MÜNSTER! Magazin

Als er das Anwesen vor drei Jahren entdeckte, verliebte er sich sofort hinein. Der neue Besitzer von Haus Empte bei Dülmen, der Unternehmer Heinz-Jürgen Buss. Foto: Jörn Schumacher

N°129


Alte Burg, neues Business

Wer auf der Landstraße zwischen Dülmen und Darup vorbeifährt, sieht fast nichts. Erst wer Tor und Kiesweg passiert, landet in einem kleinen Paradies, historisch wertvoll und zugleich gemütlich anheimelnd. Dass das über 1000 Jahre alte Münsterländische Kleinod Haus Empte nun wieder in neuem Glanz erscheint, ist Heinz-Jürgen Buss und seiner Frau Andrea zu verdanken. 

Text jörn schumacher


Einschüchtern sollte der imposante Zuweg aus Kies wohl damals schon, als hier noch eine Burg stand. Haus Empte lässt sich bis auf das 14. Jahrhundert zurückführen, die ersten Bewohner gab es nachgewiesenermaßen schon im neunten Jahrhundert. Das ehemalige Rittergut im Dülmener Ortsteil Kirchspiel ist heute Sitz der Buss Kapital und Investment KG. Noch heute wird die von dichten Hecken geschützte Anfahrt zu einer Art Schleuse, von Dülmen zu einem alten Rittergut, das jetzt einen modernen Kern hat. 

„Ich war jahrzehntelang Geschäftsführer und Gesellschafter verschiedener Unternehmen“, sagt Heinz-Jürgen Buss. Mit Mitte 50 stand für ihn die Frage im Raum: so weitermachen oder vorher eine Abzweigung nehmen und beruflich einen neuen Weg einschlagen? Ein repräsentatives Büro für eine eigene Firma musste gefunden werden. Als er vor drei Jahren das etwas heruntergekommene Haus Empte bei Dülmen entdeckte, verliebte er sich sofort in das Anwesen, so der Unternehmer, der sehr naturverbunden ist.  

Seine Frau und die Tochter, die beide im Pferdesport tätig sind und jeweils ein Pferd besitzen, waren sofort begeistert; und der hinzugerufene Architekt gab grünes Licht. Allerdings betonte dieser von Anfang an, es stünde viel Renovierungsarbeit an. Der Denkmalschutz sagte auch zu, die Nutzung, mitsamt dem Pferdestall, entspreche dem historischen landwirtschaftlichen Kontext, hieß es. Heute sind im komplett renovierten Hauptgebäude Buss’ Büro sowie Privaträume, gegenüber der Stall, der optisch haargenau an das historische Original angelehnt ist, darin befinden sich vier Pferdeboxen.

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Das wunderschöne ehemalige Rittergut mit Pferdestall lässt sich bis ins 14. Jahrhundert zurückführen. Foto: Jörn Schumacher  

Baumberger Sandstein, 
„Marmor des Münsterlandes“ 

Über 1.000 Jahre war Haus Empte durchgängig in Besitz von Münsterländischen Adelsfamilien, eine Burg mit Gräfte und Burgtor. Zunächst als Sitz der Ritter von Empte, in jener Zeit muss es zahlreiche Scharmützel mit anderen Adelshäusern gegeben haben, weiß Buss, der sich mit der Geschichte des Anwesens intensiv auseinandersetzte. Dabei wurde die Burg öfter zerstört und wieder aufgebaut. Die Archive des LWL bezeugen einen Friedensschluss im Jahr 1319 zwischen den Rittern von Empte und denen von Weddern. Der Fürstbischof von Münster vermittelte damals, in Gedenken daran wurde ein Bildstock errichtet – eine Replik davon steht noch immer an der Einfahrt zum Anwesen, aber auch die ist immerhin aus dem 18. Jahrhundert. 

Der letzte männliche Stammhalter von Empte starb 1470 bei einer Fehde, sagt Buss. „Und die letzte überlebende Dame des Hauses wurde auf einer Sänfte hier hinausgetragen und in ein Kloster gebracht. Das hört sich wie ein Märchen an, ist aber alles nachlesbar.“ Historiker führen den Namen übrigens auf das Wort Emnithi zurück, später waren die „von Emete“ die ersten Namensträger. Ihr Wappen: ähnlich dem der Herren von Merfeldt ein schräges Gitter. „Das Wort bedeutete wahrscheinlich so etwas wie ‚tief und feucht‘“, sagt Buss. Das Anwesen liegt noch heute etwas tiefer zwischen den angrenzenden Wiesen und zwischen dem Welter Bach und dem Karthäuser Mühlenbach. Später wurde das Haus von den üblichen lokalen Adelshäusern immer weitervererbt: Dülmen, Visbek, Raesfeld, Billerbeck, Twickel und so weiter.

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Geschäftsmann Buss ließ einen Rundweg um das Anwesen anlegen - perfekt für kurze Pausen bei langen Meetings, wie er feststellte. Foto: Jörn Schumacher

„Das hört sich wie ein Märchen an, ist aber alles nachlesbar.“ 
Heinz-Jürgen Buss

Um 1770 gehörte es der Familie von Merveldt, da war es schon ziemlich zerfallen. Die Burg wurde nicht erneut aufgebaut, stattdessen wurde ein Herrenhaus und mehrere Wirtschaftsgebäude errichtet. In den vergangenen 150 Jahren war Haus Empte dann an eine Familie namens Selting verpachtet – ein Abkömmling davon wohnt noch immer in der Nachbarschaft. „Er wurde im Haus Empte geboren und lebte dort bis zum 10. Lebensjahr, erzählte er uns. Natürlich freute er sich, dass neues Leben im Haus entsteht“, sagt Buss. 

Das heutige Büro und die Küche wurden nur noch von maroden Metallstützen gehalten, der Boden musste komplett erneuert werden. Der Boden und das Dach bekamen eine moderne Wärmedämmung, die Fenster sind neu, eine Fußbodenheizung wurde eingebaut. „Vorher wurde es in diesem Haus nie wärmer als 18 Grad“, sagt Buss. Haus Empte ist weder ans öffentliche Abwasser noch ans Frischwassersystem angeschlossen. Die Familie musste daher eine Klär- und eine Brunnenan­lange auf dem Grundstück bauen, ebenso wie ein Strom-Aggregat – für alle Fälle. 

Die Außenwände sind aus Baumberger Sandstein gebaut, entsprechend beauftragte das Ehepaar Buss den Steinmetz Fark aus Havixbeck mit der Ausbesserung. Der bekannte „Marmor des Münsterlandes“ ziert bekanntermaßen nicht nur viele altehrwürdige Gebäude der Region wie den münsterschen und den Osnabrücker Dom, sondern kam sogar beim Kölner Dom zum Einsatz. 

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Das Land NRW verlieh dem Projekt nach seiner Renovierung die Denkmalplakette. Foto: Jörn Schumacher

Rundweg (nicht nur) für Geschäftskunden 

Das älteste Gebäude auf dem Grundstück ist das Torhaus, es stammt aus dem 15. Jahrhundert. Darum installierte Familie Buss hier auch die Denkmalplakette des Landes Nordrhein-Westfalen, die sie verliehen bekommen hat. Im Gewölbekeller finden sich offenbar noch die ursprünglichen Mauern der Burg. 1.000 Jahre alte Mauern hat wahrlich nicht jeder unter seinem Arbeitszimmer. Ältere Menschen kamen auf Buss zu und berichteten, dass sie als Flüchtlingskind im Haus untergebracht waren, andere suchten bei Fliegerangriffen im Kellergewölbe Schutz. Der LWL in Münster sowie der örtliche Heimatverein interessierten sich bald brennend dafür, was nun aus dem alten Haus Empte werden würde. 

Das Ziel, ein repräsentatives Büro zu schaffen, ist Buss rundum gelungen. In dem altehrwürdigen, aber von Grund auf renovierten Gebäude, ist nun die Buss Kapital und Investment KG ansässig. Buss’ Arbeitsfeld sind Immobilien, Unternehmensbeteiligungen sowie Investments in kleine, aber vielversprechende Start-ups, die Unterstützung und Beratung gebrauchen können. Der Stolz, die Verbindung zwischen tausend Jahre altem Rittergut und modernem, smartem Business  hinbekommen zu haben, ist den neuen Besitzern anzumerken. Für seine Geschäftspartner hat Buss eine kleine Besonderheit parat: „Rund um das Haus haben wir einen Weg angelegt. Wer sich beim Gang um das Rittergut und den Teich erst einmal die Beine vertreten und frische Luft geschnappt hat, der geht danach erfrischter wieder ans Werk. Manche Verhandlung läuft dann gleich viel besser“, sagt Buss lächelnd. „Schon mehrmals erfolgreich getestet!“

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Foto: Jörn Schumacher 
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Heute ist in dem renovierten Gebäude das Büro der Buss Kapital und Investment KG. Foto: Jörn Schumacher

Potenzial hat das Rittergut Haus Empte noch viel. Im Torhaus könnten Räume eingerichtet werden,  ein geräumiger Dachboden im ersten Stock des Haupthauses könnte noch ausgebaut werden. Aber jetzt will Familie Buss erst einmal durchatmen und richtig ankommen auf dem alten, neuen Rittergut. Das Wappen von Haus Empte wollen die Buss’ auf jeden Fall noch über dem alten Kamin anbringen. Und an dem einen oder anderen Abend kann sich die Familie auf die am Bach aufgestellte Holzbank setzen und zufrieden auf das bislang Geschaffte blicken. Und vielleicht reitet ja dann in Gedanken der eine oder andere Ritter die lange Toreinfahrt entlang.

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Ein Bilderstock an der langen Hofeinfahrt erinnert an einen historischen Friedensschluss des Jahres 1319 nach einer langen Fehde mit den benachbarten Rittern von Weddern. Foto: Jörn Schumacher