N°118
Riviera in St. Mauritz
Es fühlt sich an wie ein Kurztrip an die französische Riviera, wenn man das Haus von Patrizia und Frank in St. Mauritz betritt. Französische, spanische und ein paar wenige chinesische Möbel und Dekoelemente wurden stilvoll zu einem Gesamtkunstwerk arrangiert.
Text Ulrike Meywald
Franks Mutter fand die Annonce für das Haus, Baujahr 1943, „im Dornröschenschlaf“ vor 17 Jahren und ihr Stil legte die Grundlage für die heutige Einrichtung. „Sie hat, gemeinsam mit ihrem Mann, viele Jahrzehnte lang Häuser auf der ganzen Welt eingerichtet“, erzählt Patrizia. Um das Haus aus dem Dornröschenschlaf zu holen, wurde es kernsaniert und man entfernte Innenwände, sodass fließende Räume entstanden, die durch große, französische Klappläden wieder unterteilt werden können. Frank ließ alte Eichendielen in verschiedenen Breiten verlegen, wie man sie auch in Gasthäusern findet. Durch den Alterungsprozess sind sie unempfindlicher. Die Küche wurde im Landhausstil mit einem großen Gasherd von La Cornue und Holzmöbeln eingerichtet. Damit die Küchenschränke direkt Patina erhielten, wurden sie von einer Fassmalerin gestaltet.
Gekommen um zu bleiben
Viele der Fundstücke, die Frank und seine Eltern auf Antikmärkten in Paris oder Südfrankreich fanden, durften auch nach Patrizias Einzug bleiben. Sie lernte Frank drei Jahre nach dem Tod ihres Mannes kennen und zog vor acht Jahren ein. „Vorher haben mein Mann und ich lange mit den zwei Kindern im Kreuzviertel gewohnt und sind kurz vor dem Tod meines Mannes auf einen ehemaligen Bauernhof an der Werse gezogen.“ Da waren der Sohn und die Tochter schon erwachsen und, als sie Frank kennenlernte, bereits ausgezogen. „Der Abschied vom Hof ist mir schwergefallen, denn er war sehr schön.“
Dort war sie mit einem Mix aus Landhaus- und modernen Möbeln eingerichtet. „Dieses Haus hier hat mir aber auch von Anfang an sehr gefallen.“ Da Frank das Einrichtungsgen seiner Eltern geerbt hat, macht es ihm Spaß, regelmäßig etwas umzugestalten, und so hat das Paar in den letzten Jahren eigene Fundstücke hinzugefügt oder ersetzt.
„Ich habe vor allem die Farben geändert“, erinnert sich Patrizia, „denn ich mag es reduzierter.“ Die in einem grauen Grünton gestrichenen Wände im Wohnzimmer verdunkelten nach ihrem Geschmack den Raum zu sehr, sodass sie sie in einem gebrochenen Weiß streichen ließ. Ein knallrotes Sideboard im chinesischen Stil wurde durch eine schwarz-weiße Sitzbank ersetzt.
Die Accessoires in Creme- und Weißtönen werden ergänzt durch raue Holzoberflächen und Akzente in Blau-Weiß. „Viele der französischen Möbel finde ich wunderschön und habe auch kein Bedürfnis, sie zu ersetzen.“ Da sind der große Buffetschrank vom Antikmarkt oder der filigrane Schreibtisch im lichten Erker, von dem aus man einen wunderschönen Ausblick in den Garten hat.
Lieblingsplätze
Franks und Patrizias Lieblingsplatz im Winter ist die Kaminecke, die mit einer vom Schreiner gefertigten und mit dicken Samtkissen belegten Sitzbank zu kuscheligen Abenden am Feuer einlädt.
Die überdachte Terrasse hat die Anmutung einer Veranda und ist der zweite Lieblingsplatz des Paares. Mit Tischleuchten, die man eher innen erwartet hätte, der großen Tafel und den mit Fellen bestückten Rattanstühlen lädt der Platz zum Essen in großer Runde ein. Da beide gern Gastgeber sind, fällt auch die Tafel im Esszimmer entsprechend groß aus. „Der Tisch ist eines der Möbelstücke, die neu hinzugekommen sind“, erzählt Patrizia. Es ist ein alter Gesindetisch von etwa vier Metern Länge. „Der Nachteil der Gesindetische ist, dass man seine Beine nicht so gut darunter verstaut bekommt, aber das haben wir mit sehr bequemen Polsterstühlen wieder ausgeglichen.“
In der Küche, am runden Holztisch, sitzt Patrizia am liebsten zum Kaffeetrinken, Zeitunglesen oder Spanisch lernen. Die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin spricht zwar fließend Englisch und Französisch, hält sich aber gern in Spanien auf und möchte sich dabei auch in der Landessprache unterhalten können.
Das Obergeschoss erlebte bei der Kernsanierung vor 17 Jahren die größte Veränderung. „Frank erzählte mir, dass es statt eines Bades nur ein Baustellen-Klo gab, was auf den blanken Dielen stand, und das gesamte Dach noch nicht ausgebaut war“, erinnert sich Patrizia. Statt des Baustellen-Klos findet man nun ein Herren- und ein Damenbad, die mit antiken Spiegeln und ebenfalls von der Fassmalerin gestalteten Holzschränken stilvoll den Rest des Hauses komplettieren.