: Peter Leßmann
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Foto: Peter Leßmann

Nun aber zurück in den Speicher III, den Bauherr Wolfgang Hölker auf einer Grundstücksfläche von 2.400 Quadratmetern gleich neben den Speichern I (ebenfalls Coppenrath Verlag) und II (mit Ateliers und Kunsthalle) vom Architekturbüro Pfeiffer, Ellermann, Preckel mit knapp 3.700 Qua­dratmetern Gebäudefläche im Ensemblegedanken zur Speichernachbarschaft errichten ließ. Hier sind nun das Ingenieurbüro Nordhorn als Mieter (vormals im H7 auf der anderen Hafenseite zu finden) und eben Coppenrath selbst zu Hause. Was wir klasse finden: Für den Bau wurden überwiegend Unternehmen aus der Region beauftragt, der Speicher trägt so eine münsterländische Handschrift, die Ziegelexperten von der Klinkermanufaktur Janinhoff haben die Klinkersteine für dieses besondere Gebäude individuell gebrannt. Es ist schön, dass wir einen ausgiebigen Blick in den Speicher III werfen durften, denn im Alltag ist das Gebäude mit all seinen Überraschungen natürlich nur Mitarbeitern und Verlagsgästen vorbehalten und nicht frei zugänglich. 

Interessant sind aber auch schon die Außendetails, die sicher vielen Hafen-Erkundern und Spazierenden zukünftig Freude bereiten werden. „Die Sammelleidenschaft, die jeden Winkel unserer Verlagsgebäude prägt, findet sich auch in den Außenbereichen unseres Neubaus wieder, oft mit Geschichten und Augenzwinkern versehen“, erzählt Lambert Scheer, der bereits 2016 die Geschäftsführung bei Coppenrath übernommen hat. „Die vier je zwei Meter hohen Steinfiguren auf dem Dach symbolisieren Frühling, Sommer, Herbst und Winter und sind als Gruß an die westfälischen Bauern zu verstehen, die früher hier im 
Hafen ihre Kornspeicher hatten und deren Arbeitsabläufe sich natürlich an den Jahreszeiten orientierten. Apropos Bauernschaft: Aus Eggerode stammen die auf der Auffahrt zum Speichervorplatz verbauten Sandsteinplatten, die wir bei einem Hofabbruch gerettet haben. Und wissen sie, woher die auffälligen Tore stammen? Vom Schrottplatz!“ Geschichten erzählen können sie, die Köpfe des Coppenrath Verlags, das spüren wir auch jetzt. Sie handeln von Eingangstüren, die vormals Grachtenhäuser in Amsterdam und Pa­trizierhäuser in Mechelen verschlossen, von stilvollen Fallarmmarkisen zum Sonnenschutz, 
Büros mit Balkonen zur Wasserseite, von Antiquitäten und Kostbarkeiten, um die der Speicher sozusagen drumherum gebaut wurde. Womit wir wieder mittendrin im neuen Verlagshaus im Speicher III wären. 

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Wir wissen ja nicht, wie Ihre Geschäftsräume aussehen … aber die neue Buchhaltung von Coppenrath (ganz oben), der Besprechungsraum (oben, hier mit Steuerberater Werner Holtkamp, Dr. Burkhard Scheer, neuer kauf­männischer Leiter, Heike Kracht, Leiterin Coppenrath Distribution, Wolfgang Kuhls, scheidender kaufmännischer Leiter) und viele Details (rechts) lassen spüren, dass hier ein besonderer Geist weht. Foto: Peter Leßmann
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Foto: Peter Leßmann
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Foto: Peter Leßmann

„Helle Büros zur Wasserseite! Unsere Arbeit mit den Zahlen erscheint in ganz neuem Licht.“ 
Ralf Holtkamp

Wie alle vorherigen „Zuhauses“ von Coppenrath ist nämlich auch das neue Gebäude viel mehr als ein Haus. „Nicht umsonst ziert unser Verlagslogo ein Speichergebäude“, erläutert Lambert Scheer. „Wir identifizieren uns mit unseren Häusern, sie sind uns tägliche Inspirationsquelle und tragen und beflügeln unseren ,Spirit‘. Und jetzt, wo wir in den benachbarten Speichern arbeiten – fast hätte ich ,leben‘ gesagt – entstehen auch viele Synergieeffekte und kürzere Wege, ein inspirierender Austausch untereinander zwischen den Abteilungen schenkt der gemeinsamen Arbeit neue Energie.“  

Im Speicher I sind die kreativen Programmabteilungen mit Produktentwicklung, Lektorat und Produktmanagement angesiedelt, im Speicher III nun Vertrieb, Buchhaltung, Import und Zoll, das Team Online-Shop und Spiegelburg International. Die Grenzen sind natürlich fließend. Und das genau ist der Clou, denn auch wenn die Alte Feuerwache nicht wirklich weit entfernt lag – jetzt sind die Wege kürzer, schöner, im echten Wortsinne noch naheliegender. Der nachbarschaftliche Plausch über den Zaun, wir kennen das, ist ja häufig Initialzündung für kleine oder größere Ideen. Und die sind Coppenraths Spezialität, hier schlummern definitv noch viele neue Projekte, die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ausgerollt werden. Und dafür ist nun noch mehr Platz und Inspirationsraum. Wir sind schon sehr gespannt.

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Glücklich über den neuen Speicher III: Johanna Hölker, Mitglied der Geschäftsleitung, ihr Vater, der Verleger und Bauherr Wolfgang Hölker sowie Geschäftsführer Dr. Lambert Scheer, übrigens Schwieger­sohn von Wolfgang Hölkers Schwester – ein Familienunternehmen, wie es im Buche steht. Foto: Hendrik Wardenga